13.09.12

It is aMAZEd

aka
Itty irrt im Kreis umher und wundert sich


Lecture-Performance

15.09.2012
West-Germany
Berlin


http://berlinmaze.tumblr.com/


Come by!

11.07.12

Omi und die Boys Video


Omi und die Boys at Teenitus-Festival 2012 from itty minchesta on Vimeo.


Thanks Teenitus2012 and Anna for filming!

09.06.12

Omi & Die Boys

AtomicTitCorporation presents:
22.06.2012
19.30 Uhr

 Omi & die Boys
'17+77'


Omi (77 J.) und Die Boys (17 J.) haben was vor:
ein langes Leben voller Zorn
ne ganze Menge Schnaps und Korn
wir müssen alle sterben!

Eine exclusive und einmalige Music-Performance für das  
von Itty Minchesta und den Mommy Boys


und hier
aus gegebenem Anlass ein 77-Mix für PunkAnfängerInnen von Itty-auf-Ex:
Hans-A-Plast::Abwärts::Adverts::Circle Jerks::Buzzcocks::Sex Pistols::Mittagspause::X-Ray-Spex::The Selecter::The Ramones::The Boys::999::Undertones::Flamin' Groovies::Wipers::Minor Threat::Dackelblut::Der KFC::The Specials::Wire::Angry Samoans::7 Seconds::Patrik Fitzgerald::Fehlfarben::Trio::Ramones::X-Ray-Spex::Joy Division::Daily Terror::The Flys::Television Personalities::Cotzbrocken

mediafire

Berliner Betrüger aka Kippi by Itty

You Are Here Aka The Maze - Berlin Con Artists
Saturday, June 9th 2012
WestGermany
Skalitzer Str. 133
10999 Berlin
 
12 noon - 8 pm
(performance by Felix-Florian Toedtloff at 3 pm, art auction from 5 pm)
 
Preview:

Kippi by Itty 

'Wenn's anfängt, durch die Decke zu tropfen'

Martin Kippenberger, 1987
Installation (Holz, Plastik, Farbe)
Die Installation von Martin Kippenberger wurde am 20.10.2011im Dortmunder Museum Ostwall zerstört, als der weisse Ablagerungsrand in der schwarzen Plastikwanne von einer Putzfrau entfernt wurde.
'Berliner Betrüger' fragen:
Wo fängt Kunst an oder hört sie auf?
Ist das Original oder Fälschung?
Ist das Kunst oder kann das weg?

'Dialog mit der Jugend’

Martin Kippenberger, 1981/82
Acryl auf Holz 59x60
Martin Kippenberger war Geschäftsführer des SO36, aber das machte ihn noch lange nicht zum Punk, dachten die kleinen Punks.
Auch Itty fühlt sich durchaus beiden Seiten verbunden.
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 ""Who still believes in the original?"" Berlin "con artists" will fake important works of art which we will present and subsequently auction off in an exclusive exhibition / auction event.

In an exhibition that will finish after only 28.800 seconds, artists from Berlin will show their versions of famous art objects which will then be flogged to the highest bidder. All proceeds of the auction go towards organising a festival installation (or is it an installation festival?) named You Are Here aka The Maze (scheduled to take place in September 2012) and to the artists involved in the auction.

Ok, one more time: The fake is to serve the original! We're auctioning fake originals (or is it original fakes?) to raise funds for an arts event full of original art objects, namely the festillation instaval You Are Here aka The Maze which will take place in September. So you might say we believe in the original and the fake in equal measure, though it seems likely that this evenly distributed belief denies the original its originality, or value! therefore: ""Who still believes in the original?"" when I can get a better fake.

Participating artists:

Jim Avignon, Diego Castro, Mett Eagle, Stefan Fähler, Chrigel Farner, Martina Hoffmann, Claudia Immig, Marion Jdanoff, Felix-Florian Toedtloff, Kristof Maria Künnsler, Stephan Laackman, Itty Minchesta (AtomicTitCorportation), Katharina Nesterova, Anne Paschvoß, Stephanie Piehl, Maximilian Rödel, Lisa Tiemann and Wilmar

15.05.12

...in love with

The Cigarettes!
http://revrock.blogspot.de/2011/08/theyre-back-again-cigarettes-story-show.html

02.05.12

25.04.12

Prepare to BUSDRIVE(R) with IT ...

...to Westgermany, Berlin on Friday, 27.04.2012

ich schlafe schlecht und habe fettige haare.
es regnet, es ist grau, und drei finger der rechten hand sind abgestorben und liegen weiß vor mir auf der tischplatte.
schauer laufen mir den rücken runter bis in den kleinen zeh links hinein, ebenfalls abgestorben, dann wieder hinaus - durch ein loch im strumpf ziehe ich einen zähen gräulich weißen kaugummifaden (türkisch, nach petersilie schmeckend) heraus, wickele ihn mir um den kopf, er bildet ein mandala-maze-bandana - das herz schlägt also für hiphop.

01. NewAgeSteppers
02. Hype Williams
03. Spoek Mathambo
04. Hudson Mohawke
05. Black Dice
06. East Flatbush Project
07. Outkast
08. Tyrone Davis
09. Shabazz Palaces
10. Santigold
11. The Slits
12. ESG
13. The Majesticons
14.Wankers United
15. Missy Elliot
16. Chilly Gonzales
17. Tes
18. Ariel Pink
19. Wu Tang Clan
20. Sewn Leather
21. Big Tymers
22. Tshetshesha Boys
23. Gang of Four
24. Anika
25. Al Green

Enjoy!!
http://www.mediafire.com/?b8ed7ih44cd5jw8

http://www.eineweltaushack.com/
http://www.facebook.com/events/117530345043035/

15.04.12

Am Sonntag Morgen nicht nur dies, sondern auch dies zu hören, bedeutet: der Iro verwelkt mir im Regen, Bäche aus schäumender Wodka-Kernseife stürzen aus meinen Augen.

Blut im Schuh

Ich bin dann morgens um zehn nach Hause gekommen, habe mir die Zähne geputzt und ins Leere gestarrt, ganz entspannt. 
Sieben Stunden später bin ich derselben Position aufgewacht, aus einem toten Loch, ich hatte nicht einmal gemerkt, das ich in Schlaf gefallen war. 
Zu gelähmt, um mich bewegen zu können, griff ich nach der Fernbedienung, die vor mir auf dem Nierentisch mit dem Sprung in der Glasplatte lag und schaltete ein. Die verschieden Fernsehprogramme strahlten Talkshows oder Dokumentationen über Auswandererfamilien aus- Streit und Unzufriedenheit auf allen Kanälen also. Nur auf Arte lief der Spielfilm ‚The ‚Incredible Mr.Fox‘. Den hatte ich mir bereits Weihnachten angeschaut, als es mir gelungen war, mich dem Familienfest zu verweigern, was allerdings allen meinen Freunden nicht gelungen war. Aus diesem Anlass verbrachte ich zwei seltsame, irgendwie entfremdete Tage mit viel freier Zeit. Ich durchstreifte im Schneeregen die Stadt. Ich betrat schließlich völlig verkühlt ein Kino, versank im mittleren sitz der mittleren Reihe und nippte an einem Glas Brandy, das ich hineingeschmuggelt hatte. Langsam wurde mir wieder warm.
Ich fühlte mich wie eine Hausfrau in den vierziger Jahren, draußen fallen die Bomben, der Mann ist an der Front und das Kind sitzt mit den anderen Kindern im Bunker. Man selbst gibt vor, es vom Einkaufen nicht bis in den Schutzraum geschafft zu haben und schleicht sich freudig verstohlen ins Kino.
Während des Filmes wurde ich ungerichtet sehnsüchtig, ein Gefühl im Bauch; Schmacht nach einer Zigarette, der Wunsch nach Meer und Weite, mehr Alkohol, guten Freunden und fetter Liebe. Der Wunsch, jemanden zu treffen und zusammen durchzubrennen, einfach so. Man sitzt dann zusammen auf einer Südseeinsel in einer Tikibar, die nassen, salzigen Surfbretter liegen vor einem im Sand und zehn Kinder, eigene sowie adoptierte, turnen um einen herum. Und natürlich weiß man, dass das Blödsinn ist.
Am Ende vom Film musste ich jedenfalls weinen. Ich weine häufig ohne Grund, z.b. Sonntag Morgens im Sonnenschein. Marathonläufer ziehen vorbei und Kirchenglocken läuten, das reicht schon. Auch hübsche Jungs bringen mich zum weinen. Und manchmal weine ich auch vor Freude beim Tanzen Nachts im Club. Es gibt ein Technostück, das bringt mich fast um.
Ich sitze also in Gedanken versunken regungslos auf meinem Sofa und starre blind auf den Bildschirm, als mir mit einem mal etwas Lauwarmes auf die Hand tropft. Ich zucke zusammen und hebe erstaunt die Hand vor die Augen. Ich sehe einen dunklen Tropfen auf meinem Handrücken. Ich tippe mit dem Zeigefinger der anderen Hand hinein und lecke vorsichtig daran. Ich erkenne den Geschmack sofort. Es ist der Geschmack meines eigenen Blutes. Ich betrachte meinen Handrücken, meine Finger, meine Pulsadern. Nichts blutet.
Etwas kitzelt meine Oberlippe. Ich fahre mit der Zunge entlang - schon wieder dieser Geschmack: mehr Blut. Es läuft mir direkt in den Mund.
Mit der rechten Hand fasse ich mir ins Gesicht, an die Backe, schaue meine Hand an, sie ist vollkommen blutverschmiert, das Blut trieft richtig an ihr herunter und tropft dann klebrig auf meine Jeans. Ich sehe an mir herunter- die Vorderseite meines T-shirts ist völlig von Blut durchtränkt. Ich fange an zu zittern.
Vielleicht bin ich tot? Ein Opfer der Manson Family. Ein Opfer meiner bösen Nachbarn, meiner schlechten Laune oder der Drogen, die ich niemals konsumiert habe? Unentdeckter Krebs im Endstadium? Offene beine? Kopfmenstruation? Ich stehe langsam auf und gehe auf wackeligen Beinen in Richtung Bad, ich muss mich dabei an der Wand abstützen. Mir ist übel vor Angst und Panik. Was ist bloß los mit mir? Wo kommt das viele Blut her? Ich öffne die Badezimmertür und schaue in den Spiegel. Ich bin mit Blut besudelt. Es läuft vor allem meine linke Gesichtshälfte herunter. Ich halte mein Gesicht näher an den Spiegel, drehe den Kopf. Das Blut läuft in einem dicken Strahl aus meinem linken Ohr. Eine kalte Faust schlägt mir in den Magen. Ich werde sterben, verbluten, verrecken, den Löffel abgeben - völlig grundlos. Ich habe keine schmerzen, mir tut überhaupt nichts weh. Ich pfeife laut durch die Zähne, halte mir erst das rechte Ohr zu, dann das linke, warmes Blut, rinnt durch meine Finger. Ich pfeife ein stück von Louis Armstrong und bete dann laut und wild. Ich höre alles einbandfrei. Ich greife zu einer Rolle Klopapier und stecke mir einen dicken Propfen ins Ohr. Innerhalb von zehn Sekunden hat sich das Papier vollgesogen. Das Blut rinnt weiter aus dem Ohr meine Wange und den Hals herunter, läuft zwischen meinen Brüsten bis auf Bauch und Oberschenkel herunter. Ich kotze ins Waschbecken, spüle mir kurz den Mund und wanke aus dem Bad in den Flur, wo ich mir eine Jacke überstreife. Ich brauche Hilfe. Ich muß ins Krankenhaus.
Ich laufe los, eine rolle Klopapier in der Hand, von der ich ab und zu etwas abwickele, um das alte mit Blut vollgesogene Papier zu ersetzen, das ich gegen mein Ohr presse.
Der Flughafen Tempelhof ist völlig ausgestorben. Ich bin ganz allein da draußen. Ich habe Angst, zu fallen und nicht mehr aufstehen zu können.
Am nächsten Morgen werde ich tot sein.
Ein paar Dandys, die betrunken aus einem illegalen Klub kommen und noch in einer originalen Kneipe belegte Brote essen wollen, werden mich finden. Sie werden mich auf den Kieseln liegen sehen, in meinem eigenen Blut und dann werden sie lachen, weil sie bekifft und hilflos sind. Oder ein Dackel wird kommen, kurz an mir schnuppern mich dann anpinkeln und bellen - sein Herrchen wird angelaufen kommen und mich erstaunt und wütend betrachten. Wegen mir wird er zu spät zur Arbeit kommen. Es wird ein mieser Tag werden. Das Opfer ist schuld. Die Ratten allerdings werden mich schon während der Nacht anknabbern. Oder diese Eichhörnchen, die es hier gibt. Sie turnen auf den Bäumen rum, aber ab und zu kommen sie runter und fressen alles auf. 


http://youtu.be/y-hIplBbiCc


20.02.12

red on red


02.12.11

Das Ganze Set


Das Ganze Set

Technician: So, wir könnten dann mal mit dem Schlagzeugcheck anfangen....bitte die BASSDRUM zuerst, schön durchtreten, weißt ja wie das geht...
Artist: bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....
T: O.k., einen Moment bitte...ich muß hier kurz was checken...
....Eure Tour läuft ganz gut, oder?...Außer den Lücken, so zwischen Berlin und Lublijana sechs Tage off, hab ich gesehen, das ist natürlich nicht so toll, wie kommt so was eigentlich, komisches Booking...
Aber hier wird‘s ja ein Heimspiel heute, also da braucht ihr euch keine Sorgen machen, da kommen auf jeden Fall Leute......
Bitte nochmal die BASSDRUM, danke....
A:bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....bum...bum....
T: Ich heiß übrigens Nancy, nur damit du weißt, mit wem du‘s zu tun hast, ich schmeiß hier den Laden: also ich mach das Booking, den Sound und nachher steh ich auch hinter der Bar, und wenn ihr was braucht, könnt ihr euch gerne an mich wenden.
Übrigens besser nicht an Sid, der macht zwar auch Bar, ist aber der einzige Mensch, den ich kenne, der mal von einer Lawine verschüttet worden ist - seitdem ist er ein bißchen langsam und sein Hund beißt, aber keine Sorge, Göring ist eigentlich immer im Getränkelager eingeschlossen und passt da auf.
So, und jetzt bitte die SNARE.....

A: tschak...tschak....tschak...tschak....tschak...tschak....

T: Ich war ja erst skeptisch, von wegen Ausstellung und so, ich dachte, dann kommen sicher lauter so Wichtigtuer, also bei Ausstellung denk ich erstmal, da machen sich welche wichtig...
weiter bitte...

A:tschak...tschak....tschak...tschak....tschak...tschak....tschak...tschak....tschak...tschak....tschak...tschak...tschak...tschak....tschak...tschak....tschak...tschak....tschak...tschak....tschak...tschak....tschak...tschak...

T: Übrigens - eine Sache noch: daß ihr mir hier bitte nicht auf die Bühne kotzt oder so, von wegen Museum, weil auch wenn das hier jetzt Ausstellung genannt wird, wollt ich nurmal sagen, ist das hier trotzdem kein Museum.
Agnostic Front nämlich, kennste vielleicht, die haben das mal gemacht, in einem Museum in New York, lustig war das schon. Der Sänger sagt: ‚Wisst ihr, was mir dazu einfällt, wenn wir im Museum spielen?‘ und dann steckt er sich den Finger in Hals und kotzt auf den Marmorfussboden - kann man sich auf Youtube anschauen.
Da war auch gleich noch so ein Link zu einem Video, wo die Neubauten zusammen mit Genesis P. Orridge in einem Londoner Museum mit einem Presslufthammmer den Boden aufhacken. Ziemlicher Skandal damals. Das ist sogar vor zwei Jahren oder so nochmal komplett nachgestellt worden, in dem Museum, so live. Hab‘ ich mir auch angeschaut auf YouTube und erst gar nicht gecheckt, daß das nicht dasselbe Video ist. Das war auch die ganze Ausstellung, nur das Video. Fand ich erst komisch, das so nachzustellen, aber dann dachte ich, vielleicht macht das tatsächlich Sinn, um sich so etwas mal ganz genau anzuschauen: was ist da damals eigentlich passiert und warum und was sind die Unterschiede zu heute. Vielleicht auch deshalb als Ausstellung, um mal einen Aufblick zu bekommen, um mal die Ruhe zu haben, Konzentration zu bekommen, sich wirklich was anzuschauen, einen Perspektivwechsel zu erzeugen oder zu ermöglichen.
Weil die Leute vor 30 Jahren, die konnten wahrscheinlich gar nichts sehen vor lauter Echtzeit.
Die haben vielleicht nen Schock gekriegt und sind ohnmächtig geworden, wie so kreischende Mädchen bei Elvis, weil plötzlich war da ein Geschmack verbotener Lust, genährt vom trunkenen Pulsschlag reinen Lärms und unkontrollierter Zerstörung.
Ich mein, es ist normal, daß alle kreischen und jubeln und so Ekstase machen, weil sonst wär‘s kein Rockkonzert - und irgendwie will man ja immer jemanden sehen, der sich für einen Opfert. Und wenn sich der Sänger von Agnostic Front im Museum den Finger in den Hals steckt und auf den Marmorfussboden kotzt, dann ist das ja eine Erleichterung für mich, weil ich dann nicht mehr selbst dahin muß und auf den Boden kotzen, wenn ich das wollen würde...aber heutzutage wollen ja eigentlich alle lieber im Museum auftreten als im Museum kotzen, weil im Kunstbereich, da gibt es Gelder.
Natürlich sind diese Gelder schlecht verteilt, vielleicht 20% der Künstler können von ihrer Arbeit überhaupt in Vollzeit leben und von diesen 20% sind 15% Maler und nochmal 4% Fotografen.
Die 20% künstlerische Einnahmen teilen sich dann nochmal auf in Einnahmen über den ‚freien‘ Markt und in Einnahmen über Stipendien und Subventionen, die ihrerseits wiederum meist privater Natur sind, nämlich Sponsoring.
Kultureinrichtungen im allgemeinen finanzieren sich natürlich ebenfalls hauptsächlich über Subventionen oder Sponsoring oder Mischformen von Beidem - Förderungen, die sie eher bekommen, wenn sie hohe Besucherzahlen vorweisen können. Besucherzahlen, wie sie ihnen eine junge erfolgreiche Band garantiert - und da die Tendenz generell zum Vergreisen geht, fällt es bei Vergabe von Fördergeldern sicher zusätzlich positiv ins Gewicht, wenn z.B ein Theater nachweislich ‚junges Publikum‘ anzieht. Bands also beispielsweise ans Theater zu bringen, rentiert sich demnach für alle Beteiligten und als Musiker hast du auf dem Kunstmarkt also vielleicht sogar bessere Chancen als im Musikbusiness.
Schon 1984 sind die Neubauten mitsamt ihren Betonmischern ja schließlich von Menschen in verantwortlichen Positionen in dieses Museum eingeladen worden, also ausdrücklich aufgefordert, sich dort zu äussern. Vielleicht nicht einmal aus rein ökonomischen Gründen, sondern eventuell aus wirklichem Interesse. Denn natürlich ist es wichtig, wenn beispielsweise ins Theater auch andere Sachen reinkommen, so Sachen, ich nenn die jetzt mal Leben.
Weil darum geht es ja: wie lebt man so ein Leben und kann man das besprechen.
Und ist das verhandelbar, lebt also, oder ist gleich von vorneherein der Schrank zu, Affe tot...Will man den aber nicht, den sofortigen Tod, dann stellt man vielleicht aus Pfiffigkeit, Hilflosigkeit, Experimentierfreudigkeit oder Hoffnung den Schrank vielleicht einfach mal auf die Bühne, lässt ihn da stehen, schaut aber ab und zu rein und prüft, was abgeht mit dem Affen, ob der Affe im Schrank nun eher tot oder eher lebendig ist.
In den Schrank reinschauen sollte man dann schon, auch wenn‘s schwerfällt. Denn schaut man nicht hinein, ist der Affe nämlich genaugenommen gleichzeitig tot und lebendig - ein Zombie-Affe, eine Witzfigur, die da rumkaspern kann, was allerdings keine Sau juckt.
Man erhofft sich ja aber was von dem ganzen Aufbau da, nämlich Leben, also Handlungsfähigkeit. Und so begibt man sich (freiwillig) in Gefahr - denn kommt man dem Affen zu nahe, wird dieser vielleicht sauer und greift einen an, zwingt einen also zu Reaktion und Handlung, so Nahkampf. Und dann plötzlich Massenhysterie oder aber auch der Geschmack verbotener Lust, genährt vom trunkenen Pulsschlag reinen Lärms und unkontrollierter Zerstörung.
So aber setzt man sich kontrolliert und gemeinsam auf dem Testfeld Bühne dem Lebe-Affen aus, geht dann raus, auf die Strasse und kann möglicherweise das, was man da eventuell erfahren hat, zum Teilhaben am eigenen Leben gebrauchen.
Als Beispiel die Situation, als sich der Affe Iggy Pop zum ersten mal auf der Bühne schneidet: das muß sehr geil gewesen sein. So geil, daß man danach rausgeht und auf Alles scheißt, weil so ein Iggy einem gezeigt hat, daß auch er auf Alles scheisst: auf seinen Körper und sein Leben und auf sein Publikum auch - weil wenn das Publikum ihn aufessen will, dann bitteschön! - was er will, ist was entgrenzen...und an dieser Entgrenzung nimmt man teil, das findet man gut.
Es passiert also zwar erstmal das, was heute so ein Like-Button macht, nämlich nicht so viel, weil man mit Glotzen beschäftigt ist - dann aber geht man raus und schmeißt irgendwo eine Scheibe ein und hat das Gefühl, ein bißchen mehr an seinem Leben teilzuhaben.
Wenn so ein Bühnen-Affe so was hinkriegt, dann ist das zwar nicht viel, aber immerhin.
Heutzutage wird das im übrigen als Risikofreudigkeit bezeichnet und Risikofreudigkeit kennzeichnet, daß sie kurzfristig scheinbar dem Markt zuwiderhandelt, in Wirklichkeit aber das Einzige ist, was den Markt auf lange Sicht am Leben erhält.

So, nun bitte einmal die FLORTOM...check check....

A:bum...bum...bumm...bum...bum...bumm...bum...bum...bumm...bum...bum...bumm...bum...bum...bumm...bum...bum...bumm...

...Ich hab übrigens schon mal die Stooges gemischt. Bei der Kieler Woche 93. Ihr hört euch ja auch so ein bißchen nach Stooges an. Ist ja auch nicht einfach für so eine jung Band heutzutage, was Eigenes zu machen. Ich mein, euer Sound ist ganz authentisch....
...Und ich glaub echt, daß heute viele Leute kommen, es ist schließlich viel Werbung gemacht worden und wenn die Leute sehen, daß viel Werbung gemacht wird, dann gehen auch viele Leute hin, weil die denken, die Band ist wichtig.
So könnte es sein, es könnte aber genausgut passieren, daß sauviele Poster hängen, aber keiner schaut die an und die ganze Werbung funktioniert doch eher über Facebook und man fragt sich, lohnt sich das überhaupt, immer diese Poster, immer dieses Plakatieren, voll nervig, man weiß es einfach nicht so genau.
Aber für die Konzerte, die ich veranstalte, geh ich trotzdem jeden Tag plakatieren mit so einem kleinen Eimerchen, den versteck ich in meiner Handtasche, damit die Bullen mich nicht so leicht ficken können. Macht keinen Spaß, immer dieses Plakatieren, aber ich denk, das bin ich den Bands schuldig, Werbung machen, so gut ich kann. Und wenn ich mal keine Poster von der Booking-Agentur oder der Band bekommen habe, dann mach ich selber welche, immer so in meinem Style, damit man die Konzerte, die ich veranstalte, gleich erkennt - so eine Art Corporate Identity. Mir hat sogar mal jemand gesagt, das sei ein Gesamtkunstwerk fast, ein kleiner Andy Warhol fast: hübsche Musik, hübsche Poster, hübsche Bands auch und auch interessant - aber ich mach das einfach für mich selbst, weil‘s mir Spaß macht und das ist gar nicht so knallhart kalkuliert.
Aber vielleicht mach ich ja auch tatsächlich mal ne Ausstellung....
Mit so Konzerten, die man wie Ausstellungsstücke durchnumeriert, so Konzert No.3 von 400 und Poster No.20 von 200 und altdeutscher Schriftzug unten dran. Dann fänd ich das logisch und lustig auch, bei der Ausstellungseröffnung Bands spielen zu lassen, vielleicht sogar meine eigene, ich mach nämlich auch Musik, aber ich komm nicht so oft dazu...
Dann stell ich quasi meinen persönlichen Musikgeschmack, oder was ich für cool halte, aus - was ich im Grunde ja sowieso jedes Mal mache, wenn ich ein Konzert veranstalte, nur daß ich das sonst nicht so deutlich sage.
Und dann wird plötzlich klar, daß meine Funktion darin besteht, zu sagen, was wichtig ist und was nicht und daß ich mich natürlich selbst wichtig nehmen muß mit meinem persönlichen Geschmack und daß ich daran nicht zweifeln darf, weil davon ja ganze Ökonomien abhängen, von denen natürlich wiederum ich abhängig bin, denn letztendlich mach ich natürlich nur einen Job, der dafür sorgt, daß andere auch wieder einen Job haben und auftreten können und den musikalischen Geschmack künftiger Generationen prägen können, die sich dann wiederum wichtig nehmen und mich wichtig nehmen, was wichtig für mich ist, weil es mir den Lebensunterhalt ermöglicht usw.
Wenn ich mir das aber so anschaue, hab ich eigentlich doch nur noch wenig Lust, so eine Ausstellung zu machen. Weil dann hängt ja plötzlich der ganze Raum voll mit Visitenkarten und das entspricht nicht meiner Vorstellung von Kunst - außer ich bin davon überzeugt, daß es natürlich auf jeden Fall eher darum gehen sollte, Visitenkarten an die Wand zu hängen, als gute Kunst. Weil die Visitenkarten sprechen ja wenigstens von einem Grossteil des Lebens, nämlich vom Essen und vom Scheissen.
Dann komm ich vielleicht auch wieder Dahin zurück, mich zu erinnern, daß diese ganze Ausstellungs- und Bandnummer ja eigentlich aus so einer subkulturellen Praxis, so einem Leben herauskommt. In der DDR haben z.b. oft Punkbands auf Ausstellungseröffnungen gespielt, weil es nämlich für diese Bands ansonsten gar keine Auftrittsorte gab und geben durfte - außer Galerien und Kirchen und Wohnzimmern. Die Künstler haben also nicht nur ihre Bilder ausgestellt, sondern auch die Texte der Bands, die ansonsten vielleicht verboten waren, imaginär an die Wand gehängt oder vom Altar runtertröpfeln lassen, so als Herzblut-Beat. Der war auch wichtig für die Gemeinschaft, den hat man auch gebraucht, der hat nämlich Mut gemacht. Und Mut oder Übermut brauchte man, denn es war gefährlich für so Individuen, mit Herzblut rumzumachen - sich quasi zu opfern, um sich gleichzeitig weniger als Opfer zu fühlen, sondern mehr als Handelnde, also mächtig. Das konnte einen nämlich sauschnell in den Knast bringen.
Ich beschliesse also aus so einer Erinnerungsherzblutspur heraus, doch die Ausstellung zu machen, ich stelle aus: ich handele also, daß ich Opfer bin und andere opfere.
Wie alle anderen das auch machen, zumindest 99%. Weil kapitalistisches System. Da bewegt man sich nicht gerade drin herum und man kommt auch nicht gerade heraus. Horizontal schon, so mit 27, aber wenn man’s überlebt, dann auf keinen Fall vertikal, sondern buckelig, zerbeult, brotlos und keine Krankenkasse oder auch einfach kaputt so intern - das Ego ist angeknackst, so daß man sich auf die Couch legen muß, weil man fertig ist, innenrum.
Prince liegt nicht auf der Couch, aber er sitzt in der Sauna, das ist so eine Vorstufe.
Er sitzt mit Rückenschmerzen in Reykjavik in der Sauna und fühlt sich buckelig. Das hat natürlich Gründe: Im Technik-Rider von Prince steht, daß im Backstage-Raum eine hochwertige Hifi-Anlage stehen muß. Der lokale Manager, der das Konzert in Reykjavik ausrichtet, begibt sich also gewissenhaft zum besten Hifi-Geschäft der Stadt und leiht für viel Geld die neueste und beste Anlage aus, die es auf dem skandinavischen Markt gibt. Diese wird im Backstage-Raum von einem Technik-Team installiert. Eine Stunde, bevor Prince dort eintrifft, kommt dessen Tourmanager, um zu checken, ob der Backstage-Raum richtig hergerichtet ist. Als er die Anlage sieht und erfährt, wieviel sie Wert ist, sagt er: ‚um Gotteswillen, das geht nicht, die Anlage muß sofort wieder raus und durch eine günstigere ersetzt werden!’
Kommt nämlich Prince herein und sieht die teure Anlage, will er sie garantiert haben. Das Management aber kann sich nicht leisten, immer diese teuren Anlagen aus den Backstage-Räumen für Prince einzukaufen.
Prince braucht die gute Hifi-Anlage im Übrigen, weil er jedes Konzert aufzeichnen läßt und sich im Anschluss an das Konzert mit allen Musikern im Backstage-Raum die Aufnahme anhört, die sich dort seiner minutiösen Kritik stellen müssen.
Vielleicht würde Prince also noch mehr und andere Fehler hören, wenn die Hifi-Anlage besser wäre. So aber fällt der Tourmanager Prince aus ökonomischen Gründen auf Kosten der künstlerischen Arbeit in den Rücken.
Prince kriegt das natürlich alles mit und ES MACHT IHN KRANK.
Er bekommt Rückenschmerzen, so starke, als hätte ihm jemand einen Gitarrenständer in seinen Poprücken gebohrt. Er geht also frustriert in die Sauna und dort trifft er zufällig Neil Young.
Neil Young hat ebenfalls Rückenschmerzen, weil ein Grundmerkmal des Kapitalismus ist, daß die Entfremdung um so größer wird, je größer die Firma ist und um so mehr Delegierte zwischen die einzelnen Ausführenden geschaltet sind. Wenn beispielsweise ein Kleinunternehmer-Künstlerduo aus Hamburg seine Deutschland-Tour selbst organisiert, mit dem eigenen Auto fährt, beim Veranstalter übernachtet etc., dann ist daran insgesamt nicht viel Personal beteiligt, also wenig Entfremdung möglich. Wenn aber Neil Young auf Tour geht, sieht es ganz anders aus:
Ein Manager reist vorneweg. Er hat die Aufgabe, jeweils vor Ort alles so vorzubereiten, daß keine Überraschungen, kein trunkener Pulsschlag reinen Lärms, stattfinden kann. Der Manager veranlaßt deshalb z.b., das Hotelzimmer komplett auszuräumen. Kein einziges Möbel darf sich darin befinden, denn: Neil Young übt nach seinem Auftritt im Hotelzimmer immer japanischen Schwertkampf und braucht dafür viel Platz.
Das klingt ersteinmal plausibel. Es lässt sich allerdings auch kaum mehr überprüfen, ob sich nicht irgendwann einmal ein Missverständnis eingeschlichen und im Laufe der Jahre verhärtet hat. Vielleicht nämlich hat sich Anfang der 80er Jahre, als der jetzige Manager noch Praktikant war, sich ein ihm Vorgesetzter einen Scherz erlaubt: auf die Frage des damaligen Praktikanten hin, was noch zu tun sei, bekam dieser die Antwort: das ganze Zimmer von Neil muß komplett ausgeräumt werden, weil der übt dort immer nach dem Auftritt japanischen Schwertkampf. Daraufhin ließ der damalige Praktikant und jetzige Manager, übereifrig und um seinen Job besorgt, das Hotelzimmer komplett ausräumen. Aufgrund der herrschenden und systematischen Entfremdung und des dauernden Drogenkonsums von Neil Young fiel der blinde Gehorsam des ehemaligen Praktikanten und jetzigen Managers niemandem als Fehler des Managements auf. So wird also das Zimmer von Neil Young seit Jahrzehnten Nacht für Nacht, Hotel für Hotel, komplett entleert. Neil Young kennt es nicht mehr anders und denkt, Hotelzimmer sind leer, leidet jedoch unter Rückenschmerzen, weil der Fussboden ist hart und er nicht mehr der Jüngste.
Er hatte im Übrigen auch noch nie ein japanisches Schwert. Er hat das japanische Schwert nur einmal als Symbol in einem Songtext, für einen Song, den er ebenfalls längst vergessen hat, der aber als Pausenmusik in der Telefonwarteschlaufe seiner Bookingagentur läuft, verwendet.
So hocken nun also Prince und Neil Young schlecht gelaunt, unausgeschlafen und mit Rückenschmerzen in einer Sauna in Reykjavik, was natürlich kein Zufall ist, sondern selbst eingebrockt.
In der Meinung, sie seien im Besitz eines Apparates, der in Wirklichkeit sie besitzt, verteidigen sie einen Apparat, über den sie keine Kontrolle mehr haben, der nicht mehr, wie sie noch glauben, Mittel für die Produzenten ist, sondern Mittel gegen die Produzenten wurde.
Und weil ihm dazu nichts einfällt, sagt Prince schliesslich zu Neil Young: ‚komm Neil, lass mal rausgehen aus der Sauna, ich kenn einen Laden in der Stadt, da gibt’s richtig gute Hackbällchen und Mettbrote. Wir saufen uns einen dazu an und besuchen dann Björk, die kann so schön singen. Das is doch auch was wert.’ Aber Neil sagt daraufhin: ‚Prince, ich mag das nicht, wenn du so versöhnlich wirst. Und Hackbällchen, nein Danke! Die ganze Welt ist doch aus Hack. Ich geh lieber auf mein Zimmer und sauf allein.’

So, und jetzt bitte das ganze Set.

Ende

AtomicTitCorporation
Lecture-Performance vom 30.11.2011
für Eine Welt Aus Hack, „Thee Ausstellung“ im WestGermany, Berlin
www.atombusentransporte.de

26.09.11

sweet countrylife

13.09.11

Don’t wait until it’s dark

I got a little obsessed with that witchhouse subject, too.
enjoy the Y††I-Mix.
Playlis†:
01.adverts-new church
02.sonic youth-ghost bitch
03.whitman&anni rossi-you're only a ghost now
04.salem-whenusleep
05.the barbados steel orchestra-house of the rising sun
06.martin denny-the look of love
07.quintron-bride of frankenstein
08.cosmetic feat. jamaaldeen tacuma-tranquilizing
09.PIL-death disco
10.sewn leather-i need a drain
11.catholic spray-waiting for the sun
12.no paws-on a beach in the sun
13.Z's-concert black
14.pixies-you fuckin die
15.danger in paradise-bamboo house of dolls
16.itty minchesta-zombihit
17.DNA-lying on the sofa of life
18.excepter-and and every
19.karl-marx-stadt-tee yui
20.jean louis-milwaukee
21.the spits-1989
23.sonic youth-satan is boring

Download

26.06.11

blue cross new sneakers ...

...keep on trippin'

Download the mix

1.Boubacar Traore - Kanou
2.Skeleton Crew - Que Viva
3.Zinja Hlungwani- Gezani's Daughter
4.The Eloise trio - Digby
5.Tempo 70 - El Galleto
6.Shabba Ranks & Crystal - Twice my age
7.Missy Elliot feat. Mc Solaar - All in my grill
8.Handsome Boy Modeling School - Once again
9.Santogold (Diplo Rmx) - I'm a lady
10.Tricky - Hell is around the corner
11.Shuggie Otis - Strawberry Letter 23
12.Curtis Mayfield - Keep on trippin'
13.Oma Hans - Kreisverkehr
14.Half Japanese - My concentration, oh no
15.Sonic Youth - Brave men run (In my family)
16.Die Doraus & die Marinas - Einkauf
17.Deerhoof - New Sneakers
18.The Beach Boys - God only knows
19.The Geraldine Fibbers - Blue cross
20.The Beatles - For no one
21.Carla Bozulich - Times Square

29.05.11

Double Rainbow



Download Fair Weather Friends Mix


1.Hassan Kassai - Pishdaramad
2.Laurie Anderson - Example = 22
3.Deerhoof - my pal foot foot
4.The Flying Lizards - Summertime Blues
5.The Flying Lizards & Vivien Goldman - The Flood
6.ESG - Moody
7.The Contortions- Throw me away
8.Etron Fou Leloublan - Emoi
9.Outkast - Chonkyfire
10.The Slits - Typical Girls
11.Sly & The Family Stone - Runnin' away
12.Jeffrey Lewis - Roll Bus Roll
13.Itty Minchesta - I still have plans
14.Wu Tang Clan - Incarcerated Scarfaces
15.Holger Hiller - Blass schlafen Rabe
16. Anika - End of the world
17.Gainsbourg - Boomerang
18.Fred frith - Dancing in the streets
19.Big Tymers- Got Everything
20.Lyonel Belasco - Violets
21.Einstürzende Neubauten - Letztes Biest am Himmel
22.Moe Tucker - Do it right
23.Lol Coxhill & the Welfare State - Tribal Drumming
24.Martin Denny - Tsetse Fly
25.Karl Blake - Baby's in Grey
26.Daedalus- Fair weather friends
27.The Velvet Underground - The Gift


25.04.11

Ein mieser Begriff, ein ganz mieser

F: Was bedeutet der Begriff Arbeit für dich?
W: Ein ganz mieser Begriff, ein ganz mieser.
F: Du hast hart in deinem Leben gearbeitet und du hast wenig Lust dazu im Moment.
W: Da hab ich noch nie Lust zu gehabt und werde wohl nie Lust zu verspüren.
F: Und du würdest Schreiben nicht als Arbeit auffassen?
W: Als andere Arbeit. Als Arbeit faß ich das auf, was man nicht gern tut, was man tut, um sich zu ernähren, also wie sagt Marx mal oder Engels, ich weiß es nicht mehr, einer von den beiden, daß der Arbeiter den Arbeitstag, diese acht Stunden, gar nicht als sein Leben betrachtet, sondern sein Leben ist das Vorher und das Nachher, das ist das, was er notwendigerweise verkaufen muß, um die Ernährung, die Selbsterhaltung zurückzukaufen dadurch. Aber eine Sache, die man gerne macht, sei es Schreiben oder ein Lokal einrichten, natürlich ist das harte Arbeit, aber das erscheint ja nicht als Arbeit.
F: Und das, was du nun täglich tust, und womit du dich täglich mit deiner Umwelt auseinandersetzt, würdest du das als Arbeit bezeichnen?
W: Nein, nicht direkt.
F: Wie?
W: Ja das ist so ein schläuliches Versuchen, an Geld ranzukommen, aber mit ernsthafter Arbeit hat das nicht viel zu tun, weil man sich nicht kaum wirklich anstrengend und lange darum bemüht, und so macht man das nebenbei nur.
F: Und dein Rumflachsen, ins Separée Gehen, und Rauchen, Lesen, Musik Hören, wie würdest du das bezeichnen?
W: Als Yellow-Mellow-Life.
F: Nicht als Faulheit?
W: Man könnte es als Faulheit bezeichnen, aber da komme ich auf ein ganz interessantes Ding. Ich bemühe mich mit der Faulheit und ich gehe noch weiter, mit der Langeweile, bezeichne es mal als Langeweile, weißt du, daß das ganz schwierig ist, die Langeweile zu kultivieren. ich versuche eine Möglichkeit zu finden, die Langeweile zu kultivieren.
F: Die Idee des Spielens ist nicht wichtig für dich, daß du dich selbst spielst?
W: Ja, ja, das ist ganz wichtig, ich spiel das, das ist das Vollkommene.
(Kann ich heute nichts mehr mit anfangen)

Hubert Fichte, Wolli Indienfahrer, Wolli II, Sommer 1969

12.04.11

depressed yo!

gestern brach ein mann, den ich freiwillig, also aus freien stücken, zu mir gebeten hatte, meine tür auf. er kam mit dem taxi, ich hatte schon über eine stunde auf ihn gewartet.
ich dachte, diese leute hätten firmenwagen. es war nicht sehr vertrauenserweckend. auch seine tasche war ziemlich runtergekommen.
er trug schwarz und sah überhaupt aus wie aus einem französischem neosurrealistischen film, nehmen wir delicatessen als beispiel oder auch jean reno in diesem film mit dem kind, was bomben legt.
er trug nämlich eine kugelsichere weste, war gedrungen, sein gesicht war vernarbt und seine haare schwarz gefärbt, an den enden zur kopfhaut hin waren sie viel heller. zur kugelsicheren weste trug er ein splatter t-shirt, sowas mit schweineteilen im metzgerladen.
er schnaufte mein treppenhaus hinauf und blieb auf jedem absatz länger stehen, um exzessiv zu röcheln, gurgeln und stöhnen, es war ziemlich abstossend. ich war müde und hatte keine zeit.
oben angekommen zog er keuchend seine cowboystiefel aus und kniete sich schwitzbesockt vor meine wohnungstür. dort bastelte er sich mit klebeband ein werkzeug zusammen, welches er viele vergebliche versuche lang an meinem schlüsselloch austestete. schliesslich bohrte er ein loch in meine tür. ein loch, das er nach getaner arbeit keineswegs wieder reparierte. das loch ist also jetzt in der tür, damit ich mich immer wieder aussperren, jedoch danach jederzeit problemlos wieder die tür öffnen kann. der nachteil ist, das jeder andere das nun auch kann. aber bei mir ist eh nichts mehr zu holen, denn der mann forderte nach zerstörung meiner tür sogleich alles geld, das mir für den rest des monats verblieb.
darauf brach ich in tränen aus, die mehrere stunden nicht versiegen wollten.
der mann jedoch war unerbittlich, dabei waren es keine tränen weiblichen charmes.
er verlangte dann meine begleitung zum geldautomaten, ein weg, den wir schweigend, gleichsam mit elektronischen fussfesseln aneinandergekettet, zurücklegten.
wer dumm ist, den bestraft das leben.

Download depressed yo! mix

Playlist:
 blur/abwärts/cabaret voltaire/casiotones for the painfully alone/jaques palminger/nas/patrick fitzgerald/ kan kan/the jellies/gran puba/serge gainsbourg/the specials/lizzy mercier descloux/lydia lunch/momus/ariel pink/garage glass/holger hiller/oma hans/the death set/the free design/pyrolator/einstürzende neubauten/the smiths/jeffrey lewis(crass cover)/burt bacharach/bobby womack/roots manuva/kanye west/burt bacharach/robert wyatt/momus/casiotones for the painfully alone/bill withers/the flying lizards/jeffrey lewis/crazy leggs/neil young

27.02.11

Radioséance

Schlaf
wandeln durch LehrGänge Betten Kantinen Sparkassen
Schalter. Köpfe gehn torkelnd
auf Tischplatten nieder
Einfallsarmut Darmkathastrophen
Risse
in den Gedankenketten. Zweifel am Uhrzeigersinn
Kurzwellenkamikazegeschrei
Fest-
ansprachenernteerträgemusik-
schlagzeilendialogfetzen ALLES
Entscheidende passiert uns
im Sitzen. Starren durch Fenster auf fremde
Sehnsucht
ist die mehrzahl von glück*
ansonsten bin ich müde, plattnasig und unwissend.
was berichte ich noch?
wie ich mich nicht getraut habe, die untergrund-literaten des prenzlauer bergs anzusprechen.
extra bin ich vor zwei wochen in den prenzlauer berg gefahren, zu einer ausstellungseröffung in einer galerie, die ein ehemaliger ost-punk, der herausgeber, kurator und buchschreiber von 'ostpunk! too much future', seit nicht allzu langer zeit betreibt - wie ich vermute, aus interesse - diversen eigenen wie auch erhofften fremden.
und ich, ich erhoffte an diesen interessen mit eigeninteresse, ich habe nämlich in letzter zeit das bedürfnis, möglicherweise spannende menschen, die noch nicht tot sind, leibhaftig kennenzulernen und austausch zu bekommen: wie ein alltag aussieht und wie er sich lebt, als differenz von erwünschtem und tatsächlichem. als entscheidung zum wunsch nach differenz, interesse und nichtzufriedenheit.
abends sind manch mal scheiter haufen fakt die
schluxen sich voll abgeglukster sorgen fast
jeder von den leuten hat die selben anders kaum
wer verstehts aber nicht einer hats versucht
son scheiterding nem andren probeweise mal zu
borgen*
z.b. punk zu sein in ostdeutschland
so habe ich mir erlesen, hat bedeutet, das man ganz schnell ganz viel nicht mehr machen konnte, wie seinen beruf ausüben oder studieren. die lebensläufe waren ja quasi vorgeplant, und all das hat man abgeschnitten. da blieb nur noch ein job als friedhofsärtner oder turnhallenwart und vorher der knast oder psychatrie. das ganze leben hat sich also drastisch verändert durch punk. ohne rückfahrkarte in die 'normalität'. ohne option auf popstartum und gelungene vermarktung - für viele im westen war (und ist punk ja eine sichere fahrkarte zum managerstuhl (gestern erst hat mir jemand von einem ex-punk berichtet, der jetzt chef einer faschingskostümfirma in china ist).
punk im westen machte eher lebensfähig, zumindest diejenigen, die nicht gestorben sind, ganz einfach, weil im kapitalismus immer alles als chance eingebettet und befriedet wird, zur blutauffrischung dient - als gäbe es kein morgen läuft der direktsaft.
und ich, 10-12 jahre zu spät geboren für 79erPunk, verliebt und verstrickt in totes material seit dem ersten geklauten fanzine aus der kasseler stadtbibliothek. punk im postpunk-zeitalter aus entscheidung, aus bockigkeit, aus verweigerung und unzufriedenheit - die ich mir zu erhalten versuche bis heute.
die unzufriedenheit offenhalten, ohne gleich eine alternative zu erschaffen.
1989, grosse enttäuschung, hoffnung tot auf statt staat geile unzufriedenheit
hoffnung als gäbe es kein morgen: punk, die offenheit erhalten, ohne gleich eine alternative zu erschaffen.
weil das aber stress macht, macht das stress. angst auch. und allein. nicht zufrieden sein und nicht müde, manchmal sogar richtig wach, das geht nur über kommunikation: wie hälst du aus, was hält dich unzufrieden, was regt dich an, was rüttelt dich und wovon träumst du.
und deswegen bin ich zum prenzlauer berg gefahren.
die galerie hat ein sehr grosses schaufenster, es fiel also nicht schwer hereinzusehen. in dem sehr kleinen geweißelten raum sah ich fünf leute mit astraflaschen in den händen beieinander stehen, als würden sie sich seit dreissig jahren kennen. Über ihnen war grossformatige BildDruckLyrik aus den 80ern gehängt, die vielleicht auch nur aussah wie aus den 80ern.
Bis auf die wände eventuell war mir das alles keinesfalls unsymphatisch.
Leider aber war ich allein und fühlte mich auch so. und ich war weder mutig noch betrunken - ich war schüchtern. am abend zuvor, das kam hinzu, war das gegenteil der fall gewesen, ich also waghalsig und betrunken,was zu tanz und gutem gefühl und kurzem küssen mit einem jungen geführt hatte-
Diese fähigkeit mich schweifen zu lassen aber fehlte mir nun quasi proportional. ich war schüchtern, müde, verquollen und sentimental.
dennoch habe ich mich in die galerie hineingewagt, hallo gesagt, alle haben mich angeschaut, stumm, ich war wohl kein bekannter schon seit langen jahren und schaute auf den boden und nicht offen in gesichter.
also bin ich einmal durch die galerie gegangen, habe mir verstohlen die bilder angeschaut, habe nicht gewagt, mich zu den fünf freunden dazu und meine frage zu stellen: 'und ihr, wie geht es euch, ihr punks, was macht ihr nun, wie haltet ihr aus, ihr bockigen, denn das seid ihr doch noch und das ist schön' und dann bin ich wieder rausgegangen. kein punk war ich, sondern ein selbstversager, also ging ich zum späti, wo ich mir ein bier gekauft habe, gegen das innerliche zittern, aber davon bin ich erstmal nur zittriger geworden.
nun ist es so, daß nicht etwa nur ein literat des prenzlauer bergs eine galerie eröffnet hat, sondern zeitgleich einer seiner kollegen tatsächlich um die ecke eine kneipe, in der an diesem abend das 'oberkreuzberger nasenflötenorchester' spielte. also bin ich dahin.
ich dachte, kneipe vielleicht entspannter als geweißelte wände, aber auch mit interesse habenden leuten voll.
als ich ankam, spielte das orchester schon hits der jahrzehnte per nasenflöte. ich habe mich an den tresen gesetzt, zu einer dame, die geradezu als schön zu bezeichnen war, von einem hollywoodartigen aussehen, liz taylor oder so, weil sie mich freundlich angelächelt hatte beim hereinkommen, wie sich später herausstellte, eine galeristin, amerikanerin auch.
an diesem punkt unseres gesprächs hatte schon die muschi einer uns beiden nicht bekannten frau über uns gehangen.
es war nämlich so, daß das nasenflötenorchester eine exhibitionistin angezogen hatte, eine frau mittleren alters, gut erhalten und mit lesbischer frisur, die sich im verlauf des flötens ausgezogen hatte und gogo tanzte inmitten der musiker, die alle aussahen wie udo lindenberg jetzt. also viel schwarz, viel strähnige haare, lang, viel verlebt aussehen. alles menschen, die nicht als manager aus den 80ern herausgekommen sind, sondern sympathisch, Udo hin- oder her.
verstärkt durch die präsenz der exhibitionistin, verstärkt auch durch ihre repetive musik, wirkte das orchester auf mich allerdings als fastnachtsverein oder bierzeltkumpane ein - trancetanz, rocker, die humor beweisen, easy rider's schlüsselszene: lagerfeuer mit menschenknochen.
und die exhibitionistische dame hat dann eben später nicht nur auf der bühne, sondern auch auf den tischen der gäste, sowie auf dem tresen direkt über mir und der liv-tyler-artigen getanzt, so daß man geradehoch in sie hineinsehen konnte.
der tanz war lustig, weil es hat keiner was gesagt. vieleicht nur aus höflichkeit, vielleicht aber wegen dem interesse, das doch da war. an diesem ort.
hinter dem tresen standen der ostliterat, der ebenfalls aussah wie udo lindenberg, nur mit mehr nieten, und seine freundin, die ein t-shirt mit dem aufdruck 'punkrock c'est moi' trug. die gäste, wie man sich intellektuelle so vorstellt: schwarz gekleidet, wasserstoffblondiert, zottelig hochtoupiert, starkroter lippenstift, starke selbstgedrehte, viele wodka, viele hornbrillen und auch seit jahrzehnten befreundet.
ich wusste nicht so recht, was ich erwartet hatte, aber ich war ein wenig enttäuscht, was seltsam erscheint, weil hört sich doch gut an, nach interessantem abend.
also habe ich zwei bier getrunken mit der galeristin während folklore und körpergucken und dann kam noch ein freund von mir dazu, der eine psychose hat, weil er an der uni keine karriere macht, trotz interesse, sondern stattdessen von kameras beobachtet wird. wir haben noch zwei bier getrunken, ich habe dann auch nicht mehr gezittert, es war ja auch nichts am brennen, in mir nicht und auch in der kneipe nicht, von euphorie also keine spur, und dann bin ich etwas frustriert in die tram gestiegen und zum alex gefahren.
in der tram mir gegenüber stand ein unauffällig gekleideter etwa 23jähriger, der eifrig in ein kleines rotes notizbuch schrieb, mit grossen buchstaben, über die ganze seite, vielleicht gedichte. dann bremste die bahn ruppig und es fiel ihm ein päckchen koks aus dem notizbuch, mir direkt vor die füsse. ich habe es aufgehoben und ihm wiedergegeben und wir haben uns kurz angegrinst:
'ey, hängste hier auch rum, wird bald hell,
ausgehungert, suchst nen kick, hipster, tracklists, krasse augen,
die besten unsrer generation,
beatboxen sich durch,
ich rede von wedding bis nach neukölln, 70 stunden lang,
kein geld, was,
konversation, drogen,
krankenhaus, knast,
aber ich schick dir ne postkarte mal,
ficken is wohl nicht, kein herzschmerz, was,
hey, alles voll mit bullen,
sirenen,
vielleicht doch ficken,
seemann im park, im hamam, im kino, bist son feines mädchen, was,
bücher, schaust dir alles an, was, romantisch, zwiebeln, schlechte musik,
ich nehm dich mit, geile performance, fabrikhalle, voll achtziger!!
ich weiß nicht, was so die attraktion des abends ausmacht, ob es der retrocharme ist oder ob es interesse an der halbwertszeit von literatur ist, jedenfalls,
wird dir gefallen!
weißte!'
und weil ich auf der suche nach dem brennen war, dachte ich neukölln vielleicht gute adresse, soll ja sein wie lower eastside in new york früher und folgte wie alice dem weißen kaninchen.
die halle lag tatsächlich im industriegebiet, einem ganz kleinen, überstrahlt vom neon-licht des estrel-hotels, was ziemlich gross ist und ein stück berliner mauer im innenhof stehen hat, ebenfalls angestrahlt. mein begleiter redete und dichtete in einem fort, alle seine verwandeten arbeiten im hotel. er nicht.
die halle war ziemlich dunkel, karg und ungeheizt. die performance hatte gerade angefangen.
eine bleiche frau mit schwarzem pagenschnitt, rotem lippenstift, federboa und einem kleid aus den zwanziger jahren kniete zwischen elektronischen geräten aus den 80er jahren und erzeugte rauschen und lautes feedback, im halbkreis um sie herum stand publikum wie oblatenempfänger, die meisten mit radios in der hand.
'chantal ist heute der zeremonienmeister. sie ist spezialisiert auf channeling der 80er jahre'
flüsterte mir ein junger man mit hut und pelz und schwarzem lippenstift zu und bot mir von seinem rotwein an:
'sie versucht gerade, die umherschweifende stimme des mediums itty minchesta aus dem äther zu angeln.
heute nacht hat chantal nämlich von margot honnecker geträumt. diese führte einen pink flamingo und einen weißen königspudel durch die hasenheide.
dann erlegte der pudel den flamingo und dessen seele flog über die spree in den mauerpark.
deshalb ist mit ziemlicher sicherheit darauf zu schließen, daß chantal gleich durch itty die stimmen von blixa bargeld und einem ostpunk empfangen wird. also lass und helfen, die energie zu halten. komm trink mal einen schluck!'
ich nahm einen schluck vom schweren wein und fühlte mich plötzlich ganz komisch, meine beine wurden schwer und ich hatte ein gefühl weissrosa federn im kopf, wovon mir schwindelig wurde. ich musste mich dringend setzen, bevor ich umkippte. seltsames begab sich. Es war mir als redete ich mit fremden zungen.

02.01.11

 
masterdon committee/rj's latest arrival/tom tom club/the belle stars/lord kitchener/the mighty sparrow/the eloise trio/eddie donkor/desmond dekker/roy richards/crystal&shabba ranks/istari lasterfahrer/mantronix/ice mc/newtrament/quasimoto/danger mouse/the good, the bad &the queen/the beatles/arcade fire/soft cell/hermans hermits/television personalities/milky whimpshake/die doraus & die marinas/der plan/bärchen und die milchbubis/gleichlaufschwankung/the selecter/danger mouse/holger hiller

24.12.10

One Shot Of Love

 



dionne warwicke sings burt bacharach/white noise/dick hyman/killroy/momus/inonesian musical kids/calliope sound/monie love/modern romance/lime/mickey avalon/holger czukay/flying lizards/LLCoolJ/paul mcCarthy from russia/disco from hungary/glueams/easy listening from germany/len horne/king eric &his knights/gainsbourg&bardot/paul mcCarthy from russia/spirits of rhythm/the buzzcocks/beach boys from korea

05.09.10

Malcolm, Bobby, Sid and me


Sid und Nancy liegen auf einer Matratze.
Sid schläft. Nancy raucht. Sie balanciert einen weißen, aufgeklappten Laptop auf dem Bauch, murmelt leise vor sich hin und summt zwischendurch Teile von Radiohits.
Nancy:
'Ist er nicht süß, schläft, der Sid. Ist müde. Ist anstrengend, immer so auf Tour. Ist ein Star, mein Sid. Ein richtiger Star. Das machen viele Stars, schlafen. Müssen sie auch. Wegen der Anstrengung, so auf Tour.
Ich schlaf auch immer und bin kein Star. Die ganze Woche hab' ich im Bett gelegen und geschlafen, Playstation gespielt und Filme angeschaut. So schwarzweiße. Mit Frisuren aus den Sechzigern. Hübsch sahen die damals aus, die Mädchen, auch die Jungs. Tolle Frisuren. Und so höflich sind die gewesen. Reden feine Sachen miteinander. Gefällt mir gut.
Sid meint immer: 'Nancy, du bist so intelligent. So intelligent und schlau. Ziehst dir immer so Zeug rein.' Das findet er toll. Ich find' ihn auch toll. Er zieht sich ja auch was rein, aber anders eben. Er sagt immer, ich hab' das Gehirn und er das Aussehen. Stimmt auch. Genau anders herum wie bei der Kate und dem Pete. Das sind auch Freunde von uns. Die treffen wir immer auf Parties. Sid meint immer, er will da nich' hin, auf die Parties. 'Will lieber kuscheln mit dir, Nancy', sagt er immer. Aber am Ende gehn' wir dann doch hin. Und ich sag' immer zu ihm. im Taxi, oder vorher, wenn er so quengelig is': 'Sid, mein Schatz, das ist ja auch wichtig. Die Leute müssen dich doch schließlich sehen. Du bist doch ihr Star. Du bist so berühmt. Und mein Schatz!' Da werd' ich dann immer richtig fröhlich von, wenn ich das sage:'Das ist mein SId.'
Das sag' ich auch immer vor mich hin, wenn's mir mal nicht so gut geht. 'Nancy, guck' mal, das ist dein Sid. So berühmt ist er und so toll sieht er aus. Ist er nicht toll?'.
Und naja, manchmal sind die Parties auch wirklich doof irgendwie. Alle hacken dann auf Sid rum. Und er wird böse und fängt Streit an. Dabei ist er doch gar nicht so, mein Sid. Aber er sagt immer, er muss das tun, damit er gerade heraus kommt. Das verstehe ich nicht. Er ist doch schlauer als ich. Ich bin aber nie böse mit ihm, denn er ist ja ein Künstler, ein richtiger und mein Sid.
Naja.
Und manchmal ist es auch lustig. Alles, das ganze Leben. Auch die Parties. Es gibt lecker Essen und Trinken, feine Sachen, wie die Frisuren in den Filmen fast, so fein, manche Sachen hab' ich noch nie gegessen, in meinem ganzen Leben noch nicht, so feine Sachen sind das. Und alle trinken viel und lachen und sind fröhlich sogar auf dem Klo und wirklich nette Leute sind dann da! Alle sind soooo nett. Richtige Freunde. Und Spaß haben wir, Sid und ich. Aber danach ist Sid immer so müde und ich auch.
Nur geschlafen hab' ich die ganze letzte Woche.'

Bobby Orlando und Malcolm McLaren sitzen in Berlin in einem Starbucks-Café und schweigen. Im Hintergrund dudelt leise 8oer-Jahre Musik. Nach einiger Zeit, beide haben schon mehrere Zigaretten geraucht, bricht Bobby das Schweigen:
Eines muss ich dir lassen, Malcolm, dass du damals die NewYorkDolls gemanaged hast, kann ich echt verstehen. Hast dir einen Teenagertraum erfüllt, wie Eminem, der Kim Basinger in 8Mile seine Mutter spielen lässt. Kann ich echt verstehen, ich war auch ein totaler Dolls Fan. Glamrock war genau das richtige für mich: ich war ein beschissener Hippie, das war echt nicht mein Ding, ich hab's kurz versucht, aber ich hatte z.b. ein CheckBuch - verdammt, kein richtiger Hippie hat ein Checkbuch, das machte mich als Hippie zum totalen Loser. Aber Glam!, ich war ein echter GlitterBoy. Ich hatte megalange Haare und ich sah richtig gut aus, ich war extrem hübsch, wirklich! Und im GlamRock musste man auch keine Drogen nehmen und es war ok, ein Kapitalist zu sein- Plateuschuhe sind schliesslich verdammt teuer!
M: Aber geschminkt hast du dich nie, oder?
B: Nee, ich bin doch keine Tunte!
M: Wir haben uns alle immer von Vivien in Frauenklamotten stecken lassen, das sah einfach besser aus.
B: Kann sein, solange ihr nicht schwul wart, war ja nur Mode. Ich mein, ich hatte ja auch lange Haare und war extrem hübsch, bin ich immer noch, aber bin ich schwul! Niemals! Und die Dolls waren auch nicht schwul, auch wenn sie Lippenstift drauf hatten, nee, der Lippenstift war den Fans egal, die fanden das gut irgendwie als Style, aber als ihr die Dolls in Hammer-und-Sichel-Kostüme gesteckt habt, das kam nicht so gut an.
M: Ja, die haben sich bald darauf aufgelöst.
B: Mit den Hakenkreuzen hat das Konzept dann ja besser funktioniert.
(Malcolm schweigt)
B: Der Manager von Tat.u, Shapowalov, hat das bei seinem zweiten Projekt, der Sängerin Nat.o, auch nochmal versucht, fällt mir grad ein, in ihrem ersten Videoclip ist sie verschleiert und schwarz gekleidet wie eine tschetschenische Selbstmordattentätrin. Ihr Debütkonzert in Moskau am 11.September 2004 wurde als „Terrorakt-Konzert – eine musikalische Terroroperation ohne jedes Kokettieren mit den Zuschauern“ angekündigt - is natürlich gleich verboten worden.
M: Marketing ist keine Kunst.
B: Kunst ist Marketing.
M: Marketing ist keine Kunst.
B: Stimmt. Man muss nur mit der richtigen Einstellung an die Sache rangehen: Ich zb. war ja mal Boxer. Und Schallplatten produzieren ist wie Boxen. Oder Boxen wie Schallplatten produzieren. Beides sind schmierige Geschäfte. Beim Boxen gibt es schmierige Charaktere, aber sie haben meist irgendwie Charme. In der Plattenindustrie jedoch sind die Leute meist uncharmant, dadurch fiel es mir ziemlich leicht, von Gegner zu Gegner zu gehen...Der grosse Unterschied ist, daß man bei Platten die Aggression, die man beim Boxen benuzt, um jemanden die Fresse zu polieren, stattdessen in die Beats steckt. Und meine Beats sind besonders aggressiv, meine Bässe fett und meine Punchlines gut. Ich glaube an die Beats.
M: Ich glaube an die Kunst.
B. Echt jetzt? Ich bin überzeugt, daß jede Platte, die ich jemals herausgebracht habe, und das sind tausende gewesen, so wertlos und nutzlos ist wie jede andere auch. Alle, die denken, daß zb ihre Musik irgendwie etwas besonderes ist, sitzen einem totalen Trugschluss auf.
Nichts, was ein Künstler machen oder tun kann, ist irgendwie wichtig. (Alles, was nicht Gottes Wort ist, ist mit dem teufel im Bunde und muss als von Sünde befallen angesehen werden.)
M: Es geht darum, daß man kämpfen muss, daß man scheitert, daß man versagt. Man bemüht sich, man kämpft, man erreicht aber niemals einen Endpunkt, man ist nie zufrieden, denn wenn man zufrieden ist, hat man aufgegeben, dann ist man tot. Unsere ganze Kultur, dieser ganze Kapitalismus, ist hohl und tot. Deswegen empfindest du auch alle Platten, die du produziert hast, als Müll, denn das sind sie: Müll. Punk.
Daher wollte ich immer Klamotten machen, die falsch aussahen. Ich wollte das Anti-Kommerzielle. Ein Manifest, das die Kultur auf den Kopf stellen würde, eine Kultur, in der es nicht mehr um Notwendigkeiten ging, sondern nur noch um Wünsche und Begehren, die man sich durch Kaufkraft erfüllen konnte. Wir wollten teilhaben und nicht nur teilnehmen, wir wollten uns selbst als unverkäuflich erklären, wir wollten lieber grossartige Versager sein und brilliant scheitern, alles, nur kein dummer, unkritischer, freundlicher gesellschaftlicher Erfolg sein! Für einen kurzen Moment traf ich scheinbar den Nagel auf den Kopf: mit dem Laden “Sex” und mit den 'Sex Pistols', ein Konzept, was scheitern musste - die Pistols waren kleine Selbstmordattentäter-Torpedos, wir waren Kultur-Terroristen, wenn man so will. Und es hat funktioniert, es markierte einen echten kulturellen Moment, sehr künstlerisch, sehr befriedigend.
B: Klar, du hast dem kapitalistischem System neues, geiles, total innovatives Blut eingeflösst...
M: Und das war’s. Danach war ich bewegungsunfähig. Ich konnte niemanden mehr überraschen. Ich flüchtete dann nach Paris, das war 1978/79, damals liebten die Pariser englische Rüpel. Zurück in London stürzte ich mich wieder auf Musik und Mode: Adam and the Ants, BowWowWow, Boy George. Aber nichts hatte mehr die gleiche Energie. Die Naivität war futsch.
B: Sid Vicious war tot...
M: Ich fühlte mich wie ein Söldner, ein idiotischer Manager, ein idiotischer Architekt. Alles war ordinär, es ging nicht um Alchemie, nicht um Magie. Große Künstler sind immer Magier. Aber bei mir ging es nur ums Verkaufen, um Produkte, völlig fragmentiert. Dagegen wollte ich wieder ein traditioneller Künstler werden. Aber wie den Fuß in die Tür kriegen? Das war in den 80ern …Ich endete in Hollywood, arbeitete für eine Menge verschiedener Kino-Produzenten als Muse, Ideen-Geber, Drehbuch-Schreiber, Sound-Konzepter. Das hielt ich vier Jahre aus.
In Europa hatte ich keinen Plan, aber viele Angebote: Malcolm, komm zum Fernsehen, mache Werbung, komponiere schöne Musik für unser Produkt. Gilette, American Express, British Airways. Ich hab’s gemacht. Aber es gibt nichts Unbefriedigenderes als einen Orangensaft-Spot zu drehen: kein Feedback, kein Geben und Nehmen, nur Müll. Nach einem Jahr war ich depressiv. Ich stürzte mich in Affairen und fand das Leben scheiße. Aber ich lernte viel über mich.
B: Was ist so schlimm daran, Affären zu haben, du hättest ja auch anfangen können, Drogen zu nehmen wie Sid Vicious, dann wärst du dreissig Jahre früher gestorben...In meinen Songs geht es immer um Sex: Telephonsex, Gedankensex....'I'm in love with a married man' war ein grosser Hit.
M: In der Gay Community, muss man dazu sagen. Die haben alles von dir gekauft, jede 12'' die rauskam, Schwule sind noch immer deine besten Kunden.
B: Davon weiss ich nichts, die Leute haben auf meine dicken Bässe gestanden, verdammt, auf Disco, ich hab HighEnergy erfunden!
M: Komm, Bobby, mach dir doch nichts vor, Disco war gay - und du hast dir ja schliesslich nicht von ungefähr Divine ins Boot geholt. Und die Queerness von Divine war ein Tsunami!
B: Wir hatten ein lukratives Arbeitsverhältnis, wir haben nicht über Privates gesprochen. Ich hatte auch viel mehr Kontakt zu Divines Manager. Divine war schon ein Star und mochte meine Arbeit, also liess er anfragen, ob ich ihn produzieren möchte. Ich habe Divine unterstützt, bis sie zu Stock, Aitken und Watermann wechselte 1984, kurz darauf starb er.
M: Divine war für dich, was die Sex Pistols für mich waren.
B: Hm, nee, ich würde eher sagen, daß die Pet Shop Boys meine Sex Pistols waren. Diese Punk-Inszenierung, das war dein grosser künstlerischer Moment und wenn ich dich vorhin richtig verstanden habe, ging es danach abwärts mit dir...
M: Ja, meine Naivität war dahin. Mein Glaube an die Kunst war angeknackst. Ich hatte den Kunstmarkt verstanden und benutzt, aber er hat mich sehr viel mehr benutzt. Vivien hat es in ihrer Mode auf den Punkt gebracht: wir waren Savages, kleine Wilde, naive Kinder, wütend, ja, aber unendlich naiv, niedlich. Wir waren dumm. Ich war dumm. Ich dachte, ich hätte dem System ein Schnippchen geschlagen, aber letztendlich hat es mich ausgelacht. Wir haben uns vereinnahmen lassen. Ich meine, wir haben uns richtig damit beschäftigt, wir wusssten, daß wir in dieser kommerziellen Welt leben, es war eine Herausforderung. Wie soll man leben in dieser kommerziellen Welt? Und wir sind daran gescheitert.
B: Komisch, bei mir war es eigentlich genau anders herum. ich habe nie an etwas geglaubt, ausser an Gott vielleicht, der mir einen Auftrag gegeben hat - sei fruchtbar und mehre dich - und das habe ich gemacht, 30 Platten im Monat habe ich produziert. Ich habe jedes verfickte Instrument selbst eingespielt, aber ich habe nie an Kunst oder so geglaubt. Künstler nehmen sich viel zu wichtig, sie haben nichts zu sagen, es gibt keine Kreativität, nur Marktanteile, das hab ich gedacht, bis ich Neil und Chris, die Pet Shop Boys getroffen habe.
M: Die haben dir das Herz gebrochen, was?
B: Es geht nicht darum, daß sie zu EMI gegangen sind, gleich nachdem ich WestEndGirls zum Hit gemacht hab, SIE zum Hit gemacht hab, das waren doch schüchterne, unsichere Jungs, als ich sie kennengelernt hab...ich wollte sie beschützen vor diesem ganzen Schmutz...
M: ...und sie haben dich benutzt...
B: Ich habe keine bitteren Gefühle ihnen gegenüber, ich wäre immer noch ein bessserer Produzent für sie, sie machen viel Scheiss jetzt, sie haben schlechte Berater. Dass sie zu EMI gegangen sind, die sie erst nicht haben wollten, abgelehnt haben sie sie, damals 1983, aber ich hab' sie getröstet: wenn die Majors etwas ablehnen, dann ist es immer gut, habe ich ihnen gesagt, jedenfalls, klar, das fand ich nicht so toll, nee, was schlimmer war: ich habe an sie geglaubt.Iich habe plötzlich angefangen, an Musik zu glauben, an Kunst zu glauben, an Kreativität, daß man doch etwas sagen kann, daß nicht alles Dreck ist. Geld ist.
M: ...weil es dann mehr ist als ein Produkt. Und Kunst muss immer mehr sein als ein Produkt. Es funktioniert sonst nicht. Es ist nicht magisch.
B: Andy Warhol hat versucht, Kunst zu einem reinen Produkt zu machen. Er hat Dollarzeichen gemalt.
M: Aber heraus kam immer nur Kunst, Kunst, Kunst. Andy war ein Magier. Heute jedoch kommt meistens nur ein Produkt bei raus.
B: Und du hast versucht, Musik zu machen...
M: ...aber es kam immer nur Mode heraus. Die Sex Pistols waren als Kunstding geplant. Ich wollte ein Bild malen, aber zu der Zeit war es total out, zu malen, das ging nicht mehr, niemand wagte es, einfach ein Bild zu malen. Also nahm ich einen Umweg und erschuf die Band, aber es ging nie um Musik. Ich habe ein Bild gemalt.

Sid und Nancy liegen auf einer Matratze.
Sid schläft. Nancy raucht. Sie balanciert eine weiße, aufgeklappte Katze auf dem Bauch, murmelt leise vor sich hin und summt zwischendurch Teile von Radiohits.
Nancy blutet aus dem Bauch. Das Blut bildet eine Lache auf Nancys Bauch, breitet sich im Bett aus, verschmiert rot auf der weissen Katze. Die weisse Katze wäre, brächte man sie zu einer Katzenshow, jetzt nicht mehr so viel wert, aber sieht nun viel interessanter aus.
Nancy:
Das war eigentlich Ottos Idee, er hat viel Blut von den Dreharbeiten mit nach Hause genommen, überhaupt war er plötzlich total motiviert. Völlig ausgeflippt, so workaholic-mässig. Er hat morgens immer Sturm geklingelt, wir haben natürlich noch geschlafen, aber Otto war die ganze Nacht aus, klar, hat getanzt zu Italodisco oder Eurotrash, immer in so Schuppen, die voll waren mit HeteroTouristen aus Spanien oder Italien, die nach Berlin gekommen sind, um in richtige Schwulenklubs zu gehen. Warum, weiß ich nicht. Total voll war es da immer. Otto hat sich lebendig gefühlt, dabei war er doch mindestens schon genauso lange tot wie wir, aber er hat angefangen, jeden morgen seinen Blog zu befüllen, hat da Polaroids reingeklebt, er mit Federn hier, mit Schühchen da und auch mit Bart, immer einen anderen Kerl im Arm. 'Ich bin Otto und ich lebe jetzt' hat er sich auf's T-shirt drucken lassen, mit so einem I love NewYork Herz darunter. Gibt ja ne Menge Siebdruck-Kollektive in Berlin. Die meisten leben davon, daß sie den Touristen im Mauerpark Kuschelkissen verkaufen. Otto war total euphorisiert, am Puls der Zeit, er war die Zeit. Wie das so zusammentrifft. Zehn Jahre lang war Otto out, hängengeblieben, immer Streifenshirts und Röhrenjeans und schwarze Spikes, total out, aber Otto war mal Fan von Sid, ganz früher war das und von da hat er sich den Style erhalten. Und jetzt, in den Berliner Nächten, weil eigentlich kommt er aus Passau, hat er sich selbst verkauft, aber auch nur so halb. Ich meine, er bleibt trotzdem Otto, und wenn er wieder out ist, macht er trotzdem so weiter. Das trau ich ihm schon noch zu, daß er so weitermacht. Ist jetzt sein Ding, Sachen mit Blut beschmieren. Er ist auch in Blut bezahlt worden, bei den Dreharbeiten, Herzblut, sonst nichts.

B: Ich spiel dir mal mein neuestes Stück vor, die Platte ist gerade rausgekommen, gib mir mal deinen Laptop rüber, ich ziehs dir drauf, ich hab's auf 'nem Stick dabei.
(spielt Stück laut ab)
M: Hm, hört sich an wie jedes andere deiner Stücke...Ich finde sowieso, Kultur kann man mit zwei Worten zusammenfassen: Authentizität und Karaoke. Die meisten Künstler, auch Musiker, verbringen ihre Zeit damit, Karaoke authentisch zu machen.
B: Man kann ja auch nur noch zitieren. Tonnenweise. Es gibt schliesslich schon alles, warum das nicht benutzen. Ich finde es viel ekelhafter, die ganze Zeit angeblich neuen Scheiß zu produzieren, innovativ, kreativ zu sein, sich selbst zu verwirklichen, das ist das schlimmste. Du hast recht, Karaoke authentisch machen, das ist zum Kotzen. Das hält doch nur die Umstände am laufen. Ich versuche nicht, authentisch zu sein, ich bin Anwalt geworden und kenne meine Rechte. Ich kaufe mir Rechte an Karaokestücken, wenn's sein muss. Die HipHopper, die haben sich anfänglich genommen, was sie wollten, schwarze Geschichte, weisse Hochkultur, PunkRock, alles, aber heute kann man sich das nur noch leisten, wenn man dafür bezahlt, das kann sich nur noch P.Diddy leisten oder Michael Jackson.
M: Da fällt mir ein: Ich würde dir gern mein neuestes Video zeigen, aber leider bin ich tot.

Sid und Nancy liegen auf einer Matratze.
Sid schläft. Nancy raucht. Sie balanciert einen weißen, tragbaren Plattenspieler auf dem Bauch, murmelt leise vor sich hin und summt zwischendurch Teile von Radiohits.
Nancy: Sid hat Malcolm vorgestern getroffen. Er hat auf ihn gewartet, vor der finnischen Sauna. Er wusste, daß Malcolm als erstes in die Sauna gehen wird, weil da immer die wichtigen Leute rumhängen und schwitzen. Sie sitzen eng nebeneinander, rot im Gesicht und fassen sich ab und zu an, ohne sich anzuschauen. Dann schlagen sie sich mit Brennesseln gegenseitig auf die Penisse. Warum, weiß ich nicht. Frauen gehen da nicht rein, es gibt keine Garderobe, so dass man jemanden bitten müsste, die Jacke zu halten. Ich habe einen schönen weissen Kunstpelz, darin sehe ich aus wie Divine, vielleicht sieht Divine auch eher wie ich aus, das kommt vom Lippenstift. Meine Mutter hat immer gesagt, ich sehe aus wie eine Transe, mit dem ganzen Schmutz im Gesicht. Ich wusste nie, was eine Transe ist und woher meine Mutter welche kannte.
Jedenfalls ist Sid da hin, wie immer bischen wackelig auf den Beinen, er hatte auch Angst. Malcolm hat viel blödes Zeug über Sid erzählt und Johnny hat mitgemacht. Da haben sie sich gestritten und Sid kam nicht gut weg dabei. Er ist zu mir gekommen und hat gesagt, daß er nicht einverstanden ist. Er sagt, Malcolm sitzt in der Sauna und spielt die Leute gegeneinander aus. Er erzählt, Sid sei nicht Punk genug und Bobby nicht schwul und Divine nicht schwul genug, weil sie keinen Sex mit ihm haben wollte und ich sei sowieso keine Lesbe, was stimmt. Bobby ist so ein Musikproduzent für Disco, Otto steht total auf das Zeug von Bobby, aber Bobby geht angeblich nur in die Sauna zum Geschäftemachen. Sid sagt, er will nur Musik machen, aber Vivien hat ihn in die Klamotten gesteckt, aus Webezecken, und gesagt, wenn er sie nicht anzieht, dann verpfeift sie ihn bei den Bullen. Johnny und Sid haben nämlich David Bowie die Gitarren geklaut, ist wirklich wahr, aber schon ewig her. Ich sage Sid, daß er ein armer Schatz ist. Dann kommt Otto rein und sagt zu mir, Mensch Nancy, weißt du was, ich habe gerade Bruce getroffen (Bruce sieht ein bisschen wie Andy Warhol aus, deswegen steht Otto auf ihn) und er hat mir eine Rolle in seinem neuesten Film versprochen, sogar die Hauptrolle! Er braucht so Zombies wie mich, hat er gesagt. Sid hat Otto angeschrien, daß Otto doch kein Zombie ist und daß Otto spinnt, weil er in der Disco zuviel Pillen gefressen hat. Otto soll an sich glauben und an Punk glauben, Otto, du bist doch ein Punk! Punk ist nicht tot, aber Malcolm ist tot. Wir sollen auf Malcolm scheissen, Malcolm sitzt in der Sauna und stinkt.

B: Ich bin weder tot noch lebendig, ich bin ein Zombie.
M. Hälst dich raus.
B: Ich kann es mir leisten, ja. Mein Geld auf der Bank liegt ja auch herum und arbeit für mich, ich muss nichts dafür tun, ja, ich kann mich raushalten aus dem Geschäft. Denn beim Sich-Raushalten, Nichts-Tun, Schlechter-Arbeiten geht es natürlich darum, sich aus den Geschäften, dem Kapitalismus, rauszuhalten. Ich habe fast zehn Jahre nichts produziert, gar nichts, nachdem die PetShopBoys zu EMI gegangen sind.
M: Du hast deine Wunden geleckt, Jura studiert und ein Buch geschrieben, in dem du die Evolution ablehnst, 'Darwin Destroyed' heißt es. Jetzt bringst du alle fünf Jahre mal eine Bobby O-Platte raus, einen Disco-Zombie, Disco-Karaoke.
B: Genau. Ich bin ein Zombie, denn ich weigere mich, etwas Neues zu machen.
M: Und nichts Neues machen ist per se gut? In dem Sinn, daß du behauptest, dir nicht die Finger schmutzig zu machen?
B: Im Gegensatz zu dir, der noch reale Menschenopfer gebracht hat, der gedacht hat, er kann was umkrempeln, die Umstände zerstören und sie doch nur auf Kosten anderer erneuert hat, im Gegensatz zu dir, der immer nur Alternativen angeboten hat, die dankbar angenommen worden sind, im Gegensatz zu dir, ja, halte ich mich raus, ich erfinde nichts, ich bin langsam, überholt und bockig.
M: Du gehst mit dem Fluss, du lässt dich überrollen, versucht nichts, du machst gar nichts, langweilig ist das.
B: Genau, das soll ja auch langweilig sein. Du hast acht Jahre Kunst studiert, Theorie gelesen, Umstände studiert, und bist dann in die erstbeste Falle getappt: du hast nämlich gedacht, du kannst was eigenes machen, dein eigener Manager sein, du checkst es. Dann aber stellst du fest, du bist ausgesaugt worden und kriegst 'ne Krise. Heulst rum, der 'Kunst' nach. Nein, du musst zum Zombie werden! Nicht dich locken lassen von angeblicher Selbstverwirklichung, Zombiismus, das ist die wahre Selbstverwirklichung!
M: Du kannst dir das Zombietum doch nur leisten, weil du Knete hast - machst jetzt auf Zombie-Bohéme, weil du ein guter Geschäftsmann warst, auch der im Zombiemodus, hast nie was eigenes probiert, aber beim ersten Hauch von Liebe und Leidenschaft zu einer Sache, die dich angreifbar macht, kriegst du Angst, knickst du ein, ziehst dich zurück und wirst HyperChrist. Die queeren Kids, die du nicht magst, nie mochtest, tanzen noch immer zu deiner Musik, aber das ist dir egal, du behauptest, nur solange verantwortlich für deine Handlungen zu sein, solange du aktiv bist. Und da du als Zombie nicht aktiv bist, bist du nicht verantwortlich. grossartig.
B: Soll ich lieber raus in die tanzende Menge gehen, rufen: 'Who wants to die for art?' und ein paar schwule Kids erschiessen, die zufällig zu meiner Musik tanzen, nur weil ich sie nicht mag? Mir ist egal, was die Leute aus dem machen, was ich rausbringe. Ich schaue, was geht, was sich verkauft und das mach ich.

Sid und Nancy liegen auf einer Matratze.
Sid schläft. Nancy raucht. Sie balanciert einen weißen, aufgeklappten Laptop auf dem Bauch, murmelt leise vor sich hin und summt zwischendurch Teile von Radiohits.
Nancy:
Sid hatte dann eine Depression. Er hat geglaubt, er sei dumm. 'Nancy', hat er gesagt, 'die Leutes sagen, Sid ist dumm, Nancy ist sowieso dumm. Ich kann es in ihren Gesichtern lesen, nachts auf den schicken Parties und tagsüber im Supermarkt. Sie denken, wir sind dumm, wir lassen uns verarschen. Sie denken, Malcolm ist unser Boss, er hat uns erschaffen. Sie denken, wir schlafen im Keller und ab und zu lässt er uns raus, damit wir Publicity für ihn machen. Aber wir waren doch vor Malcolm da, vielleicht haben wir sogar eher Malcolm erschaffen, er braucht uns doch, ohne uns gäbe es keinen punk. ich meine, klar,Malcolm kann geil reden und er hat mich aufgebaut, mir geholfen, zu mir gesagt, daß ich nicht verrückt bin, weil ich so wütend bin, manchmal und du bist auch so wütend manchmal, im gegenteil, er hat gesagt, daß es gut ist und richtig, wenn wir wütend sind und ich soll mir nichts einreden lassen und daß du gut aussiehst mit deinem Lippenstift, auch nach dreissig Jahren noch und ich finde das eigentlich auch. Du siehst doch toll aus.'
Ich finde er hat recht. Das hab ich ihm auch gesagt. 'Sid', hab ich zu ihm gesagt, 'ich finde auch, daß du toll aussiehst. Du bist doch mein Sid.' Und dann musste ich ein bisschen weinen und Sid hat auch ein bisschen geweint und dann wollte er wieder los, in die Sauna. Malcolm die Meinung sagen und Bruce auch, wenn er dann schonmal dabei ist, Streit anzufangen, 'weil man muss gerade herauskommen, das ist das wichtigste', hat er gesagt, aber ich hab zu ihm gesagt, 'Sid', hab ich zu ihm gesagt, 'ich finde, Malcolm und Bruce, die musst du unterscheiden.' Aber Sid konnte gar nichts unterscheiden, weil total dicht war der von den Depressionen. Ich hab geweint und ihn versucht festzuhalten, aber nur ein grosses Loch hab ich in sein T-Shirt gerissen und dann ist Otto reingekommen und war total hysterisch, wollte auch mit in die Sauna, wegen den ganzen berühmten Leuten, die er da treffen könnte, war er ganz aufgeregt. Er hat überall Kunstblut verspritzt und die ganze Zeit hysterisch gelacht. Und getanzt hat er und Sid ist immer wütender geworden, weil keiner hat ihn ernstgenommen und da hat er dann ein Messer genommen. Wir sind alle im Kreis herumgetanzt, Otto hat Herzblut verspritzt und Sid hat mit dem Messer auf seinem Bass herumgekratzt und ich habe auf dem Boden herumgetrampelt mit den HighHeels und spitze Schreie ausgestossen. Keine Ahnung, ob das was gebracht hat. Nur geschlafen hab ich die ganze letzte Woche.

Performed on the 3rd of September 2010 at Queerpunk-Festival Berlin by Itty Minchesta with kind support of Dr. Legasto and NoNuYörk.

Download the English version at www.atombusentransporte.de