IT WAS HERE PT.II
'Yer hips are attached to 'yer bones an' 'yer bones are attached to 'yer hips
Herr Wagner!
Frau Hain ihr Kater ist gestorben. Und sie hat noch etliches Futter oben. Und einen Kratzbaum.
Ich geben Ihnen die Telefonnummer mit 43...von Frau Hain.
Im 4.Stock.
Gr. Fr. Fricke.
Entschuldigen Sie wegen der Schrift. Aber die vielen Tabletten morgens. Mir zittert der ganze Koerper.
auch ich machte eine reise.
einen tag vor der abfahrt versuchen, dem hund noch mal was gutes zu tun- einen langen spaziergang. am fruehen abend auf einer bank im schanzenpark sitzen.
groelende stimmen naehern sich.
dicht nebeneinander ziehen zwei sehr junge punkerinnen an unserer parkbank vorbei. dicht laufen sie nebeneinander, fast untergehakt. lallen laut einander an. beide halten bierflaschen. beide laesst babyspeck pummelig wirken. eine humpelt, schleift einen fuss mit großem springerstiefel hinterher. zielstrebig rumpeln sie richtung minimal, fuer mehr bier. zehn minuten spaeter kommmen sie zurueck, jetzt einander stuetzend. beide jetzt humpelnd. halten an der naechsten bank. das maedchen mit den vormals gesunden fuessen stuetzt schwer sich ab an der freundin, zieht schwankend einen stiefel aus, muss dabei auf einem bein hin-und her huepfen, lautes fluchen schallt herueber- es ist schwer, die pippi-langstrumpf ringelstruempfe auszuziehen. schluck bier wird genommen, struempfe werden wieder angezogen, dabei sich schwerfaellig huepfend an der bank festgehalten. noch mehr bier, stiefel auch wieder angezogen, dabei schwanken, alles dauert sehr lange. dann haken die beiden dicklichen maedchen sich unter, humpeln wackelig langsam und laut davon.
wir bleiben auf der bank sitzen, noch eine weile. ich denke an moegliche filme und an harmony korine.
im flugzeug fange ich an zu lesen, 'malone stirbt' von samuel beckett.
(ich weiss, in welchem Jahr ich geboren wurde, ich habe es nicht vergessen, ich weiss aber nicht, bei welchem jahr ich jetzt angelangt bin. aber ich glaube, dass ich seit geraumer zeit hier bin. denn ich weiß wohl, was die verschiedenen jahreszeiten mir im schutz dieser waende antun koennen. so was lernt man nicht in ein oder zwei jahren.)
nach etwa zehn seiten muss ich aufhören damit, es ist unglaublich deprimierend. gerade am anfang der eigentlichen geschichte höre ich auf zu lesen, aber im moment und meiner jetzigen geistigen verfassung kann ich einfach nicht mehr davon ertragen.
bei der ankunft in dublin scheint die sonne, aber wir müssen hinein, pässe zeigen und kilometerweit stickige gänge entlanglaufen, um unser gepäck wiederzubekommen.
in der gangway alle zwei meter plakate mit samuel becketts porträt drauf oder mit ankündigungen für theaterstücke, musicals und was noch möglich ist mit beckett.
es ist beckett jahr.
tage voll von würziger luft, weite, regen und nassen füßen, die müdigkeit hervorruft und appetit macht auf kekse und gekochtes essen am abend. vor dem schlafengehen sind nur wenige seiten dostojewski möglich und doch ist "der spieler" zu schnell ausgelesen.
die bàbuschka brachte mich dazu, laut herauszulachen: "schlafmützen seid ihr alle, ohne ausnahme!"; oh, ein schönes buch!
das meer so dicht an den bergen bei strahlendem, plötzlichem sonnenschein lässt mich hüpfen am strand- am einzigen tag, an dem wir nicht in den regen kommen-sonst steht abends jeden tag erneut das wasser in kleinen pfützen vorne in den schuhen, mal mehr wasser, mal weniger.
ich denke an die aussicht von meinem schreibtisch aus auf das altersheim der freimaurer und das dieser aussicht zugehörige gefühl lässt mich schon im voraus verzweifeln.
hungrig nach luft, nach weite und farbe und dem gefühl, daß der druck um meine augen herum sich verringere- ein gefühl, das ich sonst mühsam und teuer durch das trinken von sechs flaschen evian am tag erreichen kann- schmieren wir tagtäglich pausenbrote und wickeln keksportionen in frischhaltefolie. ganz oben auf dem berg wollen wir essen. im radio wird über die glaubwürdigkeit des kinofilms "da vinci code" im bezug auf die katholische kirche diskutiert und eine anhängerin der dogmatischen opus dei organsiation berichtet über die praxis der selbstzüchtigung, eine schöne überleitung zum nächsten diskussionsrunde in deren mittelpunkt die frage, ob geschlechtskrankheiten bei teenagern eher durch das benutzen von kondomen oder durch den grundsätzlichen verzicht auf geschlechtsverkehr vor der ehe einzudämmen seien, steht.
drüben auf dem hügel möcht ich sein, im letzten abendsonnenschein.
"ich nahm das geld und das papier, auf das mit bleistift die abrechnung geschreiben war, machte eine kurze höflichkeitsverbeugung gegen den general und sagte sehr ernst:
"damit ist die sache natürlich nicht abgetan, general. es tut mir sehr leid, daß sie sich unannehmlichkeiten ausgesetzt haben, doch -verzeihen sie- die schuld daran müssen sie nur sich selbst zuschreiben. wie kamen sie dazu, dem baron gegenüber die verantwortung für mich zu übernehmen? was bedeutet der ausdruck, daß ich 'zu ihrem hause gehöre'? ich bin oder war nur lehrer in ihrem hause und nichts weiter. ich bin weder ihr sohn noch ihr mündel, weshalb niemand sie für meine vergehen verantwortlich machen kann. ich bin eine juridisch unabhänige person, bin fünfundzwanzig jahre alt, kandidat der philosophie, bin edelmann und ihnen ein vollkommen fremder. nur meine unendliche achtung für ihre verdienste hält mich davon ab, sie um rechenschaft zu bitten und ohne weiteres genugtuung dafür zu verlangen, daß sie sich anmaßen, für mich die verantwortung übernehmen zu wollen."
rekapitulation am verkaterten tag nach der hochzeitsfeier der ehemaligen freundin und nachbarstochter, die, nicht viel älter als ich, mir mit und beim monopoly, das wir tagelang in ihrer küche spielten, während genauso ununterbrochen auch der fernseher lief, englisch beibrachte, mit mir pennysweets kaufen ging- wir liefen oder trampten dafür gemeinsam täglich etwa sechs kilometer weit- mich zigaretten von meinen eltern klauen ließ, mich dann das rauchen lehrte und zum erstenmal mit in die disco nahm, die wiederum ich vor der kirche auf berge steigen ließ und in leerstehende häuser mitschleppte und auch ans meer, die, krankenschwester geworden, aus liverpool zurückkehren musste, um als jüngste und ledige von vier kindern erst mutter und dann vater zu pflegen, die immer noch sehr laut lacht, jetzt aber blond und frisch verheiratet ist.
dieser freundin zuliebe esse ich also die suppe mit schinkencroutons- zum erstenmal seit vierzehn jahren verzehre ich bewußt etwas mit fleisch. bei 250 geladen gästen im landmark hotel, brandnew im chic des vorletzten turn-of-the-century, fällt das kaum auf. ich antworte auf fragen jedesmal mit `yes, i'm enjoying myself, very fine, it is a great day' und die katholische kommunionsoblate in der früh schmeckte nach nichts. ich spüle aber auch mit etlichen pints und etwas whiskey. im laufe des abends zu späterer stunde fängt dennoch jener beobachtungsposten, den ich vermeine innezuhalten, an, sich aufzulösen. ich grinse dämlich weiter, auch bei den fragen nach unserer baldigen hochzeit, was sich schon zu diesem relativ frühen zeitpunkt unhöflich mir selbst gegenüber anfühlt. schließlich dann läßt mein begehren und hoffen auf wahre freude beim tanz mich einbrechen. versuche ich anfangs noch mitzumachen, tritt etwas später ein gefühl starker entfremdung ein. die musik, in die ich so freudige erwartung gesetzt habe, tut mir plötzlich umso weher und ich kann mich beim hilflosen versuch, ebenfalls bierselig untergehakt die beinchen zu schwingen, zu präzise beobachten. plötzlich ist alles widerlich. ich habe die kraft von fußballchören unterschätzt.
meine begleitung hat das schon früher erkannt und sitzt etwas unglücklich in der lobby. schnell verlassen wir das fest.
am nächsten tag ein bitterer geschmack im mund.
'herrgott, was gehen mich aber die gesetze der natur und der arithmetik an, wenn mir aus irgendeinem grunde diese gesetze und das zweimal-zwei-ist-vier nicht gefallen? versteht sich, ich werde solch eine mauer nicht mit dem kopf einrennen, wenn ich tatsächlich nicht die kraft dazu habe, aber ich werde mich mit ihr doch nicht aussöhnen, bloß weil es eine mauer ist und meine kraft nicht ausreicht.'
...sich mit keiner dieser unmöglichkeiten und mauern aussöhnen, wenn es einem vor dem aussöhnen ekelt; auf dem wege der unumgänglichsten logischen kombination zu den allerwiderlichsten schlüssen kommen- über das ewige thema, daß man sogar an der steinmauer irgendwie selbst schuld ist, obgleich es wiederum bis zur durchsichtigkeit augenscheinlich bleibt, daß man durchaus nicht schuld ist- und infolgedessen schweigend und machtlos zähneknirschend, wollüstig in der trägheit ersterben.'
zwei tage vor der abfahrt denke ich abends im sessel mit wärmflasche sitzend an heute links und rechts aus dem auto gesehenes: braun-blaue berge mit heidekraut und moos und nasses neongrün leuchtendes gras, sonnenstrahlen auch auf den tropfen auf der windschutzscheibe, country im radio und fange an zu weinen.
in hamburg setzt sofort das gefühl ein, nun wieder aushalten zu müssen. gedanken an arbeit, nur, um die zukünftige flucht zu ermöglichen, bilden darin rettungsanker.
im park sitze ich nun auf einer bank mit r., davor der hund. eine ältere dame und ein herr passieren, sie redet monoton zu ihm hin, dreht, als sie den hund sieht den kopf und fragt mich mit im selben tonfall und mit dem selben atem, ob der hund eine prothese bekommen könnte. r. setzt ein mit der antwort 'ja, das geht'. ich falle ins wort und sage laut: 'hören sie mal, ich will überhaupt gar nicht mit ihnen reden gerade!' die frau sagt:'ich will aber mit ihrem freund reden'. 'mit dem rede ich nun gerade, es ist wirklich eine unverschämtheit, was fällt ihnen ein, das kann ja wohl nicht sein'. die frau stülpt ihre augen aus und sagt vorwurfsvoll mit geneigtem kopf zum hund hin: 'ich habe ja nur mitgefühl'. ich erwidere sehr laut: 'ja eben mehr mit hunden, als mit menschen, es ist wirklich eine unverschämtheit!'
gegen das gefühl der aggression und des gelähmtseins hilft auch joggen nicht.
ich vermisse die unaufdringliche gesellschaft der dauernden begleitung und zwinge mich in einsamkeit hinein, als könnte ich dadurch noch unabhängigkeit beweisen. alleine zu hause schreibe ich gegen den kloß im hals.
20.03.07
Ever Glory Havarie No.3
rewind.
ever green:
die neue digitalcamera für 800 euro funktioniert nicht, zu dicht an der 30euro teuren babyfonanlage steht sie. zum glück gibt es noch die aus einem denkfehler entstandene dvd. damit wird dann die projektion zur einführungsrede improvisiert.
ever decent:
in der projektion flackert ein telefon und itty liest sehr monoton von frauenmord. im publikum kippt eine junge frau mit sehr roten lippen wie ein medium vom stuhl. dr.legasto ist begeistert, schwenkt aber unentschlossen, zu spät mit der kamera hinterher.
die junge frau trinkt wasser aus dem ginglas und geht dann. die lesung geht weiter.
ever level:
die gogo bühne wird vom publikum nicht als solche gelesen, da itty aussieht wie ein superheld. oder weil sie nicht tanzt.
ever delight:
die reise ist langweilig und man starrt gegen die wand. am ende versuche ich, das sitzen lange auszuhalten. ich hätte aufstehen sollen und rufen: wir wollen weg! wir wollen weg!
heute:
ich bin so müde, daß ich mir noch nichtmal mehr das kindertheater mit den schweinchen anschauen kann, nur höre, wie der puppenspieler, der eigentlich kartoffelbauer ist und dem auch die galerie mitgehört, die kinder mit linda kartoffeln bewirbt. linda. rufen sie. linda. der drucker, der den heutigen text drucken sollte, hat keine tintenpatrone mehr.
EVER GLORY
Havarie nr. 5
(failed video nr. 5)
der maler sagt: immer male ich an einem bild und gebe mir die grösste mühe. wenn ich glaube, fertig zu sein trete ich zurück und schaue es mir an. jedesmal bin ich wahnsinnig enttäuscht, daß doch nur wieder ein bild herausgekommen ist.
eine lesung. es ging um rahmen, um bedingungen und um das ignorieren der bedingungen. wie man freiwillig zum halbtoten wird. ich beschloss, die lesung I NEED YOUR HEAD- this ain't no rock'n roll show zu nennen, nach einem song von hasil adkins. ich fand das passend, denn in dem song geht es darum, daß es keine rock'n roll show ist, wenn man den kopf gebraucht, um ihn bei sich an die wand zu hängen.
ich male dann fröhlich zu musik aus dem radio ein bild, in öl. darauf sieht man zwillingsschwestern auf einem sofa sitzen. an der wand über dem sofa hängt ein portrait von elvis. die schwestern sind im rock'n roll stil der 50er gekleidet. sie sagen "wir sind die töchter von elvis". elvis schlief mit ihrer mutter, als er auf durchreise war nach michigan oder tenessee, zurück in seine heimat jedenfalls. sie sind große elvis fans, denn sie haben rock im blut.
der sprecher im radio sagt: "R.I.P. hasil". mein gott, ist hasil denn tot!? ich bin davon ausgegangen, daß er noch lebt. das kann nicht sein. im tod wie im leben, sagt der sprecher. ich drehe das radio lauter. es gibt keinen zweifel. heute, jesus christus, genau heute. vor acht stunden. siedendheiß durchfährt es mich: ich habe die zeitverschiebung nicht bedacht!
nicht länger als eine viertel stunde kann es her sein, da wurde hasil, whiskey in der hand, auf dem rücken die geliebte gitarre, in memphis tenessee von einem 40tonner überrollt.
morphic resonance, telepathie, phantom limbs.
ich bin überzeugt, daß ich nicht hasil adkins tochter bin, aber was soll das dann. die toten sollen mich verdammt in ruhe lassen. das phänomen muß ausgetrieben werden. tod den toten! weg mit dir, hasil- zombie, meinen kopf kriegst du nicht!
ich nehme meine textblätter, drehe sie auf den kopf und nagle sie mit drei dicken nägeln an die wand, über ein bild von sonic youth, "satan is boring" steht darauf. we get the lies you get the fire. you'll never burn. you get my lies i get the fire.
society is a hole it makes me lie to my friends.
itty marlowe minchesta sitzt im ausstellungsraum ihrer ladenwohnung in einer gegend von hollywood, die stark durchsetzt ist von nagelstudios, handyläden, porno-kinos und frittenbuden. die lady nebenan hat haare auf den zähnen und ein anderer nachbar ist geschäftsführer eines handyladens, lebt aber vom verkauf von donuts.
marlowe-minchesta fühlt sich hier zuhause. das schreiben ging ihr jedenfalls prächtig von der hand, auch wenn sie noch immer keinen blassen schimmer hat, was zum teufel man überhaupt damit anfangen kann, jedenfalls ist ihr stuhl unterm arsch immer noch da, obwohl sie dauernd dagegen tritt beim schreiben. sie wohnt hier noch nicht lange genug, als daß sich staub und bierflaschen in nennenswertem umfang hätten ansammeln können, aber sie hilft nach, so gut sie kann. der einzige touch, dem sie dem laden gab, ist ein ölschinken, den sie ins schaufenster gehängt hat. er ist von ihrem kollegen paul dose, und er ist nicht übel.
sie öffnet eine der bierdosen, die ich mitgebracht habe, um die unterhaltung zu erleichtern. marlowe minchesta ist immer in grün und weiß gekleidet, allerdings in unvorteilhaften kombinationen, heute z.b hat sie dieses komische ding von hut auf dem kopf, daß an ein ein gehirn erinnert, sie allerdings eher wie ein kindliches playboy- häschen aussehen lässt, ohne den sex-appeal allerdings. sie wirkt locker und relaxed, jedenfalls lockerer als ich- die nähe solcher repräsentativer ölschinken wirkt immer etwas erdrückend, wenn man sie so dicht vor sich hat. außerdem habe ich mich von den leuten, die sie gut kennen, darüber aufklären lassen, daß man bei ihr auf alles gefasst sein muss. ihre bekannten meinten, sie werde mich und meine fragen tolerieren, aber so etwas wie gastfreundschaft sei bei ihr nicht zu erwarten. ich bin deshalb übberrascht, daß sie sich die mühe macht, für mein wohlbefinden zu sorgen, indem sie mir ein bier in die hand drückt, einen fernseher anschaltet und dann verkündet:
ich bin schon fast den ganzen tag am sprechen, aber mach dir keine sorgen, ich werde kein fenster einschlagen und auch sonst nichts zertrümmern. die hütte wird nicht brennen, ha, ha. ich bin letztendlich doch ein friedlicher sprecher, die meiste zeit jedenfalls. schwierigkeiten mach ich nur, wenn ich gin trinke. wenn dann leute um mich rum sind, benehm ich mich immer daneben, werde ausfällig oder fange streit an und das kann probleme geben. deshalb versuche ich es jetzt immer so einzurichten, daß ich dabei allein bin. daß was die andern dann in meinem glas sehen, ist immer wasser. keine ausfälligkeiten mehr, obwohl, naja ich vemisse das auch.
sie sagt. weißt du, ich habe immer schwierigkeiten, mit den leuten klarzukommen. der miese knochen, der ständig die leute unbehaglich macht. weil er zu pöbelig ist, oder zu nett. ich sage, daß ich keine menschen um mich haben will, aber wenn dann welche da sind, ist es in wirklichkeit so, daß sie mir ganz schön was geben. ich sage, daß ich menschen um mich haben will. und wenn dann welche da sind, ist es in wirklichkeit so, daß ich gar nicht mit ihnen reden kann.
weißt du, ich glaube heute, daß meine erwartungen einfach zu hoch gespannt waren, daß es das wirklich vielleicht gar nicht mehr gibt. die menschen einfach nicht mehr reden können, daß sie nicht mehr zuhören können, daß diese ganze hoffnung, man hat jahrelang darauf gehofft, daß man sich mal richtig nach herzenslust ausquatschen möchte, über gott und die welt und über die ganzen scheißprobleme, das gibts nicht, ich fand keinen einzigen. ich sehe auch mich und in meiner umgebung niemanden, der dazu in der lage wäre. und daß das klar ist, daß ist nicht persönlich gemeint. wirklich nicht, ich meine. ich spreche von all diesen sachen, fast denke ich, daß es nicht mehr möglich ist, fehler zu machen, frauentangaslips, eiterbeulen und wut, und bin auf der suche nach einem tunnel durch den ich fallen kann. weitermachen ohne aufzuhören. vielleicht muß ich dann auch nicht mehr soviel sprechen,
und dann muss ich auch noch dauernd in diesem schaufenster sitzen, es ist ja sogar schon fast so etwas wie mein job geworden. die leute kommen vorbei und denken, ich mache da einen porno club, oder dreh im keller pornos. oder ich mach virtual reality. ey, machst du virtual reality, hat mich neulich einer gefragt. ja, das trifft es ganz gut, hab ich dann gesagt. stimmt ja auch, nicht. hier drin brennt die hütte schließlich nicht, sagt sie und zeigt auf den ölschinken mit dem brennenden schiff. nee, da muss man ab und zu mal raus, gar nicht weit. ich habe keinen flaschenöffner, also geh ich nach nebenan in die kneipe, die dame mit den haaren auf den zähnen schreit mich dann jedesmal an, ich mit meiner scheißgalerie, überalll diese lackaffen und bei den eröffnungen stehn die leute bei ihr vor der türe rum und saufen ihr nobelbier. sie kommt sich dann vor wie ein ausstellungsobjekt. sie sagt: es gibt hier nichts für uns zu essen. die leute in beigen hemden und hellbraunen hosen haben schon alles aufgegessen. in den mund gestopft, gleich nachdem das buffet eröffnet wurde, die münder kauen noch. dann gehen sie aufs klo und rülpsen, ziehen bei der gelegenheit nochmal die helllila lippen nach und zupfen sich ein haar von den zähnen.
niedlich, sagen die dann immer, die dame mit den haaren auf den zähnen, ein richtiges original. dann öffnet sie mir die flasche.
ich geh dann raus, wieder zurück in mein geschäft, setze mich auf die bühne.
es gibt eben bühnen, leute oben auf der bühne, welche dahinter und welche davor.
das sind doch die wichtigsten situationen im leben, dass man kommt dabei nicht mehr heraus.
ich habe mir also einen container gebaut.
von drinnen ein blick auf das geschehen.
ein blick von einer treppe auf den hafen, ein blick von einer promenade auf den hafen, ein blick von der bühne, geblendet von licht.
der blick von der bühne ist also getrübt, wenn nicht verblendet.
ich hab aber was gelernt: man muss sein haus aus stein bauen, sonst kommt der böse wolf und pustet es mit seinem schlechten atem um.
widersprechen dagegen kann man ja immerhin noch.
ich hätte aufstehen sollen und rufen: wir wollen weg! wir wollen weg!
ich kam jedesmal zurück in den laden. da hatte ich mein bier und meinen hasil im radio. eine isomatte zum pennen und meine scheibmaschine, ich onanierte viel. schrieb eine menge zeug.
ein viertel weisser wand zweier kritischer videopoetikerinnen, auf die ein junger genderfucker mit dem dicken hard to buff edding und mit unterstützung ehemaliger kritischer studierender eine nervöse destroyer line getaggt hat, abgebaut. das viertel in das kleine auto geklemmt, in die kartoffel galerie gefahren, wieder aufgebaut und grün gestrichen. havarie bild dran gehängt. den billigsten messe teppich von bahr 3x4m ausgelegt. vier schwere monitore draufgeschleppt. alles unter konstantem streit und mit kopfschmerz.
die wand steht bis zum schluß, die bonbons hat nur ein kleiner junge weggenscht und der hund hat in der letzten nacht auf den billigen aber sauberen teppich draufgepinkelt, heimlich und hechelnd. draußen war sturm der besoffenen.
der mann mit den beiden spazierstöcken wie fühler, die niemals den boden berühren dürfen, freut sich über den dreibeinigen hund und denkt: schon wieder ein neuer laden, es ist so schwierig sich hier in der gegend zu halten. leider gibt es den chor nur aus der fischkiste, der sekteiskiste und nicht von der wand. die boys vom handyladen nebenan streiten sich schreiend über 3 oder 6 megapixel. die kleinen brüder denken, im keller wird ein porno gedreht und ahmen die fickbewegungen der mechanischen puppe vor dem schaufenster nach. gegenüber lächelt die schöne meerjungfrau. die seepferdchen barkraft und ihr tresengast gucken neugierig auf kölsch, warum die bullen die straße absperren mit blaulicht. auf der noch größeren straße demonstriert gewerkschaft gegen das hummelflugzeug.
alle 15 min laufen 20jährige rocknroll kleinfamilien oder kunsthühnchen vorbei und abends sind immer junggesellengruppen in herrenhemden wie bildstörungen oder fleischerei verpackungspapiercolllagen besoffen unterwegs ins musicaltheater und in den puff und machen glassplitter auf den gehweg. das bild ist so groß, daß es nicht mehr als bühne wahrgenommen werden kann.
ab wann glaube ich, daß es sich um theater handelt? kann ich der oberfläche trauen?
ich stehe also auf einer bühne. es gibt eben bühnen, leute oben auf der bühne, welche dahinter und welche davor.
das bild ist so groß, daß es nicht mehr als bühne wahrgenommen werden kann.der maler sagt: immer male ich an einem bild und gebe mir die grösste mühe. wenn ich glaube, fertig zu sein, trete ich zurück und schaue es mir an. jedesmal bin ich wahnsinnig enttäuscht, daß doch nur wieder ein bild herausgekommen ist.
während er am bild gemalt hat, ist sein modell gestorben, mindestens vier pinsel sind zerbrochen, sein hund hat im studio auf den teppich gepinkelt und eine menge bekannter sind vorbeigekommen. er aber musste die ganze zeit malen und hat es noch nichtmal hingekriegt, das wasser in der ginflasche gegen echten alkohol auszutauschen.
ever green:
die neue digitalcamera für 800 euro funktioniert nicht, zu dicht an der 30euro teuren babyfonanlage steht sie. zum glück gibt es noch die aus einem denkfehler entstandene dvd. damit wird dann die projektion zur einführungsrede improvisiert.
ever decent:
in der projektion flackert ein telefon und itty liest sehr monoton von frauenmord. im publikum kippt eine junge frau mit sehr roten lippen wie ein medium vom stuhl. dr.legasto ist begeistert, schwenkt aber unentschlossen, zu spät mit der kamera hinterher.
die junge frau trinkt wasser aus dem ginglas und geht dann. die lesung geht weiter.
ever level:
die gogo bühne wird vom publikum nicht als solche gelesen, da itty aussieht wie ein superheld. oder weil sie nicht tanzt.
ever delight:
die reise ist langweilig und man starrt gegen die wand. am ende versuche ich, das sitzen lange auszuhalten. ich hätte aufstehen sollen und rufen: wir wollen weg! wir wollen weg!
heute:
ich bin so müde, daß ich mir noch nichtmal mehr das kindertheater mit den schweinchen anschauen kann, nur höre, wie der puppenspieler, der eigentlich kartoffelbauer ist und dem auch die galerie mitgehört, die kinder mit linda kartoffeln bewirbt. linda. rufen sie. linda. der drucker, der den heutigen text drucken sollte, hat keine tintenpatrone mehr.
EVER GLORY
Havarie nr. 5
(failed video nr. 5)
der maler sagt: immer male ich an einem bild und gebe mir die grösste mühe. wenn ich glaube, fertig zu sein trete ich zurück und schaue es mir an. jedesmal bin ich wahnsinnig enttäuscht, daß doch nur wieder ein bild herausgekommen ist.
eine lesung. es ging um rahmen, um bedingungen und um das ignorieren der bedingungen. wie man freiwillig zum halbtoten wird. ich beschloss, die lesung I NEED YOUR HEAD- this ain't no rock'n roll show zu nennen, nach einem song von hasil adkins. ich fand das passend, denn in dem song geht es darum, daß es keine rock'n roll show ist, wenn man den kopf gebraucht, um ihn bei sich an die wand zu hängen.
ich male dann fröhlich zu musik aus dem radio ein bild, in öl. darauf sieht man zwillingsschwestern auf einem sofa sitzen. an der wand über dem sofa hängt ein portrait von elvis. die schwestern sind im rock'n roll stil der 50er gekleidet. sie sagen "wir sind die töchter von elvis". elvis schlief mit ihrer mutter, als er auf durchreise war nach michigan oder tenessee, zurück in seine heimat jedenfalls. sie sind große elvis fans, denn sie haben rock im blut.
der sprecher im radio sagt: "R.I.P. hasil". mein gott, ist hasil denn tot!? ich bin davon ausgegangen, daß er noch lebt. das kann nicht sein. im tod wie im leben, sagt der sprecher. ich drehe das radio lauter. es gibt keinen zweifel. heute, jesus christus, genau heute. vor acht stunden. siedendheiß durchfährt es mich: ich habe die zeitverschiebung nicht bedacht!
nicht länger als eine viertel stunde kann es her sein, da wurde hasil, whiskey in der hand, auf dem rücken die geliebte gitarre, in memphis tenessee von einem 40tonner überrollt.
morphic resonance, telepathie, phantom limbs.
ich bin überzeugt, daß ich nicht hasil adkins tochter bin, aber was soll das dann. die toten sollen mich verdammt in ruhe lassen. das phänomen muß ausgetrieben werden. tod den toten! weg mit dir, hasil- zombie, meinen kopf kriegst du nicht!
ich nehme meine textblätter, drehe sie auf den kopf und nagle sie mit drei dicken nägeln an die wand, über ein bild von sonic youth, "satan is boring" steht darauf. we get the lies you get the fire. you'll never burn. you get my lies i get the fire.
society is a hole it makes me lie to my friends.
itty marlowe minchesta sitzt im ausstellungsraum ihrer ladenwohnung in einer gegend von hollywood, die stark durchsetzt ist von nagelstudios, handyläden, porno-kinos und frittenbuden. die lady nebenan hat haare auf den zähnen und ein anderer nachbar ist geschäftsführer eines handyladens, lebt aber vom verkauf von donuts.
marlowe-minchesta fühlt sich hier zuhause. das schreiben ging ihr jedenfalls prächtig von der hand, auch wenn sie noch immer keinen blassen schimmer hat, was zum teufel man überhaupt damit anfangen kann, jedenfalls ist ihr stuhl unterm arsch immer noch da, obwohl sie dauernd dagegen tritt beim schreiben. sie wohnt hier noch nicht lange genug, als daß sich staub und bierflaschen in nennenswertem umfang hätten ansammeln können, aber sie hilft nach, so gut sie kann. der einzige touch, dem sie dem laden gab, ist ein ölschinken, den sie ins schaufenster gehängt hat. er ist von ihrem kollegen paul dose, und er ist nicht übel.
sie öffnet eine der bierdosen, die ich mitgebracht habe, um die unterhaltung zu erleichtern. marlowe minchesta ist immer in grün und weiß gekleidet, allerdings in unvorteilhaften kombinationen, heute z.b hat sie dieses komische ding von hut auf dem kopf, daß an ein ein gehirn erinnert, sie allerdings eher wie ein kindliches playboy- häschen aussehen lässt, ohne den sex-appeal allerdings. sie wirkt locker und relaxed, jedenfalls lockerer als ich- die nähe solcher repräsentativer ölschinken wirkt immer etwas erdrückend, wenn man sie so dicht vor sich hat. außerdem habe ich mich von den leuten, die sie gut kennen, darüber aufklären lassen, daß man bei ihr auf alles gefasst sein muss. ihre bekannten meinten, sie werde mich und meine fragen tolerieren, aber so etwas wie gastfreundschaft sei bei ihr nicht zu erwarten. ich bin deshalb übberrascht, daß sie sich die mühe macht, für mein wohlbefinden zu sorgen, indem sie mir ein bier in die hand drückt, einen fernseher anschaltet und dann verkündet:
ich bin schon fast den ganzen tag am sprechen, aber mach dir keine sorgen, ich werde kein fenster einschlagen und auch sonst nichts zertrümmern. die hütte wird nicht brennen, ha, ha. ich bin letztendlich doch ein friedlicher sprecher, die meiste zeit jedenfalls. schwierigkeiten mach ich nur, wenn ich gin trinke. wenn dann leute um mich rum sind, benehm ich mich immer daneben, werde ausfällig oder fange streit an und das kann probleme geben. deshalb versuche ich es jetzt immer so einzurichten, daß ich dabei allein bin. daß was die andern dann in meinem glas sehen, ist immer wasser. keine ausfälligkeiten mehr, obwohl, naja ich vemisse das auch.
sie sagt. weißt du, ich habe immer schwierigkeiten, mit den leuten klarzukommen. der miese knochen, der ständig die leute unbehaglich macht. weil er zu pöbelig ist, oder zu nett. ich sage, daß ich keine menschen um mich haben will, aber wenn dann welche da sind, ist es in wirklichkeit so, daß sie mir ganz schön was geben. ich sage, daß ich menschen um mich haben will. und wenn dann welche da sind, ist es in wirklichkeit so, daß ich gar nicht mit ihnen reden kann.
weißt du, ich glaube heute, daß meine erwartungen einfach zu hoch gespannt waren, daß es das wirklich vielleicht gar nicht mehr gibt. die menschen einfach nicht mehr reden können, daß sie nicht mehr zuhören können, daß diese ganze hoffnung, man hat jahrelang darauf gehofft, daß man sich mal richtig nach herzenslust ausquatschen möchte, über gott und die welt und über die ganzen scheißprobleme, das gibts nicht, ich fand keinen einzigen. ich sehe auch mich und in meiner umgebung niemanden, der dazu in der lage wäre. und daß das klar ist, daß ist nicht persönlich gemeint. wirklich nicht, ich meine. ich spreche von all diesen sachen, fast denke ich, daß es nicht mehr möglich ist, fehler zu machen, frauentangaslips, eiterbeulen und wut, und bin auf der suche nach einem tunnel durch den ich fallen kann. weitermachen ohne aufzuhören. vielleicht muß ich dann auch nicht mehr soviel sprechen,
und dann muss ich auch noch dauernd in diesem schaufenster sitzen, es ist ja sogar schon fast so etwas wie mein job geworden. die leute kommen vorbei und denken, ich mache da einen porno club, oder dreh im keller pornos. oder ich mach virtual reality. ey, machst du virtual reality, hat mich neulich einer gefragt. ja, das trifft es ganz gut, hab ich dann gesagt. stimmt ja auch, nicht. hier drin brennt die hütte schließlich nicht, sagt sie und zeigt auf den ölschinken mit dem brennenden schiff. nee, da muss man ab und zu mal raus, gar nicht weit. ich habe keinen flaschenöffner, also geh ich nach nebenan in die kneipe, die dame mit den haaren auf den zähnen schreit mich dann jedesmal an, ich mit meiner scheißgalerie, überalll diese lackaffen und bei den eröffnungen stehn die leute bei ihr vor der türe rum und saufen ihr nobelbier. sie kommt sich dann vor wie ein ausstellungsobjekt. sie sagt: es gibt hier nichts für uns zu essen. die leute in beigen hemden und hellbraunen hosen haben schon alles aufgegessen. in den mund gestopft, gleich nachdem das buffet eröffnet wurde, die münder kauen noch. dann gehen sie aufs klo und rülpsen, ziehen bei der gelegenheit nochmal die helllila lippen nach und zupfen sich ein haar von den zähnen.
niedlich, sagen die dann immer, die dame mit den haaren auf den zähnen, ein richtiges original. dann öffnet sie mir die flasche.
ich geh dann raus, wieder zurück in mein geschäft, setze mich auf die bühne.
es gibt eben bühnen, leute oben auf der bühne, welche dahinter und welche davor.
das sind doch die wichtigsten situationen im leben, dass man kommt dabei nicht mehr heraus.
ich habe mir also einen container gebaut.
von drinnen ein blick auf das geschehen.
ein blick von einer treppe auf den hafen, ein blick von einer promenade auf den hafen, ein blick von der bühne, geblendet von licht.
der blick von der bühne ist also getrübt, wenn nicht verblendet.
ich hab aber was gelernt: man muss sein haus aus stein bauen, sonst kommt der böse wolf und pustet es mit seinem schlechten atem um.
widersprechen dagegen kann man ja immerhin noch.
ich hätte aufstehen sollen und rufen: wir wollen weg! wir wollen weg!
ich kam jedesmal zurück in den laden. da hatte ich mein bier und meinen hasil im radio. eine isomatte zum pennen und meine scheibmaschine, ich onanierte viel. schrieb eine menge zeug.
ein viertel weisser wand zweier kritischer videopoetikerinnen, auf die ein junger genderfucker mit dem dicken hard to buff edding und mit unterstützung ehemaliger kritischer studierender eine nervöse destroyer line getaggt hat, abgebaut. das viertel in das kleine auto geklemmt, in die kartoffel galerie gefahren, wieder aufgebaut und grün gestrichen. havarie bild dran gehängt. den billigsten messe teppich von bahr 3x4m ausgelegt. vier schwere monitore draufgeschleppt. alles unter konstantem streit und mit kopfschmerz.
die wand steht bis zum schluß, die bonbons hat nur ein kleiner junge weggenscht und der hund hat in der letzten nacht auf den billigen aber sauberen teppich draufgepinkelt, heimlich und hechelnd. draußen war sturm der besoffenen.
der mann mit den beiden spazierstöcken wie fühler, die niemals den boden berühren dürfen, freut sich über den dreibeinigen hund und denkt: schon wieder ein neuer laden, es ist so schwierig sich hier in der gegend zu halten. leider gibt es den chor nur aus der fischkiste, der sekteiskiste und nicht von der wand. die boys vom handyladen nebenan streiten sich schreiend über 3 oder 6 megapixel. die kleinen brüder denken, im keller wird ein porno gedreht und ahmen die fickbewegungen der mechanischen puppe vor dem schaufenster nach. gegenüber lächelt die schöne meerjungfrau. die seepferdchen barkraft und ihr tresengast gucken neugierig auf kölsch, warum die bullen die straße absperren mit blaulicht. auf der noch größeren straße demonstriert gewerkschaft gegen das hummelflugzeug.
alle 15 min laufen 20jährige rocknroll kleinfamilien oder kunsthühnchen vorbei und abends sind immer junggesellengruppen in herrenhemden wie bildstörungen oder fleischerei verpackungspapiercolllagen besoffen unterwegs ins musicaltheater und in den puff und machen glassplitter auf den gehweg. das bild ist so groß, daß es nicht mehr als bühne wahrgenommen werden kann.
ab wann glaube ich, daß es sich um theater handelt? kann ich der oberfläche trauen?
ich stehe also auf einer bühne. es gibt eben bühnen, leute oben auf der bühne, welche dahinter und welche davor.
das bild ist so groß, daß es nicht mehr als bühne wahrgenommen werden kann.der maler sagt: immer male ich an einem bild und gebe mir die grösste mühe. wenn ich glaube, fertig zu sein, trete ich zurück und schaue es mir an. jedesmal bin ich wahnsinnig enttäuscht, daß doch nur wieder ein bild herausgekommen ist.
während er am bild gemalt hat, ist sein modell gestorben, mindestens vier pinsel sind zerbrochen, sein hund hat im studio auf den teppich gepinkelt und eine menge bekannter sind vorbeigekommen. er aber musste die ganze zeit malen und hat es noch nichtmal hingekriegt, das wasser in der ginflasche gegen echten alkohol auszutauschen.
19.03.07
Ever Decent Havarie No.2
EVER DECENT
havarie nr.3
(failed video nr.3)
ein maler führt den letzten pinselstrich über die lippen und legt den vollendenden glanz auf das auge und steht dann einen augenblick verzückt vor dem werke seiner kunst. im nächsten augenblick aber, ohne den blick vom bilde zu wenden, beginnt er zu zittern, wird bleich und ringt nach atem. dann schreit er mit lauter stimme: "das ist ja das leben selbst!" und er wendet sich zu seiner geliebten: sie ist tot!
Hallo?
An einem kalten novembertag sitze ich an meinem schreibtisch. ich starre auf ein leeres blatt papier, das in meiner schreibmaschine steckt.
nach einer weile starre ich aus dem fenster. es ist dunklel draußen, meine vorhänge sind offen. auf der anderen seite der straße leuchten die fenster des altersheims. es ist das altersheim der freimaurer. die freimaurer essen zu abend. bei mir ist es erst zeit für einen nachmittäglichen drink, aber im alter wird man gezwungen, früh aufzustehen und früh zu bett zu gehen. man wälzt sich die nacht hindurch in klammen laken, um endlich in den frühen morgenstunden heimlich in den apothekenraum einzubrechen, auf der suche nach morphium.
ich nehme einen schluck gin direkt aus der flasche.
ich war mit einem kubistischen gemälde im kopf erwacht und tatsache war, daß ich bisher nicht viel anderes getan hatte, als aus dem fenster zu starren.
zweimal war der krankenwagen zum altersheim gekommen und nun traf eine musikkapelle ein.
der krankenwagen blieb jedesmal nicht lange, zum glück, denn bei seinem anblick verstärkten sich meine kopfschmerzen. die szenerie bereitete mir übelkeit. die musikkapelle stimmt mich lediglich melancholisch.
ich schließe die augen, sehe feine anzüge und elegante abendkleider, die seit jahrzehnten in plastik eingeschweißt in schränken warten, in schränken, die nach lavendel und mottenkugeln riechen. die kleider warten stoisch, harren aus, voll hoffnung, warten, daß sich die schranktür öffnet, man zum ball geht, auf ein rauschendes fest, sie träumen von puder, parfum und seidenstrümpfen. doch nur sehr selten, in der regel nie, öffnet sich die schranktür und sie werden aus ihren plastikhüllen geholt. dann hängen die schönen kleider lose und faltig an zu dünn gewordenen schultern und schrumpeligen beinen herab und werden zur beerdigung der letzten freunde getragen.
ich zwinge mich, die augen wieder zu öffnen, sehe drei harte stühle und einen drehstuhl, einen flachen schreibtisch mit einer glasplatte, fünf grüne aktenordner, drei davon völlig leer, einen kalender und eine gerahmte urkunde an der wand, ein telefon, ein waschbecken mit einem blinden spiegel darüber, einen fleckigen teppich, der schlecht und recht den fußboden verdeckt und zwei offene fenster, die wie die lippen eines der zahnlosen, schlafenden greise hin und hergeweht werden.
ich sehe einen kontrabassisten, eine akkordeonspielerin, zwei trompeter und einen herrn in einem anzug das gebäude gegenüber verlassen.
ich nehme einen schluck gin direkt aus der flasche.
dann haue ich meine faust auf den tisch. plötzlich bin ich nicht mehr melancholisch, sondern gereizt und agressiv gestimmt. die verdammte vorweihnachtszeit legt jedesmal meine nerven blank.
der speisesaal des altersheims hat große fenster. ich kann viel sehen, aber nichts passiert. die alten sitzen und sitzen. in meinem zimmer passiert auch nichts. ich sitze an meinem schreibtisch. ich esse eine belgische praline. ich ziehe die vorhänge zu. ich fühle mich beobachtet von den alten damen und herren auf ihren logenplätzen.
ich werde beinahe rund um die uhr von den alten beobachtet. sie erwarten, daß etwas passiert in meinem zimmer, ich bin schließlich jünger als sie. ich könnte tanzen in meinem zimmer oder ein tolles kleid anziehen oder sex haben auf meinem schreibtisch. allein oder zu zweit. erstmal.
Es ist nur manchmal leicht, über sex zu sprechen. nämlich dann, wenn es wirklich um sex geht. um nichts anderes. was kaum möglich erscheint. unmöglich.
ich denke an lydia lunch. im auto unterwegs mit ihrem liebhaber. unterwegs zu den stätten vergangener verbrechen. sie hasst ihren liebhaber. er fickt sie. sie beschreibt die stadt. new york. hauseingänge, treppenaufgänge, hausflure, zimmer in wohnungen, zimmer in hotels, toiletten. sie schreibt über körper. über männer, über ihren vater. in ihren büchern gibt es nur sex.
deshalb kann sie über alles sprechen.
Sprache ist das, was auf andere sprache angewiesen ist. sie ist zwangsläufig reaktiv. ein isoliert stehendes wort hat keine bedeutung.
die sprache, die ich benutze, ist nicht das, was ich will und mache, sie ist das, was mir vorgegeben ist.
Johnny sagt: "du redest immer über sex. wirst du deine beine für mich spreizen, so wie du deine beine ständig für jeden beliebigen kerl spreizt, den du nicht kennst?"
janey erwidert: "immer wenn ein schwanz in mich eindringt jede nacht drei nächte hintereinander frage ich mich ungeachtet dessen wem der schwanz gehört soll ich mein ich von dieser person abhänig machen oder soll ich eine geschlossene einheit bleiben. ich sage: ich fange an dich zu lieben ich will dich nicht wiedersehen."
janey erwidert: "ich ficke nicht mehr, denn sex ist ein gefängnis. er ist zu einem stützpfeiler des postkapitalistischen systems geworden, ebenso wie die kunst. "
Meine schwester hat für kunst überhapt nichts übrig. ihre kinder aber staunen über alles, das sie sehen im museum. vor dem velázquez bleiben sie stehen und wollen nicht mehr weggehen.
Die suffragette mary richardson stach und schnitt im märz 1914 mit einem hackbeil auf das bild der "rokeby venus" des velásquez in der londoner national gallery ein.
ist es /
es ist /
möglich, mit dem glaubenssystem zu brechen, dessen teil man zugleich ist.
Ich nehme einen schluck gin direkt aus der flasche.
Was kann dies für eine sprache sein, die sich verweigert?
Niemand ruft an. nichts passiert. das telefon klingelt nicht.
es steht schlecht um das geschäft. es ruft buchstäblich niemand an. und das seit tagen. das ist schlecht für mich.
nicht, weil es bedeutet, daß ich seit tagen mit niemandem mehr gesprochen habe. daß mein gegenüber fehlt- das macht mir ehrlich gesagt nicht die bohne was aus. ich bin kein menschenfreund. die kontexte, die ich kenne, widern mich an. das ist nicht verwunderlich, ich sitze mit meinem telefon schließlich mittendrin.
das geschäft ist schmutzig.
Arbeiten muß ich wie ein irrer, daß ich leben darf. der zwang ist der unmenschlichste. in vielen jahren kann ich den vielleicht mal erklären. vielleicht breche ich vorher unter ihm erdrückt und tot zusammen. dann juckt mich nichts mehr.
Es ist nichts los. das telefon klingelt nicht. das ist schlecht für mich, weil es nicht nur bedeutet, daß das geschäft schlecht läuft. es bedeutet auch, daß ich mich einschränken muss. weniger essen- sozudagen eine diät machen. spräche ich französisch, würde das bedeuten, mich ab sofort in eine diktatur zu begeben, in einer diktatur zu leben, denn ich befände mich (etre) au regime. diät gleicht einer diktatur an den körper- eine ziemlich präzise formulierung.
die bedeutet, in frankreich leben 95% prozent aller, die sich als frauen definieren, gleichzeitig in einer demokratie und in einer diktatur.
jedenfalls kein taxifahren mehr, auch das briefpapier ist alle. an tabak und alkohol kann ich nicht sparen, obwohl beides teuer ist. ein luxus. andere bestäuben den körper mit parfum. ich bekomme davon kopfschmerzen, die mich fast verrückt machen. nicht nur davon. kein kaffee mehr da, es regnet, der busfahrer ist ein pedant, der imbiß baut um, blut aus dem bauch, das herz sticht, der schnürsenkel reißt. die katze sitzt auf den hinterbeinen und streckt den kopf trotzig nach vorne, die ohren sind angelegt. keinen meter weit gehen. ich werfe einen schuh nach der katze. die katze klemmt sich unter das alte hellbraune kunstledersofa.
ja, es läuft schlecht. niemand ruft an.
soll ich jemanden umbringen, um diesen zustand zu beeenden?
Der maler vollführt den strich über die lippen und legt den glanz auf das auge, und steht einen augenblick verzückt vor dem werke seiner kunst. im nächsten augenblick aber, ohne den blick vom bilde zu wenden, beginnt er zu zittern, wird bleich und ringt nach atem. dann schreit er mit lauter stimme: "das ist ja das leben selbst!" und er wendet sich zu seiner geliebten: sie ist tot!
ich nehme einen schluck gin direkt aus der flasche.
der club war der einzige, der den bewohnern des künstler undergrounds etwas bot. er war in zwei areale unterteilt, der vordere raum war die domäne der maler und künstler, während das hinterzimmer die provinz der halbwelt- elite war, und der einlaß musste sich verdient werden.
"ja, hallo, hallo, sie müssen helfen, meine tochter kam gestern nicht nach hause."
die weiße rüschensocke ist über die ferse nach vorne in den schuh gerutscht. unter dem fußballen bildet sie einen schmerzhaften wulst aus feuchtem stoff. ich kann die socke nicht hochziehen, ich müsste den schuh ausziehen, alles liegt sowieso nur an diesen blöden schuhen. wie konnte ich bloß auf die idee kommen, sie ausgerechnet heute anzuziehen. verdammt spitze schwarze stiefeletten mit pfennigabsatz. im winter bei regen.
später im club rinnt der kajal in schwarzen bächen meine wangen herunter und das eiswasser in blutigen bächen aus den stiefelchen- die socken ruiniert wie unterhosen vom menstruieren. jede verdammte nacht.
ich nehme mein telefon aus der tasche.
ein zahnloser opa kommt angeschlichen, torkelnd, fragt mich höflich, schüchtern, kläglich, ob ich rotwein möchte. ich sage, nein, ich muss hier noch arbeiten.
sie sagt: ich trainiere jetzt diese rollen. neulich ist mir das gut gelungen, ich war ganz professionell.
(kunst muß sich verkaufen, um etwas zu bedeuten; das verkäufliche kunstwerk soll eine beschreibung sein, ein abbild, kein schrei.)
sie sagt: wir hatten kein geld, um essen zu kaufen, kein geld für arbeitsmaterial- wir waren ziemlich auf den hund gekommen. dann lag da im straßenlicht ein perfektes paar spitzer krokodilliederschuhe, echt vom feinsten und teuer, einfach so. ich schaute die schuhe an und fragte. klamotten oder kunst? er antwortete: beides.
er zog seine sandalen aus, zog die schuhe ohne socken an und steckte zeitungspapier hinein, damit sie paßten. plötzlich war er ein neuer mensch. er konnte kein essen kaufen, aber er hatte neue schuhe. später kam er nach hause und fügte sie einer installation bei. heute sind diese schuhe teil seines werks. alles war immer leben oder kunst.
sie sagt: es war magisch, wenn etwas die grenze überschreiten und beides sein konnte, .
eigentlich ist zuhören mein job, nicht reden, wie man denken könnte.
diskretion ist in meinem metier sehr wichtig. ich brauche, benötige, verlange totale diskretion bei gleichzeitiger totaler indiskretion. ich bestehe auf diesem paradox. absoulte verschwiegenheit bei gleichzeitiger absoluter offenheit.
abgesehen davon baue ich darauf, daß die kunden indiskret sind- früher oder später sind sie das nämlich alle. ich erfahre sonst nichts. und wenn ich nichts erfahre, kann ich nicht arbeiten. ich muss schließlich auf sie eingehen können. ich muß eine gute zuhörerin sein. eigentlich ist zuhören mein job, nicht reden, wie man denken könnte.
Ja, hallo, hallo. wenn was wehtut muß man schrein. oder wenigstens so tun.
meine tochter kam gestern nicht nach hause; discotod, death of a discodancer, blood on the dancefloor, blood on the murderscene, confessions on a dancefloor.
candy sagt: ich hasse jetzt meinen körper
und alles was er braucht in dieser welt/
und alles was er verlangt in dieser welt
candy sagt: ich möchte alles wissen
über das andere so rücksichtsvoll sprechen
ich hock auf der abgewetzten treppe vor einem bescheuerten club.
nicht stoned genug. lippenstift und schlüssel in der tasche. wohne immer noch bei den hippies. suche eine möglichkeit da rauszukommen. nicht die leiseste ahnung, wie. ein taxi fährt mit abgeblendeten scheinwerfern vor.
taxifahren kann ich mir nicht leisten. der kapitalismus ist eine realität.
die notwendigkeit einer karriere zwingt heute niemanden mehr, partei zu ergreifen.
das taxi ruckelt über den bordstein und hält einen halben meter vor meinen knien. der fahrer streckt den kopf raus: steig ein. ich sage ihm, daß ich pleite bin. er meint, er sei nicht auf geld aus. ich klettere auf den vordersitz und ziehe mit ziemlicher mühe die blutigen schühchen aus. er fragt, ob was eich rleben möchte. ich zucke die schultern. schon wieder die gesellschaft eines komischen arschlochs. das hier hat eine schwäche für kunstattentäter. soll ich dir mal sagen wer die zehn bekanntesten kunstattentäter sind: 1.bohlmann, 2.pinoncelli, 3.solanas, 4.chapman, 5.richardson, 6.unknown h., 7.van Bladeren, 8. brener, 9.kelleher, 10.cai und xiianjun. rembrandt, rubens, malewitsch, duchamp, duffy, dürer, picasso, newman, hirst, emin, offili, ono, serrano. ich sage. quatsch nich.
mehl, farbe, messer, hammer, tinte, säure, axt, pisse, scheiße, kotze.
Was kann dies für eine sprache sein, die sich verweigert?
ich hielt den gefalteten scheck an einer ecke zwischen meinen knien. ich holte meine brieftasche heraus und legte ihn hinein.
wir kreuzen die amüsiermeile. weniger leuchtreklamen, mehr früchstückskneipen und handyläden. sechsstöckige häuser und ne menge damen, die auf ihren fensternbänken hängen, die arme auf kissen gestützt. ein unscheinbares schaufenster und von nebenan der geruch von altem fett. mir wird klar, daß das unser ziel ist. der taxifahrer sagt, ich soll drinnen warten, er leistet mir gleich gesellschaft. ich sage arschloch, kann drauf verzichten, steig aber trotzdem aus.
ich geh rein und kann überhaupt nichts erkennen. da brennt nichts, aber verqualmt ist es trotzdem.
ne menge jungs da in knallengen, farbbespritzten jeans und lässigen shirts und mädchen mit dünnen schals um den hals. getanzt wird eher nicht oder vielleicht auf dem klo, nach der schlange davor zu urteilen.
ich setze meine sonnenbrille auf.
ein zahnloser opa kommt angeschlichen, torkelnd, fragt mich höflich, schüchtern, kläglich, ob ich rotwein möchte. ich sage, nein, ich muss hier gleich auftreten.
Beim arbeiten verbrachte ich ziemlich viel zeit mit den anderen und hörte mir ihre geschichten an. es war die zeit der drogen und die mädchen dröhnten sich oft total zu und erzählten dann die wahnsinigsten geschichten. diese geschichten waren für mich etwas ganz unmittelbares, also schrieb ich sie alle in der ersten person nieder, dazu ein paar meiner eigenen träume.
ich hab die kunst innerhalb von einem tag einfach so aufgegeben, nachdem ich jahre reingesteckt habe.
ich gehe eine straße lang. die scheißfüße tun weh. kann nicht rumhocken, vor dem fernseher, mit dem katze, dem mitbewohner, der pizza, dem computer, der antifaltencreme, den neuen nike air und langsam verwesen. gehe raus. die straße lang. immer geradeaus.
schritte klapperten hinter mir drein und ich ging weiter bis ich in der mitte des wohnzimmers war. dann blieb ich stehen und drehte mich um.
minuten später öffne ich die ladentür, ich brauche einen drink, einen lieblingsdrink und später dann einen jungen zum ficken, vielleicht. ich öffne die ladentür und denke: wird hier ein film gedreht? denn da liegt eine tote und hat einen mikroständer in den rücken gebohrt. das gesicht kann ich nicht erkennen. ich gehe langsam durch den raum, an die bar, nehme ein glas aus dem regal und mixe mir meinen lieblingsdrink: vier teile gin, ein teil lime juice, eis, zitrone, mit apfelsaft aufgefüllt und schaue mich um. hier wird kein film gedreht! alle tot! makler, touristen, bullen, alle tot!! der papagei in seinem käfig überm tresen krächzt leise, ich verstehe erst beim zweiten mal: paxi und fixi! paxi und fixi! langsam stehe ich auf, gehe mit dem gin in der hand zur geöffneten tür. morgenröte scheint herein, ich schaue lächelnd hoch zu den dächern. ein specht, der gerade einen kuckuck fickt, winkt mir freundlich zu. ich nehme mein glas und werfe es gegen die wand.
Seit 1999 klatsche ich frösche an die wand.
Und man hofft immer, daß es immer easier wird und besser, die coolen aufträge und daraus dann mehr geld, aber alles ist in der zukunft.
was mach ich hier eigentlich, habe ich irgendwie eine totale scheibe, warum lebe ich immer in die zukunft und warum vereinsame ich immer mehr an so einem schreibtisch mit telefon und wo stehe ich eigentlich als arbeitende.
es entspricht vollkommen der wahrheit, daß ich an diesem morgen nichts tat, als auf ein leeres blatt papier zu starren, daß in meiner schreibmaschine steckte.
ich hielt den gefalteten scheck an einer ecke zwischen meinen knien. ich holte meine brieftasche heraus und legte ihn hinein.
ich kam da nicht mehr so einfach heraus. ich muss sagen, die sache interessierte mich schon. auftrag hin-oder her.
Im 18. jh begannen in holland künstler nicht länger auf aufträge zu warten. sie malten, was ihnen gefiel und wie es ihnen gefiel. anstelle des auftraggebers trat der käufer, der bei einem maler unter vorhandenen bildern aussuchen konnte.
um sich nicht in abhängigkeit von händlern oder dem unberechenbaren geschmack der vielen kunstfreudigen kleinbürger zu begeben, übten viele, auch die bekanntesten maler jener zeit, einen zweiten beruf aus.
im kalten-kriegs-szenario des 20.jhds. wurde das genie das neue künstlerbild als der erfolgreiche repräsentant für die funktionierende freiheitlich-demokratische (und kapitalistische) grundordnung. gesellschaftlich relevante kunst wurde seit den 60er jahren nun zur gesellschafts-kritischen, die sich ihre eigenen informellen und selbstorganisierten strukturen schaffen muß.
solange es gegen das neoliberale system keine klar positionierte opposition gibt, können die meisten formen kollektiver und kollaborativer praxis als "selbst-unternehmer" gelesen werden. dadurch bauen sich gruppen von individuen auf, die die von unternehmern kontrollierten märkte bedienen, die herrschende ideologie befriedigen und befördern.
am 4. januar ging der 77-jährige Pierre Pinoncelli in die temporäre dada-ausstellung des centre pompidou. ziel seines besuchs war das auf einem sockel präsentierte, auf dem rücken liegende und von duchamp signierte urinoir. pinoncelli versteht sich als konzeptkünstler wie duchamp. an dessen pissoir wollte pinoncelli eine kunstperformance ausführen. er ging mit einem hammer zum kunstwerk und beschädigte es leicht . pinoncelli wurde allerdings deswegen nicht als Künstler gefeiert, sondern von der polizei abgeführt und zu einer geldstrafe von 14 352 euro verurteilt.
schon im café hatte ich auf der toilette einige veränderungen an meiner kleidung vorgenommen. die spießige weste hatte ich ausgezogen und auf dem abtritt liegen lassen. die biederen hosenträger tauschte ich gegen einen gürtel aus. die krawatte steckte ich vorne ins hemd, den mantelkragen schlug ich hoch, schob den hut seitlich zurück und vergrub, bei offen wehendem mantel die hände tief in den hosentaschen.
die wenigsten können sich unter meinem job etwas vorstellen. genauer: sie stellen sich alles mögliche vor, fragen aber nie nach. es ist ihnen peinlich, sie tun cool, sie sind voller vorurteile und/ oder haben schon abgeurteilt.
sie kommen erst als kunden zu mir.
wenn sie zu mir kommen sind sie kunden.
vorher distanzieren sie sich die ganze zeit.
Sollte das telefon klingeln werde ich fragen: "hallo, was kann ich für sie tun?"
ich sah auf die dinge auf dem schreibtisch. alles das übliche, und alles aus kupfer. eine lampe, ein federhalter und eine bleistiftschale aus kupfer, ein aschenbecher aus kupfer und glas, auf dessen rand ein elefant aus kupfer saß, ein brieföffner aus kupfer, eine thermosflasche mit tee aus kupfer auf einem tablett aus kupfer, eine schreibunterlage mit ecken aus kupfer. es gab einen strauß beinahe kupferfarbener wicken in einer vase aus kupfer.
Verdammt, dieser beschissene raum geht mir heute auf den sack. nicht heute, seit jahren schon. aber es gibt tage, da ist es besonders schlimm.
ich nehme einen schluck aus der flasche.
ich kann mir kein besseres büro leisten.
die wände sind orange gestrichen, die farbe der 90er. die fensterrahmen schmutzig hellgrün, die farbe der fünfziger jahre. tote hellgrüne algen. die fenster blind und voller fliegenscheiße. die fensterscheiben zu einem drittel von herabhängenden rollläden aus schwarzem allu verdeckt. die lamellen hängen einzeln und überlang seitlich der fenster wie abgebrochene künstliche wimpern herunter.
der schreibtisch ist aus grauem metall. arbeitsamtgrau, sozialamtgrau, beamtengrau.
ich öffne die oberste schublade- meine lieblingsschublade, denn im gegensatz zu den anderen sechs schubladen- links drei, rechts drei, dazwischen ein papierkorb aus grauem plastik- ist sie mit kupfer ausgeschlagen. ich nehme ein schon etwas angegilbtes blatt papier heraus.
bei dem objekt handelt es sich um 150qm.
sie betreten das objekt und gelangen in die lobby, ein karger raum, der von einem großen ladenfenster und im vorderen bereich durch blau-weiße kacheln an den wänden dominiert wird.
der hintere bereich der lobby ist die bühne.
die lobby ist bestuhlt. die stühle sind auf die bühne ausgerichtet.
sie durchqueren die lobbby, bis sie den raum durch eine tür rechts von der bühne verlassen und in einen korridor gelangen.
sie befinden sich nun direkt vor den zwei sanitäreinrichtungen. sie wenden sich nach links und gehen nun direkt auf das office am ende des korridors zu. linker hand passieren sie dabei die bar und rechter hand den laden, chor genannt. bar und office sind jeweils nur durch einen hochklappbaren tresen vom korridor getrennt. sie blicken in das office hinein. links befindet sich eine geschlossene tür, auf der "privat" zu lesen ist.
gehen sie nun den korridor wieder zurück bis an sein ende. betreten sie den raum hinter der trennwand. dort befindet sich ein empfangstresen, der aus vier containern/monitoren besteht. daneben eine topfpflanze und ein wasserspender. der raum besitzt ein großes ladenfenster und einen fensterartige öffnung zur lobby. überprüfen sie, ob die monitore angeschaltet sind. verlassen sie dann den raum und gehen sie gleich links die treppe hinunter. am ende der treppe links befindet sich der club. betreten sie den club, durchqueren sie ihn und klettern sie durch einen schacht wieder in das parterre. sie befinden sich nun wieder am eingang der lobby.
die rundgänge sind im abstand von einer stunde durchzuführen.
ich greife zu meinem füller, der mein einziges erbstück ist, ja, um genauer zu sein, der mein ganzes erbe darstellt und obendrein sogar tatsächlich von einem gewissem wert ist, denn es ist ein parker von 1940. ich schreibe bedächtig "raumbeschreibung" auf das hellbraune papier.
Ein breiter, niedriger diwan mit empiregrünem samtbezug. ein haufen kleider darauf, unter anderem lila seidenwäsche. ein zerknülltes kissen liegt nur noch halb auf dem sofa. ein hellrosa samtkissen. es hängt vom sofa herunter. es ist sozusagen im begriff, vom sofa zu rutschen. demnächst, aber noch nicht jetzt.
das kissen ist ein sehr durchschnittliches hellrosa samtkissen, dennoch erregt es meine aufmerksamkeit- nicht, weil es vom sofa zu fallen droht, sondern weil unter dem kissen ein arm hervorschaut. der arm sieht sehr weiß aus. ein schlanker arm. eine hand. eine sehr weiße hand. eine sehr schlanke, sehr weiße hand. eine damenhand. der arm schaut irgendwie verdreht unter dem kissen hervor.
eine damenhand mit einem ring an einem finger. ein ring mit einem grün leuchtenden stein. einem großem stein.
auf einem sockel eine große, geschnitzte lampe, zwei weitere stehlampen mit jadegrünen schirmen und langen quasten. ein schwarzer schreibtisch mit geschnitzten ungeheuern an den ecken und dahinter ein gelbes seidenkissen auf einem schwarzpoliertem stuhl mit geschnitzter arm- und rückenlehne.
über dem schreibtisch ein bild. auf dem bild sieht man zwillingsschwestern auf einem sofa sitzen. an der wand über dem sofa hängt ein portrait von elvis. die schwestern sind im rock'n roll stil der 50er gekleidet. sie sagen "wir sind die töchter von elvis". elvis schlief mit ihrer mutter, als er auf durchreise war nach michigan oder tenessee, zurück in seine heimat jedenfalls. sie sind große elvis fans, denn sie haben rock im blut.
auf dem schreibtisch ein weißer laptop. eine lampe mit grünem schirm. eine nähmaschine, ein telefon.
Das telefon klingelt. endlich.
"hallo? hallo?"
"Ich blicke in ein schlafzimmer mit doppelbett, sauber gemacht und mit einer goldgemusterten rosa damastdecke bezogen.
jemand liegt auf dem bett. eine frau. sie rührt sich nicht.
hinter dem bett steht eine tür offen, in ein badezimmer, aber es ist kein laut daraus zu hören. ich blicke auf das mädchen nieder, das auf dem bett liegt.
ihre beine sind ein wenig verdreht, und nackte haut zeigt sich über dem einen der durchsichtigen strümpfe, unter dem kurzen rock. am boden liegt ein grüner hut. ihre schuhe haben hohe absätze. ein duft von mitternachtsnarzzisse hängt im raum.
ihre augen stehen halb offen und haben einen teilnahmslosen ausdruck, ihre hände liegen schlaff an den seiten."
"danke".
"Sobald sie die leiseste vermutung haben, wie wir dieses szenario zu deuten haben, zögern sie nicht, sich mit uns in verbindung zu setzen."
Nicht wissen, wohin meine sprache führt. mir meines themas nicht sicher sein. mein handwerkszeug nicht kennen.
Ja: wovon bitte rede ich eigentlich? kann mir das einer sagen. suche ich nach etwas. was. einen stiehl, einen mich, einen gott, einen besen, eine kunst. oder nicht doch diese endgültigen frauentangaslips. ich glaube ich suche solche frauenslips. am frauenwühltisch bin ich neben zwei frauen gestanden und habe mich nicht zum wühlen getraut. rot hat die haut unter meinen haaren geglüht. mehr sage ich dazu nicht, weil das ist ja erst die vorbereitung auf die ganzen geilen sauereien, an die ich mich später hintrauen werde.
Der maler vollführt den strich über die lippen und legt den glanz auf das auge, und steht einen augenblick verzückt vor dem werke seiner kunst. im nächsten augenblick aber, ohne den blick vom bilde zu wenden, beginnt er zu zittern, wird bleich und ringt nach atem. dann schreit er mit lauter stimme: "das ist ja das leben selbst!" und er wendet sich zu seiner geliebten: sie ist tot!
Ich zähle bis dreißig und stehe auf.
"na, sie stehen also doch auf", sagt sie und rümpft ihre nase über das verblichene rote sofa, die zwei zusammengetragenen roten harten sessel, die netzgardinen, die dringend in die reinigung müssen, und den lesetisch im kinderzimmerformat mit den altehrwürdigen zeitschriften darauf, die dem ganzen einen professionellen anstrich geben sollen. "ich dachte schon, sie würden im bett arbeiten wie bukowski." "wer's'n das?" "ein autor, ein kenner des verfalls. sie werden ihn kaum kennen." "igitt", sagte ich, "was sie nicht sagen. ich muss noch mal los."
die fassade der ladenwohnung, der straße zugewandt, ist weiß und kahl mit einem großen schaufenster im erdgeschoß. ein name leuchtet darin in grünem neonlicht. ich öffne die tür. ein empfangsraum wie ein reisebüro. viel licht und billige farbe, viel trockene luft, viele kostüme, viel lärm und eine handlung mit der originalität und dem drive eines gespaltenen fingernagels. im harten licht der leuchtstoffröhren wirkt das eine riesige bild an der gekachelten wand noch geschmackloser. niemand kommt, niemand will mir was verkaufen. ich gehe langsam durch den raum, an die bar. ich nehme ein glas aus dem regal und mixe mir meinen lieblingsdrink: vier teile gin, ein teil lime juice, eis, zitrone, mit apfelsaft aufgefüllt und schaue mich um.
ich höre ich ein leises schnarrendes geräusch. wie eine modelleisenbahn oder ein käfer, der auf dem rücken liegt oder wie eine fliege, die am fliegenfänger verreckt, stundenlang geht das manchmal. es summt und schnarrt. ich gehe auf blauem teppich, auf dem meine schritte quietschen, als hätt ich vergessen meine beine zu ölen, quer durch den raum und folge dem geräusch um die ecke. im flur wird das geräusch immer lauter. und dann seh ich sie. eine puppe liegt komisch verdreht auf der seite. braunes kostüm und altmodische bluse. ich gehe noch näher ran, knie mich hin, brauche nur noch die hand ausstrecken, um sie zu berühren. sehe: die puppe ist eine verdammt tote puppe und ich meine nicht diese sekretärinnen, die sich in der mittagspause ihren fettarmen joghurt bei budni kaufen und am feierabend schon wieder auf dem fließband stehen und joggen-nein diese puppe ist wirklich eine puppe. ich bücke mich. da zuckt sie kurz mit dem arsch. ich nehme einen schluck aus meinem glas. stehe dabei auf. trete leicht gegen den oberschenkel der puppe, die dreht sich wie von selbst auf den rücken. ich sehe ein namenschild an ihrer bluse. 'candy`steht drauf. na wunderbar. ich nehme mein glas und werfe es gegen die wand.
es entspricht vollkommen der wahrheit, daß ich an diesem morgen nichts tat, als auf ein leeres blatt papier zu starren, daß in meiner schreibmaschine steckte. ebenso wahr ist, daß ich an schlechthin keinem morgen besonders viel zu tun habe. ich bin ja schließlich nicht bei der polizei.
Das telefon.
ein jahr später:
um 2.30 morgens erreichte der ruf minchesta. sie wurde dadurch keineswegs, wie man vermuten könnte, aus tiefstem schlaf gerissen, dennoch nahm sie erst nach dem siebten klingeln fluchend den hörer ab.
'hallo, was kann ich für Sie tun?'.
18.03.07
Evergreen Havarie No.1
Intro
1.die räumlichkeiten
die bar
das office
der shop
der sanitärbereich
die bühne
das studio
der club
das private
2. zeitplan
perfomance nr. 1
EVER GREEN
havarie no.1
heute geht es darum ein baum, eine stadt, ein bauer, ein heiliger, ein kaninchen, ein löwe, blut, schnee und nebel zu sein. es geht darum, fallübungen zu machen, im schwerelosen raum das gleichgewicht zu behalten, dabei zu telefonieren und walkman zu hören, die augen offen zu halten, entspannt zu lachen und das mikrofon nah genug an den mund zu halten, deutlich zu sprechen, befreundet zu sein, darauf zu achten, daß man gut aussieht und nicht krank wird und guckt welche kamera gerade aufnimmt.
perfomance nr. 2
EVER DECENT
havarie no.2
das profilergenie dient als eine gestalt aus einer parallelwelt, die dinge auf eine alternative art und weise sieht.
der profiler ist mit geradezu übersinnlicher intuition ausgestattet. seine methoden erinnern an zirkustricks. in fieberartigen flashes eröffnet sich ihm der genaue ablauf des schöpfungs/gewaltakts.
perfomance nr. 3
EVER LEVEL
havarie no.3
im club
moderne orte bestehen aus allzweckräumen. ihr nutzeffekt ist in die wände eingebaut. diese indifferenten, anonymen räume für alle zwecke lassen weder einen unterschied zwischen arbeit und freizeit, luxus und not, noch zwischen privat und öffentlich erkennen.
deshalb ist die not freilich nicht geringer geworden.
perfomance nr. 4
EVER DELIGHT
havarie no.4
auf einer vergnüglichen reise in einem container um die welt .
die idee, stückgutladung als massengutladung zu behandeln, anders ausgedrückt, die homogenisierung von heterogenen gütern, der transport in standardisierten, einfach zu handhabenden behältern, die sich gleichermaßen für den land-, binnenschiff und hochseetransport eignen, schuf die grundlage für die moderne (globalisierte) transportlogistik.
hamburg
new york
helsinki
mexico
helgoland
djakarta
berlin
bordeaux
wien
tokio
hamburg
perfomance nr. 5
EVER GLORY
living in a box
Rewind
EVER GREEN
(failed video no.1)
samstag vormittag.
ein popstar nähert sich einem plattenladen.
im schaufenster wird seine neue platte mit seinem konterfei beworben.
er betrachtet sich selbst kurz durch die scheibe, geht dann ein paar schritte zurück und wirft mit vollem körpereinsatz und seiner ganzen kraft einen pflasterstein in das schaufenster.
im moment des aufpralls zerplatzt der stein.
schlagsahne fliegt durch die luft und grüner wackelpudding rutscht zäh an der scheibe herunter.
der popstar schmiegt sich an die scheibe, verschmiert mit tänzerischen bewegungen die tortenreste, leckt auch.
I AM SO FAKE I AM THE UNFAKE
ich sitze also auf einer bühne. es gibt eben bühnen, leute oben auf der bühne, welche dahinter und welche davor.
eminem steht in der mitte der bühne.
er hält beide arme hoch. die menge tobt. auf der bühne befindet sich auch ein flügel. dahinter erhebt sich jetzt ein älterer, dicklicher mann in einem rosa anzug mit großen gelben punkten, topffrisur und riesiger sonnenbrille. der anzug ist wirklich psychedelisch.
eminem und elton john bewegen sich aufeinander zu, sie umarmen sich innig, dann recken sie beide die ineinander verschlungenen hände in die höhe. die menge tobt.
sie sagt: eben, und wie kann ich weitermachen, ohne aufzuhören?
er sagt: du hast drei tage zum überlegen zeit.
moment mal, daß mit dem schaufenster kommt mir bekannt vor. auf der bühne warst du doch mal dieser gealterte pop-superstar, dessen stern im sinken begriffen ist. ihr habt dann eine lebensgefährliche operation vor publikum simuliert, ein poptumor sollte dir eingepflanzt werden, du solltest durch die operation eine individuelle geschichte, tiefe, authentizität, streetcredibility bekommen. dein schicksal sollte die fans rühren und dazu bringen, wieder mehr platten von dir zu kaufen.
hm, ja, die operation ist dann gescheitert und ich musste deswegen bei einem unterhaltsamen show-projekt für gefallene stars teilnehmen. ich war eben vertraglich gebunden und musste in einkaufs-und jugendzentren auftreten. dieses eurodanceprojekt lief ganz gut, bis ich einen nervenzusammenbruch bekam.
ich war wirklich nicht dafür geeignet, ein professioneller musiker zu sein. ganz am anfang hat mir das einen unheimlichen kick gegeben. ich hatte genau das, was ich wollte. manchmal stand ich morgens auf und fühlte mich wie der könig der welt. ich hatte mich in mein leben hineingedacht. ich glaubte eigentlich, ein rockstar zu sein, hahaha. ich glaubte, ich wäre mein ganzes leben lang ein rockstar gewesen, hahahah.
aber das nutzte sich ziemlich schnell ab. auch gehe ich nicht gerne auf tournee. und ich verstehe nicht, was zwischen einem, der auf der bühne steht, und dem publikum vor sich geht, speziell, wenn ich es bin, der auf der bühne steht.
konzerte habe ich nie gerne besucht. ich verstehe nicht, warum das publikum konzerte besucht. das verstehe ich wirklich nicht. ich stehe nicht so auf dieses gemeinschaftsding, von dem die leute so schwärmen. das habe ich mal bei einem fußballspiel gespürt, aber bei rock'n roll gigs spüre ich das nicht. ich mochte es einfach nicht, eins zu sein mit den ganzen leuten, da war ich sehr misstrauisch. diesen ganzen apparat habe ich eigentlich nur verachtet, weil es so eindeutig klar war, wie hohl die ganze scheiße war.
ich habe dann nur noch walkman gehört, bin nachts rumgezogen und habe tonwellen auf wände gesprüht, ich fand damals diese ganzen theorien von dem bourroughs becker ganz toll. er hat mir ne ganze menge neuer tunnel gezeigt, durch die ich fallen konnte. ich hab mir das tierisch reingezogen, habe sogar einen deutschen wissenschaftler gefunden, der mit mir so eine verrrückte maschine gebaut hat, wir haben die ganze zeit ernsthaft geforscht und experimente an uns selbst durchgeführt, bis ich dann ...naja. in südfrankreich meinte dann jedenfalls so ein arzt zu mir: man muß die regeln kennen, um sie brechen zu können. es kommt immer auf den rahmen an, in dem etwas stattfindet: das richtige muß im passenden rahmen ausgeführt werden. für ein bißchen einsatz können sie ihr leben weiterleben wie bisher, nur unter anderen vorzeichen. heute sind sie ein wahnsinniges kid, das wände vollschmiert. in kürze können sie der angesagteste heiße scheiß von hamburg bis bombay sein. heute komponieren sie arhythmische musik, um diesen virus, den sie sich anscheinend in den 80ern eingefangen haben, zu übertönen, morgen können sie dasselbe in hippen clubs machen und der beste, innovativste komponist seit stockhausen werden. verstehen sie, wir können den virus nicht entfernen, aber wir können ihn nutzbar machen und das tut ihnen nicht weh und sonst auch niemandem. im grunde machen sie doch schon alles richtig, sie benutzen nur aus irgendwelchen gründen die falschen geräte.
es geht um sichtbarkeit, denn unsichtbarkeit bedeutet den tod.
Wir laufen im kreis umher, wir kriechen in tunnel und stehen auf designerparties. es gibt hier nichts für uns zu essen. die leute in beigen hemden und hellbraunen hosen haben schon alles aufgegessen. in den mund gestopft, gleich nachdem das buffet eröffnet wurde, die münder kauen noch. dann gehen sie aufs klo und rülpsen, ziehen bei der gelegenheit nochmal die helllila lippen nach und zupfen sich ein haar von den zähnen. dann gehen sie wieder raus, wo sie von ihren chefs ausgelacht werden. seht mal, die prolls! habt ihr euch wieder vollgestopft, könnt ihr euch nicht mal so dezent verhalten wie wir. mensch, das macht man doch diskret, so ganz im vertrauen. ich habe heute morgen einen fahrradfahrer umgefahren, kleine schramme im lack von meinem dienstwagen, hat aus dem mund geblutet, aber mit hundert euro war der auch zufrieden. naja war linksabbieger. ist ja hier nicht so wie in panama, die verhältnisse. da sammeln sie alles moos weg für ihre krippen zu weihnachten, steht unter naturschutz, die christen dürfen nicht weiter sammeln, das wird verboten durch reden ausgebildeter biologen. nur wir in uniform dürfen sammeln. natur, daß ich nicht lache. die gibts doch gar nicht mehr, kann ich theoretisch belegen, habe ja auch studiert, da spiele ich doch auch lieber golf auf dem kunstrasen. das andere das stinkt doch zum himmel. so wie unser neuster kreativer hier. zwei wochen nicht gewaschen, zwei wochen nicht geschlafen, wie? hier trink doch auch mal einen schluck champagner, dann gehts dir gleich besser. ich weiß nicht, wo dein ganzer hass herkommt.
einziger hoffnungsträger der katzenmann. jeden morgen sitzt er vor meinem haus und wispert mir ausgehtipps zu. nachmittags treffe ich ihn in der city nord, im schrebergarten vorm flüchtlingsheim. im halbdunkel vor einer hecke steht er, ein dosenbier in der hand. er raunt mir leise etwas zu, mit kehlkopfkrächzen, es hört sich an wie 'mach fehler, mach fehler' oder 'mehr fehler, mehr fehler' oder vielleicht auch 'mach fehler, mehr fehler'. ich schenke ihm keine beachtung, er trägt ein nietenarmband, er ist ein denkmal aus einer vergangenen zeit.
nur wenig später vermisse ich ihn, wie ich dich, mickymausfrau, vermisse.
von kopf bis fuß in palästinensertücher eingewickelt tanzt du völlig allein, völlig unbeirrt, unantastbar mitten auf der tanzfläche. du machst dir damit gerade einige feinde. eine punkband beginnt zu spielen. du rufst, daß gleich der teufel singt. der dreibeinige hund wohnt in disneyland, hast du einmal zu mir gesagt.
und ich vermisse dich, wie ich die königin vermisse. leuchtendes stylewunder in neongrün. die haare so hell, daß sie fast bläulich scheinen. und immer perfekte details- stirnbänder, schweißbänder, uhr- alles neon.
tatsächlich, königin, sehe ich dich noch, doch hast du dich zur steuerfachgehilfin degradiert- kein bißchen neon mehr trägst du am leib. nur bundfaltenhosen zu hellblauen busen.
katzenmann, mickymausfrau, königin, ich vermisse euch, wo seid ihr bloß hin? könnt ihr nicht dableiben! wartet doch! ich will euch folgen, wie alice dem weißen kaninchen.
ich sitze also auf der bühne. es gibt bühnen, leute oben auf der bühne, welche dahinter und welche davor. die bühnen sind keine bühnen mehr, sondern galerien, clubs, ausbildungszentren und hochsicherheitstrakte.
auf der bühne darf man die kompetenz nicht abgeben.
sie sagt:
kompetenz hat man oder aber nicht.
jetzt kann ich nichts mehr sagen, nach diesem satz.
ich wollte eigentlich fragen:
und wenn mich nur ein sekundenlanger zustand von unsicherheit um die frage kompetenz oder nicht-kompetenz interessiert? oder wie ich lerne, den moment wahrzunehmen, indem ich die kompetenz verliere?
wenn mich überhaupt nur diese kurzfristige unsicherheit motiviert. wenn ich diesen moment wahrnehmen würde, könnte ich dann etwas damit tun?
ja, was könnte ich alles tun.
im moment des aufpralls zerplatzt der stein.
die scheibe zerspringt.
richtige fehler im richtigen moment.
'mach mehr fehler und schneller' wird in den 90er jahren managern nahegelegt. immer den abgrund vor augen haben. das worst case scenario. die havarie. dann kannst du schneller reagieren, die firma retten, die krise bewältigen, dich angemessen verhalten. fehler machen, lernen, korrigieren= lebensfähig. risikobereitschaft.
risiko geht einher mit innovation.
richtige fehler im richtigen moment.
er sagt: ich konnte da nicht glatt durchmarschieren, in den gewinnerposen der talkshows. ich hatte ja immer mich selber dabei. auch meine traurigkeit. ich bin ja im grunde ein wandelnder fehler.
auf der neuen cd verarbeitet er auch adornos kalenderweisheit, daß es kein richtiges leben im falschen gebe.
was wäre denn ein richtiges leben?
du hast drei tage zum überlegen zeit.
er sagt: ein leben, daß ihn so nimmt wie er ist.
immerhin scheint es im falschen leben noch richtige antworten zu geben.
schreibt die zeitung.
warum fragst du mich nicht was interessantes.
was?
wieviel geld machst du damit?
nein.
wie kann ich weitermachen, ohne aufzuhören?
wie kann ich weitermachen, um aufzuhören.
die kraft kommt eben doch noch immer aus dem widerspruch.
schreibt die zeitung.
dem streit aus dem wege gehn heißt auf finnisch riitely vaeistaeessaeaen. nein, ungenau, heißt eher: streitend beim sich aus dem wege gehen.
das ist aufgrund der gleichzeitigkeit der handlungen eine unmöglichkeit.
dann vielleicht eher: riitely vaeistaeessaeaen. versuch der vermeidung von schwierigkeiten. versuch auszuweichen.
aber das ausweichen ist unmöglich. die vermeidung von schwierigkeiten ist unmöglich.
daß man den versuch doch unternimmt, ist weniger widerstand als notwendigkeit. und notwendigkeit eben nicht im sinn von genauigkeit, weil man sich z.b. dafür entschieden hat, sondern im sinne von unvermeidlichkeit und zwang.
vermeidung von schwierigkeiten ist nämlich eigentlich risikoverminderung durch unterlassung. und dafür entscheidet man sich nicht, dazu wird man gezwungen.
immer soll man in andere schwierigkeiten geraten, als die, mit denen man sich eigentlich gern beschäftigen würde. man möchte ja nicht unterlassen, man möchte handeln. das ist ein wunsch, ein begehren, vielleicht auch notwendigkeit. jedoch kann man nicht handeln, man kann dauernd immer nur noch sachen unterlassen.
ein beispiel:
schließlich war ich böse und begann grobheiten zu sagen. das begann damit, daß ich mich plötzlich, ohne jede veranlassung, ohne daß man mich gefragt hatte, und mit lauter stimme in die unterhaltung anderer einmischte. 'wenn man sich selbst achtet, fängt man unbedingt streit an, und dann muss man sich manche kopfnuss gefallen lassen`.
solche schwierigkeiten kann man sich kaum noch vorstellen- und doch ist man dauernd in schwierigkeiten.
sie sagt: aha, du meinst, die wirklichen schwierigkeiten, nämlich die interessanten, kann man meist einfach nicht mehr wahrnehmen.
man verzettelt sich.
dann muss man die schwierigkeiten eben simulieren.
I AM SO FAKE I AM THE UNFAKE
ich sitze also auf einer bühne. es gibt eben bühnen, leute oben auf der bühne, welche dahinter und welche davor.
sie liest: verdammt, was gehen mich aber die gesetze der natur und der arithmetik an, wenn mir aus irgendeinem grunde diese gesetze und das zweimal-zwei-ist-vier nicht gefallen? versteht sich, ich werde eine mauer nicht mit dem kopf einrennen, wenn ich tatsächlich nicht die kraft dazu habe, aber ich werde mich mit ihr doch nicht aussöhnen, bloß weil es eine mauer ist und meine kraft nicht ausreicht.
sie liest: sich mit keiner dieser unmöglichkeiten und mauern aussöhnen, wenn es einem vor dem aussöhnen ekelt; auf dem wege der unumgänglichsten logischen kombination zu den allerwiderlichsten schlüssen kommen- über das ewige thema, daß man sogar an der steinmauer irgendwie selbst schuld ist, obgleich es wiederum bis zur durchsichtigkeit augenscheinlich bleibt, daß man durchaus nicht schuld ist- und infolgedessen schweigend und machtlos zähneknirschend, wollüstig in der trägheit ersterben.
ich sage: quatsch nich.
fernsehen, pissen, betrügen sind keine bloßen tätigkeiten, alles ist restlos in den netzen des kapitalismus kodifiziert, alles ist arbeit.
vor allem das walkmanhören. riitely vaeistaeessaeaen: einen schlenker machen beim überholen, um zu überleben und währenddessen schon über das wissen verfügen, daß man stirbt. wieso denn das?
sie sagt: das weiß man aus der lebenserfahrung heraus.
aha, das meinst du:
freiwillig wird man zum also halbtoten.
ein popstar nähert sich einem plattenladen.
im schaufenster wird seine neue platte mit seinem konterfei beworben.
er betrachtet sich selbst kurz durch die scheibe, geht dann ein paar schritte zurück und wirft mit vollem körpereinsatz und seiner ganzen kraft einen pflasterstein in das schaufenster.
im moment des aufpralls zerplatzt der stein.
schlagsahne fliegt durch die luft und grüner wackelpudding rutscht zäh an der scheibe herunter.
der popstar schmiegt sich an die scheibe, verschmiert mit tänzerischen bewegungen die tortenreste, leckt auch.
spaß hat es nicht gemacht.
ja, nu.
warum fragst du nicht:
wieso nicht?
soll ich dir jetzt noch auf die schulter klopfen wegen deinem märtyrerfilm.
das werfen hat schon spaß gemacht, aber das vorher nicht, der streit, soll man vorher bescheid geben, dem laden, daß man da was gegenwirft, fühlen die sich angegriffen oder ist es einfach gute werbung und man ist doch drauf angewiesen und am ende filmt man, wie man das gleich wieder wegputzt.
sie sagt: ich trainiere jetzt diese rollen. neulich ist mir das gut gelungen.
ich war ganz professionell eine künstlerin.
sie sagt: das sind doch die wichtigsten situationen im leben, dass man kommt dabei geradeheraus.
ich gewöhnte mich aber ziemlich schnell an das gefühl, mich folgerichtig also zu ducken. nicht beugen, ducken.
na und. du gehst mir auf den geist, du jammerst und immer willst du alles richtig machen.
warum immer an sich selbst durchdeklinieren, wo die macht durchläuft.
naja, im bewerbungstext steht:
heute machen wir musik am computer, als wären wir ein mehrstimmiger kinder-oder shantychor als background in einem video von eminem, in welchem er mit kurt cobain händchen hält.
ziemlich getrieben durchqueren wir dabei verschiedene räume. doch ist man ist nicht nur von macht gehetzt, man kann auch von ihr sprechen. unter umständen lege ich mich dabei auf den rücken und strampele mit den beinen, das sieht auf der bühne gut aus und nach action, weil man auch meinen schlüpfer sieht, vielleicht. am schlüpfer dran war mal mein gehirn.
das kann ich. itty.
zusammen mit dr. Legasto bilde ich die AtomicTitCorporation. der dr. hat ordentlich groove in armen und beinen und operierte auch schon vor 10 jahren gern.
mit abzessen.
seine präzision kommt ihm heute zugute, fingerspitzengefühl ist angesagt und er braucht eine schutzbrille. mir macht es ein gutes gefühl, daß er nur mal seine faust auf denn plattenspieler schmettern müsste und eine ganze welt läge in scherben. unser geilstes ding ist ein drahtseilakt.
aber ganz schön geil findest du dich auch.
klar.
ich sitze schließlich auf einer bühne. es gibt eben bühnen, leute oben auf der bühne, welche dahinter und welche davor.
ich habe mir also einen container gebaut.
auf dem container steht:
EVER GREEN
der container steht nebenan.
es ist einer von vier containern.
Havarie no.1.
das video:
ein popstar nähert sich einem plattenladen.
im schaufenster wird seine neue platte mit seinem konterfei beworben.
er betrachtet sich selbst kurz durch die scheibe, geht dann ein paar schritte zurück und wirft mit vollem körpereinsatz und seiner ganzen kraft einen pflasterstein in das schaufenster.
weißt du, was dann passiert.
who wants to die for art?!
yes, me.
ok, du bist raus.
im moment des aufpralls zerplatzt der stein.
22.000 linke pinkfarbene nike schuhen fallen raus.
der popstar bückt sich, zieht einen der turnschuhe an und humpelt weg.
klappe zu.
zugabe
eine lesung. es ging um rahmen, um bedingungen und um das ignorieren der bedingungen. wie man freiwillig zum halbtoten wird. ich beschloss, die lesung I NEED YOUR HEAD- this ain't no rock'n roll show zu nennen, nach einem song von hasil adkins. ich fand das passend, denn in dem song geht es darum, daß es keine rock'n roll show ist, wenn man den kopf gebraucht, um ihn bei sich an die wand zu hängen. so ungefähr verstand ich den text, beschloss aber, ihn nochmal nachzulesen, im internet.
auf einer webseite sieht man zwillingsschwestern auf einem sofa sitzen. an der wand über dem sofa hängt ein portrait von elvis. die schwestern sind im rock'n roll stil der 50er gekleidet. sie sagen 'wir sind die töchter von elvis'. elvis schlief mit ihrer mutter, als er auf durchreise war nach michigan oder tenessee, zurück in seine heimat jedenfalls. sie sind große elvis fans, denn sie haben rock im blut.
die hasil adkins seite im netz jedoch ist völlig schwarz. kein bild zu sehen, nur 'R.I.P. hasil' steht da. mein gott, ist hasil denn tot!? ich bin davon ausgegangen, daß er noch lebt. ja, da steht es, oh nein!!! das kann nicht sein. ungläubig vergleiche ich das datum. doch es gibt keinen zweifel. es ist heute, jesus christus, genau heute. vor acht stunden. siedendheiß durchfährt es mich: ich habe die zeitverschiebung nicht bedacht!
nicht länger als eine viertel stunde kann es her sein, da wurde hasil, whiskey in der hand, auf dem rücken die geliebte gitarre, in memphis tenessee von einem 40tonner überrollt. morphic resonance, telepathie, phantom limbs.
ich bin überzeugt, daß ich nicht hasil adkins tochter bin, aber was soll das dann. die toten sollen mich verdammt in ruhe lassen. das phänomen muß ausgetrieben werden. tod den toten! weg mit dir, hasil- zombie, meinen kopf kriegst du nicht!
ich nehme die platte, drehe sie auf den kopf und nagle sie mit drei dicken nägeln an die wand, über ein bild von sonic youth, 'satan is boring' steht darauf. we get the lies you get the fire. you'll never burn. you get my lies i get the fire.
society is a hole it makes me lie to my friends.
elton john hat kürzlich mit dem toten tupac ein lied eingesungen. es heißt ghetto gospel und ist ein großer hit.
die menge tobt.
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