Aufgeführt im Golden Pudel Klub, Hamburg am 07.02.2007
In a puddle of mud
kratzen. den ganzen tag. kratzen. kratzen. das muss alles weg. sauber sein. glänzend. restauration für eine glänzende zukunft. damit ist hier alles voll. den ganzen tag laufen die hier rum. und ich- ich kratze kratze. der ganze fliegenschiss muss weg. weg weg weg. kratzen. nichtmal mit kreide auf 'ner tafel. das würde wenigstens schmerzen. ein widerliches geräusch machen. stören. ich kratze. mit skalpell. maniküre bei einem monster, zahnbehandlung bei einem giganten. bin ein kolibri im stinkendem hals von einem krokodil in dessen magen ein lateinschüler verwest. hat ihm auch nicht geschmeckt. aber alle löffeln brav die suppe. selbst eingebrockt. sämige stückchen, klebt weit hintem im hals, selten erstickt wer daran. im totenschein steht dann was anderes. hat erst zuviel stunk gemacht, dann zuviel gesoffen. herzinfarkt beim squashspielen, beim kochen, beim kriechen, während die angehörigen schliefen, beim einreiben mit honig und teer, beim einreihen und beischlaf, beim stehen im stau. komplettstillstand. geht schnell. merkt man kaum. tut kurz vorher einmal noch saumäßig weh. rüttelt einen auf. so! huhuhu! unheimlich, was. geht schnell wie.
(eine meiner ersten erinnerungen ist, wie ich einen kondor überrasche, der sich über eine tote kuh hermacht. ich sah zu, versteinert vor schrecken. der kondor ist riesenhaft, seine schwingen haben mehr als zwei meter spannweite. sein kopf ist nackt, zwei weiße kugeln treten in seinem nacken hervor. er neigt den kopf schnell, oft, so als wollte er grüßen, sich verbeugen, plaudern. dann schlug er seine gewaltigen krallen in den aufgeschwollenen leib des tieres. ich erfuhr, wie sie zusammenarbeiten. wenn ein tier oder ein mensch stirbt, können sie dies offenbar allen kondoren in der nachbarschaft telegrafisch mitteilen und ein treffen vereinbaren. sie erscheinen in gruppen und sitzen rund um den kadaver im kreis, nicken mit den köpfen, rühren ihn aber nicht an, bis der könig ankommt, der größte von allen. er macht lärm wie ein flugzeug).
jetzt muss ich hier aber weitermachen mit dem kratzen. komme sonst in verzug.
nicht schnell genug. aber ach was! ist mir egal. ich trödle hier rum. singe ein liedchen. warum auch nicht. ist eh laut hier. alle schön am saufen. das muß man, ist ja nicht zum aushalten sonst. die arschbacken zusammengekniffen. ein arschkrampf. ein krasser kampf, daß muss mal raus, wodka rein und klassenlose gesellschaft. immer rein damit. wie die würstchen bei dem mccarthy. immer nachstopfen bis man kotzt. der mc carthy ist ein performer. p-e-r-f-o-r-m-e-r. ha, ha. kotzperformer. kotzt kunst. macht keine miesen, macht kohle. macht man so, immer locker raus mit der wurst. genial ist das. immer produzieren NICHT VERKRAMPFEN!!! aber die kotze braucht kein mensch. kommt nur hinz und kunst bei raus. guckt euch mal um, ihr geilen kunststuten. weiß auch nicht, wo immer diese ganze kunstkacke herkommt. total vollgestopft stopfgansmäßig ist mein hirn damit, soll ich euch mal sagen wer die top ten künstler sind, ja? 1.Richter, 2.Nauman, 3.Polke, 4.Trockel, 5.Bourgeois,6. Baselitz, 7.Sherman, 8.Kentridge, 9.Eliasson, 10.Kelley- kotzt mit mccarthy, meese malt nur noch, geniale 40.000 bilder im jahr. ich kann an nichts anderes mehr denken außer an kotzen, äh, ficken, ihr macht mich so geil, ah ah ah! ja, ihr könnt lutschen!!! man muß gut lutschen können! ja ja jaaaa!! du geiler pudel! seid mal lauter! braucht mir nicht zuhören ihr wichser. amüsiert euch nur gut bei der geilen schau. lauter! lauter! lauter! mehr! mehr! mehr! das ist dann wenn alle in die hände klatschen. open air konzert. bochum oder mannheim. ich klatsche frösche an die wand. aus dem todesgeschrei mach ich musik von der alle kotzen, äh, ficken müssen. panik bricht aus. das ist aus einem film. daher kennt man das. sonst eher nicht. das klatschen schon. im takt. zwei, drei. eins, zwei, drei. klatschen geht immer. wenn Sie jetzt klatschen, dann ist alles klar. dann haben Sie gewonnen. ist egal, sie wissen nicht warum. das spielt aber auch gar keine rolle. darum geht es eben gar nicht. hauptsache sie klatschen. das mag ja sein. brutal. ja, ist doch was. brutal. immerhin was. immer schön abklatschen. abspritzen. wie der pollock. in meinem viertel, wo ich die straßen wirklich gut kenne, ist alles vollgespritzt von ihm. eine ekstase. geradezu. von dem pollock. es gibt da viele läufige hündinnen und er hat ordentlich zu tun. kommt gar nicht hinterher. kann sich nicht retten vor aufträgen.
ja ja ich hör jetzt auch auf damit obwohl mir scheißegal ist ob es euch gefällt. das soll ja nicht gefallen. gefallen ist doch langweilig. man könnte ja mal was interessant finden, oder ist das schon zu gefährlich, kommt man dann schon nicht mehr klar. je mehr man säuft desto besser kommt man klar. wenn ich mehr saufe muss ich nicht mehr oder muss es heißen MEHR von kunstkacke sprechen, wollte ich ja eigentlich auch gar nicht wollte von dem sprechen was ich lieber mag. also dieser anfang von einer spur. ich weiß nicht mehr, warum ich da draußen war, autobahnkreuz, irgendwo in mitteldeutschland. oder war da ein deich? wär dann nicht mitteldeutschland aber eigentlich hübscher. ja, deich ist gut. blick vom deich auf zwei atomkraftwerke, gleich zwei!!! brunsbüttel und wie heißt das andere, jedenfalls ein schöneres bild als ein autobahnkreuz. obwohl man da was erleben kann. auf der autobahn...einer bricht sich bei einem unfall, rausgeschleudert in die böschung an einer autobahn, die ziemlich tief runter geht, so fünf, sechs meter runter, ein bein. kommt daher den abhang nicht mehr hoch, kann nicht mehr kriechen, hoch zum standstreifen der autobahn. bleibt dann da wohnen, im grünen, mitten im autobahnkreuz. ekelhaft dekadent ist das!!! der meint, er könne sich einfach rausziehen, verdrücken auf seine insel aus beton. seine nische aus asphalt und teer und leeren coladosen und vollgeschissenen, vollgewichsten tempotaschentüchern. kann sich jeden tag einen der dort ausgesetzen pitbullwelpen fangen, ihm den hals umdrehen und grillen. beim essen der symphonie der 12-tonner lauschen. später am abend die nietenhalsbänder der hunde, auf denen wotan, yucatan oder 2pac steht auf den männertoiletten der raststätten verkaufen- ein gutes leben. während der rest der menschheit weiterhin im stau steht oder sich totfahren muss. trotz airbag und neuem golf- und doch eben erst mit der ganzen familie dessen geburt aus glas und stahl und apricotfarbenem lack in der völkischsten der deutschen städte, der autostadt, beigewohnt hat. aber DER kann gut leben auf seiner insel, seiner alternative. na klar. und was ist mit der verantwortung für die welt, politik, kinderpornografie und der großen flut. wenn ich das schon höre, alternative. auf der betoninsel wohnen und mitglied bei greenpeace sein, solarangetriebenen rollstuhl fahren, cruisen, wie die junkies im schanzenviertel mit den maden in den beinen. auch eine alternative heilmethode, der hiphop. in frankfurt da wohnen gleich zwei solcher drückeberger auf einer verkehrsinsel, hassen sich wie die pest. der eine ist ein messie und der andere mega der kontrollfreak- führt da jedes jahr ein theaterstück auf, mit zahmen amseln, krähen und kaninchen von der verkehrsinsel. für kein bild ist er sich zu schade: er steht, in weißes laken gehüllt auf einer feuertonne, auf seinen ausgestreckten armen hocken die viecher. die kulissen sind aus angeschwemmten müll gebaut und aus zeug, daß er dem messie geklaut hat. das ganze ist von der kulturbehörde gefördert. hochglanzplakate, fressbuden auf der verkehrsinsel und hippe bands. jedes jahr ein riesenspektakel. schreibt grad an einem roman, ganz unten soll er heißen, die filmrechte hat er schon verkauft. an den ami, der diese serie mit obdachlosen gemacht hat, die sich für kohle gegenseitig die fresse polieren- daher kam auch der kontakt.
jedes jahr versucht der messie den anderen auf diebstahl zu verklagen, geht dann aber selbst für die zeit in den knast. da dreht er fast durch. da is ja nicht viel mit messie sein, im knast. nicht mal ruhig ist es da. IMMER NUR SCHREIEN KANN MAN DA. kommt raus und ist voll druff auf lithium und benzedrin und pansch. hat immer nur stress der arme. dabei will er doch nur in frieden auf seiner verkehrsinsel sitzen im smog und hunde verzehren. ES IST SO UNGERECHT! ich könnte. scheiße!!!!!! scheiße!!!!!!! die weiße rüschensocke ist über die ferse nach vorne in den schuh gerutscht. unter dem fußballen bildet sie einen schmerzhaften wulst aus feuchtem stoff. ich kann die socke nicht hochziehen, ich müsste den schuh ausziehen, alles liegt sowieso nur an diesen blöden schuhen. wie konnte ich bloß auf die idee kommen, sie ausgerechnet heute anzuziehen. verdammt spitze schwarze stiefeletten mit pfennigabsatz. im winter bei regen.
später im club rinnt der kajal in schwarzen bächen meine wangen herunter und das eiswasser in blutigen bächen aus den stiefelchen- die socken ruiniert wie unterhosen vom menstruieren. jede verdammte nacht. jeanie, oh, jeanie, life is not what it seams. ich hock auf der abgewetzten treppe vor einem bescheuerten club.
nicht stoned genug. mikrofon in der tasche. lippenstift und schlüssel. wohne immer noch bei den hippies. suche eine möglichkeit da rauszukommen. nicht die leiseste ahnung, wie. ein taxi fährt mit abgeblendeten scheinwerfern vor.
taxifahren kann ich mir nicht leisten. der kapitalismus ist eine realität. aber es fragt sich doch, wie man mit der realität umgeht. ob man sie lauthals affirmiert oder ob man mit ihr schwierigkeiten hat und aus diesem zwiespalt heraus trotzdem etwas macht. ich zahle mir seit jahren kein gehalt, um die katze am leben zu erhalten...aber davon allein kann man sich in gottes namen noch keine margarine aufs toastbrot streichen, und für die katze fällt dabei auch nichts ab; und bald kommt es soweit, daß man den toaster verschrotten kann und die katze in die pfanne hauen muß.
das taxi ruckelt über den bordstein und hält einen halben meter vor meinen knien. der fahrer streckt den kopf raus: steig ein. ich sage ihm, daß ich pleite bin. er meint, er sei nicht auf geld aus. ich klettere auf den vordersitz und ziehe mit ziemlicher mühe die blutigen schühchen aus. er fragt, ob ich zum hafen möchte. ich zucke die schultern. schon wieder die gesellschaft eines komischen arschlochs. das hier hat eine schwäche für kunstattentäter. soll ich dir mal sagen wer die zehn bekanntesten kunstattentäter sind: 1.bohlmann, 2.pinoncelli, 3.solanas, 4.chapman, 5.richardson, 6.unknown h., 7.van Bladeren, 8. brener, 9.kelleher, 10.cai und xiianjun. rembrandt, rubens, malewitsch, duchamp, duffy, dürer, picasso, newman, hirst, emin, offili, ono, serrano. ich sage. quatsch nich. mehl, farbe, messer, hammer, tinte, säure, axt, pisse, scheiße, kotze. wir kreuzen die amüsiermeile. dannach sind die lichter überall schon aus, mit ausnahme einer schmuddeligen altmännerkneipe. ein einsames winziges haus, eher eine baracke. eingeklemmt zwischen einem fischrestaurant und einer fußgängerbrücke über der zweispurigen straße. der blick auf den hafen. mir wird klar, daß das unser ziel ist. der taxifahrer sagt, ich soll drinnen warten, er leistet mir gleich gesellschaft. ich sage arschloch, kann drauf verzichten und betrete die bar. der laden stinkt nach abgestandenem bier, pisse, kotze und moder und ist nicht heller und breiter als ein u-bahn-schacht. ein punk rock archiv. ein zahnloser opa kommt angeschlichen, torkelnd, erinnert mich an b., fragt mich höflich, schüchtern, kläglich, ob ich tanzen möchte. DANCE! DANCE! DANCE! ich sage, nein, ich muss hier gleich auftreten. man soll dahin gehen wo es weh tut. ich stelle mich mit dem mikro in der hand direkt neben das dj pult. vor mir tanzt eine blondine in knallengen perlenbestickten hosen. man sieht ihren slip auf dem hintern. mit zwei fingern hält sie auf kopfhöhe einen ausgestopften mops von sich weg. dann macht sie einen kußmund zum mops hin und stopft ihn sich in den ausschnitt. igitt. das angegilbte, verwahrloste, abgestandene ist heute sehr teuer. ich setze meine sonnenbrille auf, sehe aber leider dennoch den bukowski-opa auf mich zuschwanken. DANCE DANCE DANCE! verdammt. immer geht das so. so: ich gehe eine straße lang. die scheißfüße tun weh. kann nicht rumhocken, vor dem fernseher, mit dem hund, dem mitbewohner, der pizza, dem computer, der antifaltencreme, den neuen nike air und langsam verwesen. gehe raus. die straße lang. immer geradeaus. die wand des klubgebäudes, der straße zugewandt, ist weiß und kahl, ohne eine eingangstür, ohne fenster im erdgeschoß. nur eine nummer leuchtet in violettem neonlicht. nichts sonst. ich gehe also um die ecke. eine veranda aus beton, glas und chrom. ich öffne die tür. ich brauche einen drink, einen lieblingsdrink und später dann einen jungen zum ficken, vielleicht. ich trete ein. ein empfangsraum wie ein sehr teures musical. viel licht und glimmer, viel bühnenbild, viele kostüme, viel lärm, eine spitzenbesetzung, und eine handlung mit der originalität und dem drive eines gespaltenen fingernagels. im schönen, weichem, indirektem licht scheinen die wände unendlich hoch nach oben zu steigen und sich zwischen weichen, lüsternen sternen, die tatsächlich blinken, zu verlieren. ich denke: wird hier ein film gedreht? denn da liegt ein toter und hat einen gitarrenständer in den rücken gebohrt. das gesicht kann ich nicht erkennen. ich gehe langsam durch den raum, an die bar, nehme ein glas aus dem regal und mixe mir meinen lieblingsdrink: vier teile gin, ein teil lime juice, eis, zitrone, mit apfelsaft aufgefüllt und schaue mich um. hier wird kein film gedreht! alle tot! rocker, touristen, bullen, alle tot! da ist nur ein papagei in einem käfig überm tresen und krächzt leise, ich verstehe erst beim zweiten mal: paxi und fixi! paxi und fixi!
ich höre ich ein leises schnarrendes geräusch. wie eine modelleisenbahn oder ein käfer, der auf dem rücken liegt oder wie eine fliege, die am fliegenfänger verreckt, stundenlang geht das manchmal. es summt und schnarrt. ich gehe näher zum tresen hin, quer durch die bar, folge dem geräusch am tresen vorbei zum dj pult. das geräusch wird lauter. und da seh ich sie. eine puppe liegt komisch verdreht auf der seite. knallenge perlenbestickte jeans und weiter ausschnitt, darin ein mops. ich gehe noch näher ran, knie mich hin, brauche nur noch die hand ausstrecken, um sie zu berühren. sehe: die puppe ist eine verdammt tote puppe und ich meine nicht diese sekretärinnen, die sich in der mittagspause ihren fettarmen joghurt bei budni kaufen und am feierabend schon wieder auf dem fließband stehen und joggen-nein diese puppe ist wirklich eine puppe. ich bücke mich. da zuckt sie kurz mit dem arsch. ich nehme einen schluck aus meinem glas. stehe dabei auf. trete leicht gegen den oberschenkel der puppe, die dreht sich wie von selbst auf den rücken. ich sehe ein namenschild neben ihren titten, neben dem mops. 'cindy`steht drauf. na wunderbar. ich nehme mein glas und werfe es gegen die wand. doch ein scheiß filmset. AAHHHHHHHHHH! ICH KANN ES NICHT MEHR SEHEN! die verfickten filmwichser sind überall. gehst du morgens aus deiner haustür raus, karren sie dir erstmal nen sack müll vor die füße und haben zehn von den viertelboys engagiert, die dich anspucken, damit's dann später auch ordentlich nach bronx aussieht. dein auto ist abgeschleppt und durch ein braunes, vor nässe tropfendes kunstledersofa ersetzt worden. aus der wohnung über dir dröhnt salsa oder heavy metal. anscheinend haben sie den nachbarn mit seiner kack karaoke maschine engagiert. für den livesound. bei jedem filmdreh kassiert der vermieter ein vermögen, lässt aber jedes jahr nur den ersten meter des flurs weißeln, denn nur soweit kann man bei offener haustür reinschauen. ich kannte mal einen regisseur, der war wie alle regisseure. er hatte keine ideen. er wollte einfach nur mall seine kamera irgendwo draufhalten. ich spreche einen fluch: filmwichser: von 200 wird nur einer erfolgreich.
spucke trifft mich ins auge und als ich wieder klar sehen kann, hänge ich am arm von einem vollgekoksten partyfreak. er hebt mich hoch, ich schreie FUCK OFF FUCK OFF LET ME GO FUCKING ASSHOLE i dont want your party i am not your friend i HATE you i want you dead dead scene! aber drogen verleihen kräfte. er schleudert mich in die luft und dreht sich mit mir im kreis. mir wird schlecht doch ich kotze nicht. zu professionell. ich schaue nach unten. meinem partner und co-wurst wurden die kamera und das mikro geklaut und er hüpft hilflos an einem zwei-meter boy in müllmanjacke hoch. der hält die kamera in der hand. ein milchbubi mit selbstgestrickter mütze in den farben gelb grün rot, die wie ein geschwür auf seinem kopf sitzt, so daß ich darunter widerlich dicke dreadlocks vermute, stammelt jah irie pii ins mikrofon. ich beginne also mit meinem mikrofon, daß ich wie durch ein wunder immer noch in der hand halte, auf den kopf meines angreifers- denn das BIST DU DU BIST DER FEIND- einzudreschen. ich schreie so laut ich kann und da kommt plötzlich bewegung in die masse, die um die tanzfläche herumsteht, wo sich diese szene abspielt. die ganzen idioten fangen an zu jubeln. sie klatschen ungestüm. sie klatschen eins zwei drei und rufen zugabe! zugabe! mehr mehr. aha. ich strecke beide arme zur seite aus und singe yeah yeah yeah. wie ein bluesgottesdienst in den 70er jahren. mein träger, denn das ist er ja wohl, strauchelt und fällt dabei gegen einen japaner. WIR fallen. ich bleibe am boden liegen und robbe auf meinen partner zu. wir flüchten hinter das dj pult. ich beobachte, wie sich der japaner aufrappelt und wie neben seiner nikon, die ihm natürlich um den hals baumelt, ein runder glitzernder gegenstand erscheint. es ist wie weihnachten. es ist eine handgranate mit gezahnter oberfläche und ohne stiel. der japaner drückt den boden der handgranate mit beiden händen an den mund, als wolle er ihn küssen, und erst, als er ihn vom gesicht wegreißt, begreife ich, daß er mit den zähnen den zünder herausgerissen hat. der steckt zwischen seinen lippen.
von hinter dem dj pult ein guter blick auf das geschehen.
die frage nach dem erfolg darf es bei diesem projekt von vorneherein nicht geben, auch nicht, wieviel die presse darüber schreiben wird. es geht darum, mit einer spiegeltechnik zu arbeiten, in deren zentrum widerstand und glaubwürdigkeit stehen. ab wann glaube ich, daß es sich um theater handelt? kann ich der oberfläche trauen?
es war es wichtig, den container am hafen aufzubauen.
die richtige atmosphere. wenn man ein kind mit einem mikrophon ins gefängnis steckt und sich dann nach seinem befinden erkundigt, so ergibt das body count: FUCK.
der eingang zur bar links. sie ist schummrig und ruhig, ein barkeeper bewegt sich wie eine motte vor dem schwachen glanz der flaschen und gläser.
auf dem runden hohen holztisch, immer dämlich im weg, stehen neunzehn leere bierflaschen. ludwig und lydia tanzen, vom rum voll, von neunzehn flaschen holsten voll, tanzen detroit mit zuckenden backen, daß ihnen der dergl steht, daß ihnen der oymel bald abfällt.
ludwig massiert lydia seinen arsch.
freitag nacht um zwölf haben alle deutschen männer ihre schwule minute.
in dem durchgang zum tanzkabuff lehnt ein kurzer mann, einen fischgrätgemusterten mantel über seinem großen buckel.
lydia reißt sich sein hemd runter, zieht es in die länge, nudelt es um die neunzehn flaschen, zerrt sie klirrend zusammen, sie quietschen vor enge, knotet die arme des rundherumgenudelten, gezwirbelten hemds, stellt das flaschenrad aufrecht, daß es daraus zu lecken anfängt, hebt die neunzehn flaschen hoch, hält sie sich an das unterhemd, brusthöhe, es tropft darauf aus neunzehn flaschen.
lydia geht wieder in den detroitraum, dreht dort eine tropfende runde, denkt, 'wenn das licht besser wär, könnte man glatt nen regenbogen machen', durchquert den schleusenflur, wo die sich auf den barhockern rumdrehen, kurz das trinken unterbrechen, sie anglotzen, eine klasse soloshow, schwabbert weiter in das separée, lässt sich dort einem auf den schoß fallen, der grinst debil und unsicher. er fragt: na, puppe, willste nen drink? sie nickt mit dem kopf.
ich gewöhnte mir an, brutal mit dem kopf zu wackeln, von dem gefühl angestachelt, welches mein hirn hervorrief, wenn es gegen den einengenden schädel schwappte. es fühlte sich so gut an und nahm so wenig zeit in anspruch: nur einmal schnell geruckelt und ich war bis zu fünfundvierzig sekunden lang befriedigt. im wesentlichen ist wackeln waagrechtes tanzen, und es erlaubte mir, privat etwas zu treiben, was ich in der öffentlichkeit verabscheute.
wackeln, wackeln, den ganzen tag, immer wackeln. wackeln, nachts. wackeln. das mach ich jetzt. tut keinem weh. sieht scheiße aus.
zwanzig jahre dran gearbeitet. leib und leben dran gesetzt. das räderwerk. sprache. gang. mein. die augen. verdammter. verfluchter.
einfache lieder aber in einem bestimmtem rhythmus. immer auf die maschine abgestimmt. die wird immer in diesem ganz bestimmten rhythmus bedient. für jedes gerät einen song. der text hat nichts mit den maschinen, den geräten zu tun. der text ist dann eher so motivationsmäßiges zeug, so schöne mädchen, die heimat, auch viel über gott.
hey baby, i'm a star
you see me here but I'm gone off far
hey baby, sorry can't hear you
music's too loud
I can't be near you
von kopf bis fuß in palästinensertücher eingewickelt und tanzt du völlig allein, völlig unbeirrt, unantastbar mitten auf der tanzfläche. ich wette, damit machst du dir gerade einige feinde. holzpüppchen hui schön holzpüppchen dreh dich. eine crustband beginnt zu spielen. du rufst, daß gleich der teufel singt. niemand sagt etwas, alle schauen unbeteiligt an die decke. nein, das tun sie nicht, das ist nicht nötig. du bist einfach luft oder nicht sichtbar. du rufst lauter: satan! werbefotzen! seepferd! columbine! konkubine! hofnarr! eiffe! wir lieben john lennon! grunge! apfel! erdnuß! pfeifen!
während der ganzen zeit gesang, lautes sprechen, unbändiges gelächter und gelegentliches korkenknallen.
ich wackel weiter. what the fuck.
In a puddle of mud
kratzen. den ganzen tag. kratzen. kratzen. das muss alles weg. sauber sein. glänzend. restauration für eine glänzende zukunft. damit ist hier alles voll. den ganzen tag laufen die hier rum. und ich- ich kratze kratze. der ganze fliegenschiss muss weg. weg weg weg. kratzen. nichtmal mit kreide auf 'ner tafel. das würde wenigstens schmerzen. ein widerliches geräusch machen. stören. ich kratze. mit skalpell. maniküre bei einem monster, zahnbehandlung bei einem giganten. bin ein kolibri im stinkendem hals von einem krokodil in dessen magen ein lateinschüler verwest. hat ihm auch nicht geschmeckt. aber alle löffeln brav die suppe. selbst eingebrockt. sämige stückchen, klebt weit hintem im hals, selten erstickt wer daran. im totenschein steht dann was anderes. hat erst zuviel stunk gemacht, dann zuviel gesoffen. herzinfarkt beim squashspielen, beim kochen, beim kriechen, während die angehörigen schliefen, beim einreiben mit honig und teer, beim einreihen und beischlaf, beim stehen im stau. komplettstillstand. geht schnell. merkt man kaum. tut kurz vorher einmal noch saumäßig weh. rüttelt einen auf. so! huhuhu! unheimlich, was. geht schnell wie.
(eine meiner ersten erinnerungen ist, wie ich einen kondor überrasche, der sich über eine tote kuh hermacht. ich sah zu, versteinert vor schrecken. der kondor ist riesenhaft, seine schwingen haben mehr als zwei meter spannweite. sein kopf ist nackt, zwei weiße kugeln treten in seinem nacken hervor. er neigt den kopf schnell, oft, so als wollte er grüßen, sich verbeugen, plaudern. dann schlug er seine gewaltigen krallen in den aufgeschwollenen leib des tieres. ich erfuhr, wie sie zusammenarbeiten. wenn ein tier oder ein mensch stirbt, können sie dies offenbar allen kondoren in der nachbarschaft telegrafisch mitteilen und ein treffen vereinbaren. sie erscheinen in gruppen und sitzen rund um den kadaver im kreis, nicken mit den köpfen, rühren ihn aber nicht an, bis der könig ankommt, der größte von allen. er macht lärm wie ein flugzeug).
jetzt muss ich hier aber weitermachen mit dem kratzen. komme sonst in verzug.
nicht schnell genug. aber ach was! ist mir egal. ich trödle hier rum. singe ein liedchen. warum auch nicht. ist eh laut hier. alle schön am saufen. das muß man, ist ja nicht zum aushalten sonst. die arschbacken zusammengekniffen. ein arschkrampf. ein krasser kampf, daß muss mal raus, wodka rein und klassenlose gesellschaft. immer rein damit. wie die würstchen bei dem mccarthy. immer nachstopfen bis man kotzt. der mc carthy ist ein performer. p-e-r-f-o-r-m-e-r. ha, ha. kotzperformer. kotzt kunst. macht keine miesen, macht kohle. macht man so, immer locker raus mit der wurst. genial ist das. immer produzieren NICHT VERKRAMPFEN!!! aber die kotze braucht kein mensch. kommt nur hinz und kunst bei raus. guckt euch mal um, ihr geilen kunststuten. weiß auch nicht, wo immer diese ganze kunstkacke herkommt. total vollgestopft stopfgansmäßig ist mein hirn damit, soll ich euch mal sagen wer die top ten künstler sind, ja? 1.Richter, 2.Nauman, 3.Polke, 4.Trockel, 5.Bourgeois,6. Baselitz, 7.Sherman, 8.Kentridge, 9.Eliasson, 10.Kelley- kotzt mit mccarthy, meese malt nur noch, geniale 40.000 bilder im jahr. ich kann an nichts anderes mehr denken außer an kotzen, äh, ficken, ihr macht mich so geil, ah ah ah! ja, ihr könnt lutschen!!! man muß gut lutschen können! ja ja jaaaa!! du geiler pudel! seid mal lauter! braucht mir nicht zuhören ihr wichser. amüsiert euch nur gut bei der geilen schau. lauter! lauter! lauter! mehr! mehr! mehr! das ist dann wenn alle in die hände klatschen. open air konzert. bochum oder mannheim. ich klatsche frösche an die wand. aus dem todesgeschrei mach ich musik von der alle kotzen, äh, ficken müssen. panik bricht aus. das ist aus einem film. daher kennt man das. sonst eher nicht. das klatschen schon. im takt. zwei, drei. eins, zwei, drei. klatschen geht immer. wenn Sie jetzt klatschen, dann ist alles klar. dann haben Sie gewonnen. ist egal, sie wissen nicht warum. das spielt aber auch gar keine rolle. darum geht es eben gar nicht. hauptsache sie klatschen. das mag ja sein. brutal. ja, ist doch was. brutal. immerhin was. immer schön abklatschen. abspritzen. wie der pollock. in meinem viertel, wo ich die straßen wirklich gut kenne, ist alles vollgespritzt von ihm. eine ekstase. geradezu. von dem pollock. es gibt da viele läufige hündinnen und er hat ordentlich zu tun. kommt gar nicht hinterher. kann sich nicht retten vor aufträgen.
ja ja ich hör jetzt auch auf damit obwohl mir scheißegal ist ob es euch gefällt. das soll ja nicht gefallen. gefallen ist doch langweilig. man könnte ja mal was interessant finden, oder ist das schon zu gefährlich, kommt man dann schon nicht mehr klar. je mehr man säuft desto besser kommt man klar. wenn ich mehr saufe muss ich nicht mehr oder muss es heißen MEHR von kunstkacke sprechen, wollte ich ja eigentlich auch gar nicht wollte von dem sprechen was ich lieber mag. also dieser anfang von einer spur. ich weiß nicht mehr, warum ich da draußen war, autobahnkreuz, irgendwo in mitteldeutschland. oder war da ein deich? wär dann nicht mitteldeutschland aber eigentlich hübscher. ja, deich ist gut. blick vom deich auf zwei atomkraftwerke, gleich zwei!!! brunsbüttel und wie heißt das andere, jedenfalls ein schöneres bild als ein autobahnkreuz. obwohl man da was erleben kann. auf der autobahn...einer bricht sich bei einem unfall, rausgeschleudert in die böschung an einer autobahn, die ziemlich tief runter geht, so fünf, sechs meter runter, ein bein. kommt daher den abhang nicht mehr hoch, kann nicht mehr kriechen, hoch zum standstreifen der autobahn. bleibt dann da wohnen, im grünen, mitten im autobahnkreuz. ekelhaft dekadent ist das!!! der meint, er könne sich einfach rausziehen, verdrücken auf seine insel aus beton. seine nische aus asphalt und teer und leeren coladosen und vollgeschissenen, vollgewichsten tempotaschentüchern. kann sich jeden tag einen der dort ausgesetzen pitbullwelpen fangen, ihm den hals umdrehen und grillen. beim essen der symphonie der 12-tonner lauschen. später am abend die nietenhalsbänder der hunde, auf denen wotan, yucatan oder 2pac steht auf den männertoiletten der raststätten verkaufen- ein gutes leben. während der rest der menschheit weiterhin im stau steht oder sich totfahren muss. trotz airbag und neuem golf- und doch eben erst mit der ganzen familie dessen geburt aus glas und stahl und apricotfarbenem lack in der völkischsten der deutschen städte, der autostadt, beigewohnt hat. aber DER kann gut leben auf seiner insel, seiner alternative. na klar. und was ist mit der verantwortung für die welt, politik, kinderpornografie und der großen flut. wenn ich das schon höre, alternative. auf der betoninsel wohnen und mitglied bei greenpeace sein, solarangetriebenen rollstuhl fahren, cruisen, wie die junkies im schanzenviertel mit den maden in den beinen. auch eine alternative heilmethode, der hiphop. in frankfurt da wohnen gleich zwei solcher drückeberger auf einer verkehrsinsel, hassen sich wie die pest. der eine ist ein messie und der andere mega der kontrollfreak- führt da jedes jahr ein theaterstück auf, mit zahmen amseln, krähen und kaninchen von der verkehrsinsel. für kein bild ist er sich zu schade: er steht, in weißes laken gehüllt auf einer feuertonne, auf seinen ausgestreckten armen hocken die viecher. die kulissen sind aus angeschwemmten müll gebaut und aus zeug, daß er dem messie geklaut hat. das ganze ist von der kulturbehörde gefördert. hochglanzplakate, fressbuden auf der verkehrsinsel und hippe bands. jedes jahr ein riesenspektakel. schreibt grad an einem roman, ganz unten soll er heißen, die filmrechte hat er schon verkauft. an den ami, der diese serie mit obdachlosen gemacht hat, die sich für kohle gegenseitig die fresse polieren- daher kam auch der kontakt.
jedes jahr versucht der messie den anderen auf diebstahl zu verklagen, geht dann aber selbst für die zeit in den knast. da dreht er fast durch. da is ja nicht viel mit messie sein, im knast. nicht mal ruhig ist es da. IMMER NUR SCHREIEN KANN MAN DA. kommt raus und ist voll druff auf lithium und benzedrin und pansch. hat immer nur stress der arme. dabei will er doch nur in frieden auf seiner verkehrsinsel sitzen im smog und hunde verzehren. ES IST SO UNGERECHT! ich könnte. scheiße!!!!!! scheiße!!!!!!! die weiße rüschensocke ist über die ferse nach vorne in den schuh gerutscht. unter dem fußballen bildet sie einen schmerzhaften wulst aus feuchtem stoff. ich kann die socke nicht hochziehen, ich müsste den schuh ausziehen, alles liegt sowieso nur an diesen blöden schuhen. wie konnte ich bloß auf die idee kommen, sie ausgerechnet heute anzuziehen. verdammt spitze schwarze stiefeletten mit pfennigabsatz. im winter bei regen.
später im club rinnt der kajal in schwarzen bächen meine wangen herunter und das eiswasser in blutigen bächen aus den stiefelchen- die socken ruiniert wie unterhosen vom menstruieren. jede verdammte nacht. jeanie, oh, jeanie, life is not what it seams. ich hock auf der abgewetzten treppe vor einem bescheuerten club.
nicht stoned genug. mikrofon in der tasche. lippenstift und schlüssel. wohne immer noch bei den hippies. suche eine möglichkeit da rauszukommen. nicht die leiseste ahnung, wie. ein taxi fährt mit abgeblendeten scheinwerfern vor.
taxifahren kann ich mir nicht leisten. der kapitalismus ist eine realität. aber es fragt sich doch, wie man mit der realität umgeht. ob man sie lauthals affirmiert oder ob man mit ihr schwierigkeiten hat und aus diesem zwiespalt heraus trotzdem etwas macht. ich zahle mir seit jahren kein gehalt, um die katze am leben zu erhalten...aber davon allein kann man sich in gottes namen noch keine margarine aufs toastbrot streichen, und für die katze fällt dabei auch nichts ab; und bald kommt es soweit, daß man den toaster verschrotten kann und die katze in die pfanne hauen muß.
das taxi ruckelt über den bordstein und hält einen halben meter vor meinen knien. der fahrer streckt den kopf raus: steig ein. ich sage ihm, daß ich pleite bin. er meint, er sei nicht auf geld aus. ich klettere auf den vordersitz und ziehe mit ziemlicher mühe die blutigen schühchen aus. er fragt, ob ich zum hafen möchte. ich zucke die schultern. schon wieder die gesellschaft eines komischen arschlochs. das hier hat eine schwäche für kunstattentäter. soll ich dir mal sagen wer die zehn bekanntesten kunstattentäter sind: 1.bohlmann, 2.pinoncelli, 3.solanas, 4.chapman, 5.richardson, 6.unknown h., 7.van Bladeren, 8. brener, 9.kelleher, 10.cai und xiianjun. rembrandt, rubens, malewitsch, duchamp, duffy, dürer, picasso, newman, hirst, emin, offili, ono, serrano. ich sage. quatsch nich. mehl, farbe, messer, hammer, tinte, säure, axt, pisse, scheiße, kotze. wir kreuzen die amüsiermeile. dannach sind die lichter überall schon aus, mit ausnahme einer schmuddeligen altmännerkneipe. ein einsames winziges haus, eher eine baracke. eingeklemmt zwischen einem fischrestaurant und einer fußgängerbrücke über der zweispurigen straße. der blick auf den hafen. mir wird klar, daß das unser ziel ist. der taxifahrer sagt, ich soll drinnen warten, er leistet mir gleich gesellschaft. ich sage arschloch, kann drauf verzichten und betrete die bar. der laden stinkt nach abgestandenem bier, pisse, kotze und moder und ist nicht heller und breiter als ein u-bahn-schacht. ein punk rock archiv. ein zahnloser opa kommt angeschlichen, torkelnd, erinnert mich an b., fragt mich höflich, schüchtern, kläglich, ob ich tanzen möchte. DANCE! DANCE! DANCE! ich sage, nein, ich muss hier gleich auftreten. man soll dahin gehen wo es weh tut. ich stelle mich mit dem mikro in der hand direkt neben das dj pult. vor mir tanzt eine blondine in knallengen perlenbestickten hosen. man sieht ihren slip auf dem hintern. mit zwei fingern hält sie auf kopfhöhe einen ausgestopften mops von sich weg. dann macht sie einen kußmund zum mops hin und stopft ihn sich in den ausschnitt. igitt. das angegilbte, verwahrloste, abgestandene ist heute sehr teuer. ich setze meine sonnenbrille auf, sehe aber leider dennoch den bukowski-opa auf mich zuschwanken. DANCE DANCE DANCE! verdammt. immer geht das so. so: ich gehe eine straße lang. die scheißfüße tun weh. kann nicht rumhocken, vor dem fernseher, mit dem hund, dem mitbewohner, der pizza, dem computer, der antifaltencreme, den neuen nike air und langsam verwesen. gehe raus. die straße lang. immer geradeaus. die wand des klubgebäudes, der straße zugewandt, ist weiß und kahl, ohne eine eingangstür, ohne fenster im erdgeschoß. nur eine nummer leuchtet in violettem neonlicht. nichts sonst. ich gehe also um die ecke. eine veranda aus beton, glas und chrom. ich öffne die tür. ich brauche einen drink, einen lieblingsdrink und später dann einen jungen zum ficken, vielleicht. ich trete ein. ein empfangsraum wie ein sehr teures musical. viel licht und glimmer, viel bühnenbild, viele kostüme, viel lärm, eine spitzenbesetzung, und eine handlung mit der originalität und dem drive eines gespaltenen fingernagels. im schönen, weichem, indirektem licht scheinen die wände unendlich hoch nach oben zu steigen und sich zwischen weichen, lüsternen sternen, die tatsächlich blinken, zu verlieren. ich denke: wird hier ein film gedreht? denn da liegt ein toter und hat einen gitarrenständer in den rücken gebohrt. das gesicht kann ich nicht erkennen. ich gehe langsam durch den raum, an die bar, nehme ein glas aus dem regal und mixe mir meinen lieblingsdrink: vier teile gin, ein teil lime juice, eis, zitrone, mit apfelsaft aufgefüllt und schaue mich um. hier wird kein film gedreht! alle tot! rocker, touristen, bullen, alle tot! da ist nur ein papagei in einem käfig überm tresen und krächzt leise, ich verstehe erst beim zweiten mal: paxi und fixi! paxi und fixi!
ich höre ich ein leises schnarrendes geräusch. wie eine modelleisenbahn oder ein käfer, der auf dem rücken liegt oder wie eine fliege, die am fliegenfänger verreckt, stundenlang geht das manchmal. es summt und schnarrt. ich gehe näher zum tresen hin, quer durch die bar, folge dem geräusch am tresen vorbei zum dj pult. das geräusch wird lauter. und da seh ich sie. eine puppe liegt komisch verdreht auf der seite. knallenge perlenbestickte jeans und weiter ausschnitt, darin ein mops. ich gehe noch näher ran, knie mich hin, brauche nur noch die hand ausstrecken, um sie zu berühren. sehe: die puppe ist eine verdammt tote puppe und ich meine nicht diese sekretärinnen, die sich in der mittagspause ihren fettarmen joghurt bei budni kaufen und am feierabend schon wieder auf dem fließband stehen und joggen-nein diese puppe ist wirklich eine puppe. ich bücke mich. da zuckt sie kurz mit dem arsch. ich nehme einen schluck aus meinem glas. stehe dabei auf. trete leicht gegen den oberschenkel der puppe, die dreht sich wie von selbst auf den rücken. ich sehe ein namenschild neben ihren titten, neben dem mops. 'cindy`steht drauf. na wunderbar. ich nehme mein glas und werfe es gegen die wand. doch ein scheiß filmset. AAHHHHHHHHHH! ICH KANN ES NICHT MEHR SEHEN! die verfickten filmwichser sind überall. gehst du morgens aus deiner haustür raus, karren sie dir erstmal nen sack müll vor die füße und haben zehn von den viertelboys engagiert, die dich anspucken, damit's dann später auch ordentlich nach bronx aussieht. dein auto ist abgeschleppt und durch ein braunes, vor nässe tropfendes kunstledersofa ersetzt worden. aus der wohnung über dir dröhnt salsa oder heavy metal. anscheinend haben sie den nachbarn mit seiner kack karaoke maschine engagiert. für den livesound. bei jedem filmdreh kassiert der vermieter ein vermögen, lässt aber jedes jahr nur den ersten meter des flurs weißeln, denn nur soweit kann man bei offener haustür reinschauen. ich kannte mal einen regisseur, der war wie alle regisseure. er hatte keine ideen. er wollte einfach nur mall seine kamera irgendwo draufhalten. ich spreche einen fluch: filmwichser: von 200 wird nur einer erfolgreich.
spucke trifft mich ins auge und als ich wieder klar sehen kann, hänge ich am arm von einem vollgekoksten partyfreak. er hebt mich hoch, ich schreie FUCK OFF FUCK OFF LET ME GO FUCKING ASSHOLE i dont want your party i am not your friend i HATE you i want you dead dead scene! aber drogen verleihen kräfte. er schleudert mich in die luft und dreht sich mit mir im kreis. mir wird schlecht doch ich kotze nicht. zu professionell. ich schaue nach unten. meinem partner und co-wurst wurden die kamera und das mikro geklaut und er hüpft hilflos an einem zwei-meter boy in müllmanjacke hoch. der hält die kamera in der hand. ein milchbubi mit selbstgestrickter mütze in den farben gelb grün rot, die wie ein geschwür auf seinem kopf sitzt, so daß ich darunter widerlich dicke dreadlocks vermute, stammelt jah irie pii ins mikrofon. ich beginne also mit meinem mikrofon, daß ich wie durch ein wunder immer noch in der hand halte, auf den kopf meines angreifers- denn das BIST DU DU BIST DER FEIND- einzudreschen. ich schreie so laut ich kann und da kommt plötzlich bewegung in die masse, die um die tanzfläche herumsteht, wo sich diese szene abspielt. die ganzen idioten fangen an zu jubeln. sie klatschen ungestüm. sie klatschen eins zwei drei und rufen zugabe! zugabe! mehr mehr. aha. ich strecke beide arme zur seite aus und singe yeah yeah yeah. wie ein bluesgottesdienst in den 70er jahren. mein träger, denn das ist er ja wohl, strauchelt und fällt dabei gegen einen japaner. WIR fallen. ich bleibe am boden liegen und robbe auf meinen partner zu. wir flüchten hinter das dj pult. ich beobachte, wie sich der japaner aufrappelt und wie neben seiner nikon, die ihm natürlich um den hals baumelt, ein runder glitzernder gegenstand erscheint. es ist wie weihnachten. es ist eine handgranate mit gezahnter oberfläche und ohne stiel. der japaner drückt den boden der handgranate mit beiden händen an den mund, als wolle er ihn küssen, und erst, als er ihn vom gesicht wegreißt, begreife ich, daß er mit den zähnen den zünder herausgerissen hat. der steckt zwischen seinen lippen.
von hinter dem dj pult ein guter blick auf das geschehen.
die frage nach dem erfolg darf es bei diesem projekt von vorneherein nicht geben, auch nicht, wieviel die presse darüber schreiben wird. es geht darum, mit einer spiegeltechnik zu arbeiten, in deren zentrum widerstand und glaubwürdigkeit stehen. ab wann glaube ich, daß es sich um theater handelt? kann ich der oberfläche trauen?
es war es wichtig, den container am hafen aufzubauen.
die richtige atmosphere. wenn man ein kind mit einem mikrophon ins gefängnis steckt und sich dann nach seinem befinden erkundigt, so ergibt das body count: FUCK.
der eingang zur bar links. sie ist schummrig und ruhig, ein barkeeper bewegt sich wie eine motte vor dem schwachen glanz der flaschen und gläser.
auf dem runden hohen holztisch, immer dämlich im weg, stehen neunzehn leere bierflaschen. ludwig und lydia tanzen, vom rum voll, von neunzehn flaschen holsten voll, tanzen detroit mit zuckenden backen, daß ihnen der dergl steht, daß ihnen der oymel bald abfällt.
ludwig massiert lydia seinen arsch.
freitag nacht um zwölf haben alle deutschen männer ihre schwule minute.
in dem durchgang zum tanzkabuff lehnt ein kurzer mann, einen fischgrätgemusterten mantel über seinem großen buckel.
lydia reißt sich sein hemd runter, zieht es in die länge, nudelt es um die neunzehn flaschen, zerrt sie klirrend zusammen, sie quietschen vor enge, knotet die arme des rundherumgenudelten, gezwirbelten hemds, stellt das flaschenrad aufrecht, daß es daraus zu lecken anfängt, hebt die neunzehn flaschen hoch, hält sie sich an das unterhemd, brusthöhe, es tropft darauf aus neunzehn flaschen.
lydia geht wieder in den detroitraum, dreht dort eine tropfende runde, denkt, 'wenn das licht besser wär, könnte man glatt nen regenbogen machen', durchquert den schleusenflur, wo die sich auf den barhockern rumdrehen, kurz das trinken unterbrechen, sie anglotzen, eine klasse soloshow, schwabbert weiter in das separée, lässt sich dort einem auf den schoß fallen, der grinst debil und unsicher. er fragt: na, puppe, willste nen drink? sie nickt mit dem kopf.
ich gewöhnte mir an, brutal mit dem kopf zu wackeln, von dem gefühl angestachelt, welches mein hirn hervorrief, wenn es gegen den einengenden schädel schwappte. es fühlte sich so gut an und nahm so wenig zeit in anspruch: nur einmal schnell geruckelt und ich war bis zu fünfundvierzig sekunden lang befriedigt. im wesentlichen ist wackeln waagrechtes tanzen, und es erlaubte mir, privat etwas zu treiben, was ich in der öffentlichkeit verabscheute.
wackeln, wackeln, den ganzen tag, immer wackeln. wackeln, nachts. wackeln. das mach ich jetzt. tut keinem weh. sieht scheiße aus.
zwanzig jahre dran gearbeitet. leib und leben dran gesetzt. das räderwerk. sprache. gang. mein. die augen. verdammter. verfluchter.
einfache lieder aber in einem bestimmtem rhythmus. immer auf die maschine abgestimmt. die wird immer in diesem ganz bestimmten rhythmus bedient. für jedes gerät einen song. der text hat nichts mit den maschinen, den geräten zu tun. der text ist dann eher so motivationsmäßiges zeug, so schöne mädchen, die heimat, auch viel über gott.
hey baby, i'm a star
you see me here but I'm gone off far
hey baby, sorry can't hear you
music's too loud
I can't be near you
von kopf bis fuß in palästinensertücher eingewickelt und tanzt du völlig allein, völlig unbeirrt, unantastbar mitten auf der tanzfläche. ich wette, damit machst du dir gerade einige feinde. holzpüppchen hui schön holzpüppchen dreh dich. eine crustband beginnt zu spielen. du rufst, daß gleich der teufel singt. niemand sagt etwas, alle schauen unbeteiligt an die decke. nein, das tun sie nicht, das ist nicht nötig. du bist einfach luft oder nicht sichtbar. du rufst lauter: satan! werbefotzen! seepferd! columbine! konkubine! hofnarr! eiffe! wir lieben john lennon! grunge! apfel! erdnuß! pfeifen!
während der ganzen zeit gesang, lautes sprechen, unbändiges gelächter und gelegentliches korkenknallen.
ich wackel weiter. what the fuck.