24.12.10

One Shot Of Love

 



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05.09.10

Malcolm, Bobby, Sid and me


Sid und Nancy liegen auf einer Matratze.
Sid schläft. Nancy raucht. Sie balanciert einen weißen, aufgeklappten Laptop auf dem Bauch, murmelt leise vor sich hin und summt zwischendurch Teile von Radiohits.
Nancy:
'Ist er nicht süß, schläft, der Sid. Ist müde. Ist anstrengend, immer so auf Tour. Ist ein Star, mein Sid. Ein richtiger Star. Das machen viele Stars, schlafen. Müssen sie auch. Wegen der Anstrengung, so auf Tour.
Ich schlaf auch immer und bin kein Star. Die ganze Woche hab' ich im Bett gelegen und geschlafen, Playstation gespielt und Filme angeschaut. So schwarzweiße. Mit Frisuren aus den Sechzigern. Hübsch sahen die damals aus, die Mädchen, auch die Jungs. Tolle Frisuren. Und so höflich sind die gewesen. Reden feine Sachen miteinander. Gefällt mir gut.
Sid meint immer: 'Nancy, du bist so intelligent. So intelligent und schlau. Ziehst dir immer so Zeug rein.' Das findet er toll. Ich find' ihn auch toll. Er zieht sich ja auch was rein, aber anders eben. Er sagt immer, ich hab' das Gehirn und er das Aussehen. Stimmt auch. Genau anders herum wie bei der Kate und dem Pete. Das sind auch Freunde von uns. Die treffen wir immer auf Parties. Sid meint immer, er will da nich' hin, auf die Parties. 'Will lieber kuscheln mit dir, Nancy', sagt er immer. Aber am Ende gehn' wir dann doch hin. Und ich sag' immer zu ihm. im Taxi, oder vorher, wenn er so quengelig is': 'Sid, mein Schatz, das ist ja auch wichtig. Die Leute müssen dich doch schließlich sehen. Du bist doch ihr Star. Du bist so berühmt. Und mein Schatz!' Da werd' ich dann immer richtig fröhlich von, wenn ich das sage:'Das ist mein SId.'
Das sag' ich auch immer vor mich hin, wenn's mir mal nicht so gut geht. 'Nancy, guck' mal, das ist dein Sid. So berühmt ist er und so toll sieht er aus. Ist er nicht toll?'.
Und naja, manchmal sind die Parties auch wirklich doof irgendwie. Alle hacken dann auf Sid rum. Und er wird böse und fängt Streit an. Dabei ist er doch gar nicht so, mein Sid. Aber er sagt immer, er muss das tun, damit er gerade heraus kommt. Das verstehe ich nicht. Er ist doch schlauer als ich. Ich bin aber nie böse mit ihm, denn er ist ja ein Künstler, ein richtiger und mein Sid.
Naja.
Und manchmal ist es auch lustig. Alles, das ganze Leben. Auch die Parties. Es gibt lecker Essen und Trinken, feine Sachen, wie die Frisuren in den Filmen fast, so fein, manche Sachen hab' ich noch nie gegessen, in meinem ganzen Leben noch nicht, so feine Sachen sind das. Und alle trinken viel und lachen und sind fröhlich sogar auf dem Klo und wirklich nette Leute sind dann da! Alle sind soooo nett. Richtige Freunde. Und Spaß haben wir, Sid und ich. Aber danach ist Sid immer so müde und ich auch.
Nur geschlafen hab' ich die ganze letzte Woche.'

Bobby Orlando und Malcolm McLaren sitzen in Berlin in einem Starbucks-Café und schweigen. Im Hintergrund dudelt leise 8oer-Jahre Musik. Nach einiger Zeit, beide haben schon mehrere Zigaretten geraucht, bricht Bobby das Schweigen:
Eines muss ich dir lassen, Malcolm, dass du damals die NewYorkDolls gemanaged hast, kann ich echt verstehen. Hast dir einen Teenagertraum erfüllt, wie Eminem, der Kim Basinger in 8Mile seine Mutter spielen lässt. Kann ich echt verstehen, ich war auch ein totaler Dolls Fan. Glamrock war genau das richtige für mich: ich war ein beschissener Hippie, das war echt nicht mein Ding, ich hab's kurz versucht, aber ich hatte z.b. ein CheckBuch - verdammt, kein richtiger Hippie hat ein Checkbuch, das machte mich als Hippie zum totalen Loser. Aber Glam!, ich war ein echter GlitterBoy. Ich hatte megalange Haare und ich sah richtig gut aus, ich war extrem hübsch, wirklich! Und im GlamRock musste man auch keine Drogen nehmen und es war ok, ein Kapitalist zu sein- Plateuschuhe sind schliesslich verdammt teuer!
M: Aber geschminkt hast du dich nie, oder?
B: Nee, ich bin doch keine Tunte!
M: Wir haben uns alle immer von Vivien in Frauenklamotten stecken lassen, das sah einfach besser aus.
B: Kann sein, solange ihr nicht schwul wart, war ja nur Mode. Ich mein, ich hatte ja auch lange Haare und war extrem hübsch, bin ich immer noch, aber bin ich schwul! Niemals! Und die Dolls waren auch nicht schwul, auch wenn sie Lippenstift drauf hatten, nee, der Lippenstift war den Fans egal, die fanden das gut irgendwie als Style, aber als ihr die Dolls in Hammer-und-Sichel-Kostüme gesteckt habt, das kam nicht so gut an.
M: Ja, die haben sich bald darauf aufgelöst.
B: Mit den Hakenkreuzen hat das Konzept dann ja besser funktioniert.
(Malcolm schweigt)
B: Der Manager von Tat.u, Shapowalov, hat das bei seinem zweiten Projekt, der Sängerin Nat.o, auch nochmal versucht, fällt mir grad ein, in ihrem ersten Videoclip ist sie verschleiert und schwarz gekleidet wie eine tschetschenische Selbstmordattentätrin. Ihr Debütkonzert in Moskau am 11.September 2004 wurde als „Terrorakt-Konzert – eine musikalische Terroroperation ohne jedes Kokettieren mit den Zuschauern“ angekündigt - is natürlich gleich verboten worden.
M: Marketing ist keine Kunst.
B: Kunst ist Marketing.
M: Marketing ist keine Kunst.
B: Stimmt. Man muss nur mit der richtigen Einstellung an die Sache rangehen: Ich zb. war ja mal Boxer. Und Schallplatten produzieren ist wie Boxen. Oder Boxen wie Schallplatten produzieren. Beides sind schmierige Geschäfte. Beim Boxen gibt es schmierige Charaktere, aber sie haben meist irgendwie Charme. In der Plattenindustrie jedoch sind die Leute meist uncharmant, dadurch fiel es mir ziemlich leicht, von Gegner zu Gegner zu gehen...Der grosse Unterschied ist, daß man bei Platten die Aggression, die man beim Boxen benuzt, um jemanden die Fresse zu polieren, stattdessen in die Beats steckt. Und meine Beats sind besonders aggressiv, meine Bässe fett und meine Punchlines gut. Ich glaube an die Beats.
M: Ich glaube an die Kunst.
B. Echt jetzt? Ich bin überzeugt, daß jede Platte, die ich jemals herausgebracht habe, und das sind tausende gewesen, so wertlos und nutzlos ist wie jede andere auch. Alle, die denken, daß zb ihre Musik irgendwie etwas besonderes ist, sitzen einem totalen Trugschluss auf.
Nichts, was ein Künstler machen oder tun kann, ist irgendwie wichtig. (Alles, was nicht Gottes Wort ist, ist mit dem teufel im Bunde und muss als von Sünde befallen angesehen werden.)
M: Es geht darum, daß man kämpfen muss, daß man scheitert, daß man versagt. Man bemüht sich, man kämpft, man erreicht aber niemals einen Endpunkt, man ist nie zufrieden, denn wenn man zufrieden ist, hat man aufgegeben, dann ist man tot. Unsere ganze Kultur, dieser ganze Kapitalismus, ist hohl und tot. Deswegen empfindest du auch alle Platten, die du produziert hast, als Müll, denn das sind sie: Müll. Punk.
Daher wollte ich immer Klamotten machen, die falsch aussahen. Ich wollte das Anti-Kommerzielle. Ein Manifest, das die Kultur auf den Kopf stellen würde, eine Kultur, in der es nicht mehr um Notwendigkeiten ging, sondern nur noch um Wünsche und Begehren, die man sich durch Kaufkraft erfüllen konnte. Wir wollten teilhaben und nicht nur teilnehmen, wir wollten uns selbst als unverkäuflich erklären, wir wollten lieber grossartige Versager sein und brilliant scheitern, alles, nur kein dummer, unkritischer, freundlicher gesellschaftlicher Erfolg sein! Für einen kurzen Moment traf ich scheinbar den Nagel auf den Kopf: mit dem Laden “Sex” und mit den 'Sex Pistols', ein Konzept, was scheitern musste - die Pistols waren kleine Selbstmordattentäter-Torpedos, wir waren Kultur-Terroristen, wenn man so will. Und es hat funktioniert, es markierte einen echten kulturellen Moment, sehr künstlerisch, sehr befriedigend.
B: Klar, du hast dem kapitalistischem System neues, geiles, total innovatives Blut eingeflösst...
M: Und das war’s. Danach war ich bewegungsunfähig. Ich konnte niemanden mehr überraschen. Ich flüchtete dann nach Paris, das war 1978/79, damals liebten die Pariser englische Rüpel. Zurück in London stürzte ich mich wieder auf Musik und Mode: Adam and the Ants, BowWowWow, Boy George. Aber nichts hatte mehr die gleiche Energie. Die Naivität war futsch.
B: Sid Vicious war tot...
M: Ich fühlte mich wie ein Söldner, ein idiotischer Manager, ein idiotischer Architekt. Alles war ordinär, es ging nicht um Alchemie, nicht um Magie. Große Künstler sind immer Magier. Aber bei mir ging es nur ums Verkaufen, um Produkte, völlig fragmentiert. Dagegen wollte ich wieder ein traditioneller Künstler werden. Aber wie den Fuß in die Tür kriegen? Das war in den 80ern …Ich endete in Hollywood, arbeitete für eine Menge verschiedener Kino-Produzenten als Muse, Ideen-Geber, Drehbuch-Schreiber, Sound-Konzepter. Das hielt ich vier Jahre aus.
In Europa hatte ich keinen Plan, aber viele Angebote: Malcolm, komm zum Fernsehen, mache Werbung, komponiere schöne Musik für unser Produkt. Gilette, American Express, British Airways. Ich hab’s gemacht. Aber es gibt nichts Unbefriedigenderes als einen Orangensaft-Spot zu drehen: kein Feedback, kein Geben und Nehmen, nur Müll. Nach einem Jahr war ich depressiv. Ich stürzte mich in Affairen und fand das Leben scheiße. Aber ich lernte viel über mich.
B: Was ist so schlimm daran, Affären zu haben, du hättest ja auch anfangen können, Drogen zu nehmen wie Sid Vicious, dann wärst du dreissig Jahre früher gestorben...In meinen Songs geht es immer um Sex: Telephonsex, Gedankensex....'I'm in love with a married man' war ein grosser Hit.
M: In der Gay Community, muss man dazu sagen. Die haben alles von dir gekauft, jede 12'' die rauskam, Schwule sind noch immer deine besten Kunden.
B: Davon weiss ich nichts, die Leute haben auf meine dicken Bässe gestanden, verdammt, auf Disco, ich hab HighEnergy erfunden!
M: Komm, Bobby, mach dir doch nichts vor, Disco war gay - und du hast dir ja schliesslich nicht von ungefähr Divine ins Boot geholt. Und die Queerness von Divine war ein Tsunami!
B: Wir hatten ein lukratives Arbeitsverhältnis, wir haben nicht über Privates gesprochen. Ich hatte auch viel mehr Kontakt zu Divines Manager. Divine war schon ein Star und mochte meine Arbeit, also liess er anfragen, ob ich ihn produzieren möchte. Ich habe Divine unterstützt, bis sie zu Stock, Aitken und Watermann wechselte 1984, kurz darauf starb er.
M: Divine war für dich, was die Sex Pistols für mich waren.
B: Hm, nee, ich würde eher sagen, daß die Pet Shop Boys meine Sex Pistols waren. Diese Punk-Inszenierung, das war dein grosser künstlerischer Moment und wenn ich dich vorhin richtig verstanden habe, ging es danach abwärts mit dir...
M: Ja, meine Naivität war dahin. Mein Glaube an die Kunst war angeknackst. Ich hatte den Kunstmarkt verstanden und benutzt, aber er hat mich sehr viel mehr benutzt. Vivien hat es in ihrer Mode auf den Punkt gebracht: wir waren Savages, kleine Wilde, naive Kinder, wütend, ja, aber unendlich naiv, niedlich. Wir waren dumm. Ich war dumm. Ich dachte, ich hätte dem System ein Schnippchen geschlagen, aber letztendlich hat es mich ausgelacht. Wir haben uns vereinnahmen lassen. Ich meine, wir haben uns richtig damit beschäftigt, wir wusssten, daß wir in dieser kommerziellen Welt leben, es war eine Herausforderung. Wie soll man leben in dieser kommerziellen Welt? Und wir sind daran gescheitert.
B: Komisch, bei mir war es eigentlich genau anders herum. ich habe nie an etwas geglaubt, ausser an Gott vielleicht, der mir einen Auftrag gegeben hat - sei fruchtbar und mehre dich - und das habe ich gemacht, 30 Platten im Monat habe ich produziert. Ich habe jedes verfickte Instrument selbst eingespielt, aber ich habe nie an Kunst oder so geglaubt. Künstler nehmen sich viel zu wichtig, sie haben nichts zu sagen, es gibt keine Kreativität, nur Marktanteile, das hab ich gedacht, bis ich Neil und Chris, die Pet Shop Boys getroffen habe.
M: Die haben dir das Herz gebrochen, was?
B: Es geht nicht darum, daß sie zu EMI gegangen sind, gleich nachdem ich WestEndGirls zum Hit gemacht hab, SIE zum Hit gemacht hab, das waren doch schüchterne, unsichere Jungs, als ich sie kennengelernt hab...ich wollte sie beschützen vor diesem ganzen Schmutz...
M: ...und sie haben dich benutzt...
B: Ich habe keine bitteren Gefühle ihnen gegenüber, ich wäre immer noch ein bessserer Produzent für sie, sie machen viel Scheiss jetzt, sie haben schlechte Berater. Dass sie zu EMI gegangen sind, die sie erst nicht haben wollten, abgelehnt haben sie sie, damals 1983, aber ich hab' sie getröstet: wenn die Majors etwas ablehnen, dann ist es immer gut, habe ich ihnen gesagt, jedenfalls, klar, das fand ich nicht so toll, nee, was schlimmer war: ich habe an sie geglaubt.Iich habe plötzlich angefangen, an Musik zu glauben, an Kunst zu glauben, an Kreativität, daß man doch etwas sagen kann, daß nicht alles Dreck ist. Geld ist.
M: ...weil es dann mehr ist als ein Produkt. Und Kunst muss immer mehr sein als ein Produkt. Es funktioniert sonst nicht. Es ist nicht magisch.
B: Andy Warhol hat versucht, Kunst zu einem reinen Produkt zu machen. Er hat Dollarzeichen gemalt.
M: Aber heraus kam immer nur Kunst, Kunst, Kunst. Andy war ein Magier. Heute jedoch kommt meistens nur ein Produkt bei raus.
B: Und du hast versucht, Musik zu machen...
M: ...aber es kam immer nur Mode heraus. Die Sex Pistols waren als Kunstding geplant. Ich wollte ein Bild malen, aber zu der Zeit war es total out, zu malen, das ging nicht mehr, niemand wagte es, einfach ein Bild zu malen. Also nahm ich einen Umweg und erschuf die Band, aber es ging nie um Musik. Ich habe ein Bild gemalt.

Sid und Nancy liegen auf einer Matratze.
Sid schläft. Nancy raucht. Sie balanciert eine weiße, aufgeklappte Katze auf dem Bauch, murmelt leise vor sich hin und summt zwischendurch Teile von Radiohits.
Nancy blutet aus dem Bauch. Das Blut bildet eine Lache auf Nancys Bauch, breitet sich im Bett aus, verschmiert rot auf der weissen Katze. Die weisse Katze wäre, brächte man sie zu einer Katzenshow, jetzt nicht mehr so viel wert, aber sieht nun viel interessanter aus.
Nancy:
Das war eigentlich Ottos Idee, er hat viel Blut von den Dreharbeiten mit nach Hause genommen, überhaupt war er plötzlich total motiviert. Völlig ausgeflippt, so workaholic-mässig. Er hat morgens immer Sturm geklingelt, wir haben natürlich noch geschlafen, aber Otto war die ganze Nacht aus, klar, hat getanzt zu Italodisco oder Eurotrash, immer in so Schuppen, die voll waren mit HeteroTouristen aus Spanien oder Italien, die nach Berlin gekommen sind, um in richtige Schwulenklubs zu gehen. Warum, weiß ich nicht. Total voll war es da immer. Otto hat sich lebendig gefühlt, dabei war er doch mindestens schon genauso lange tot wie wir, aber er hat angefangen, jeden morgen seinen Blog zu befüllen, hat da Polaroids reingeklebt, er mit Federn hier, mit Schühchen da und auch mit Bart, immer einen anderen Kerl im Arm. 'Ich bin Otto und ich lebe jetzt' hat er sich auf's T-shirt drucken lassen, mit so einem I love NewYork Herz darunter. Gibt ja ne Menge Siebdruck-Kollektive in Berlin. Die meisten leben davon, daß sie den Touristen im Mauerpark Kuschelkissen verkaufen. Otto war total euphorisiert, am Puls der Zeit, er war die Zeit. Wie das so zusammentrifft. Zehn Jahre lang war Otto out, hängengeblieben, immer Streifenshirts und Röhrenjeans und schwarze Spikes, total out, aber Otto war mal Fan von Sid, ganz früher war das und von da hat er sich den Style erhalten. Und jetzt, in den Berliner Nächten, weil eigentlich kommt er aus Passau, hat er sich selbst verkauft, aber auch nur so halb. Ich meine, er bleibt trotzdem Otto, und wenn er wieder out ist, macht er trotzdem so weiter. Das trau ich ihm schon noch zu, daß er so weitermacht. Ist jetzt sein Ding, Sachen mit Blut beschmieren. Er ist auch in Blut bezahlt worden, bei den Dreharbeiten, Herzblut, sonst nichts.

B: Ich spiel dir mal mein neuestes Stück vor, die Platte ist gerade rausgekommen, gib mir mal deinen Laptop rüber, ich ziehs dir drauf, ich hab's auf 'nem Stick dabei.
(spielt Stück laut ab)
M: Hm, hört sich an wie jedes andere deiner Stücke...Ich finde sowieso, Kultur kann man mit zwei Worten zusammenfassen: Authentizität und Karaoke. Die meisten Künstler, auch Musiker, verbringen ihre Zeit damit, Karaoke authentisch zu machen.
B: Man kann ja auch nur noch zitieren. Tonnenweise. Es gibt schliesslich schon alles, warum das nicht benutzen. Ich finde es viel ekelhafter, die ganze Zeit angeblich neuen Scheiß zu produzieren, innovativ, kreativ zu sein, sich selbst zu verwirklichen, das ist das schlimmste. Du hast recht, Karaoke authentisch machen, das ist zum Kotzen. Das hält doch nur die Umstände am laufen. Ich versuche nicht, authentisch zu sein, ich bin Anwalt geworden und kenne meine Rechte. Ich kaufe mir Rechte an Karaokestücken, wenn's sein muss. Die HipHopper, die haben sich anfänglich genommen, was sie wollten, schwarze Geschichte, weisse Hochkultur, PunkRock, alles, aber heute kann man sich das nur noch leisten, wenn man dafür bezahlt, das kann sich nur noch P.Diddy leisten oder Michael Jackson.
M: Da fällt mir ein: Ich würde dir gern mein neuestes Video zeigen, aber leider bin ich tot.

Sid und Nancy liegen auf einer Matratze.
Sid schläft. Nancy raucht. Sie balanciert einen weißen, tragbaren Plattenspieler auf dem Bauch, murmelt leise vor sich hin und summt zwischendurch Teile von Radiohits.
Nancy: Sid hat Malcolm vorgestern getroffen. Er hat auf ihn gewartet, vor der finnischen Sauna. Er wusste, daß Malcolm als erstes in die Sauna gehen wird, weil da immer die wichtigen Leute rumhängen und schwitzen. Sie sitzen eng nebeneinander, rot im Gesicht und fassen sich ab und zu an, ohne sich anzuschauen. Dann schlagen sie sich mit Brennesseln gegenseitig auf die Penisse. Warum, weiß ich nicht. Frauen gehen da nicht rein, es gibt keine Garderobe, so dass man jemanden bitten müsste, die Jacke zu halten. Ich habe einen schönen weissen Kunstpelz, darin sehe ich aus wie Divine, vielleicht sieht Divine auch eher wie ich aus, das kommt vom Lippenstift. Meine Mutter hat immer gesagt, ich sehe aus wie eine Transe, mit dem ganzen Schmutz im Gesicht. Ich wusste nie, was eine Transe ist und woher meine Mutter welche kannte.
Jedenfalls ist Sid da hin, wie immer bischen wackelig auf den Beinen, er hatte auch Angst. Malcolm hat viel blödes Zeug über Sid erzählt und Johnny hat mitgemacht. Da haben sie sich gestritten und Sid kam nicht gut weg dabei. Er ist zu mir gekommen und hat gesagt, daß er nicht einverstanden ist. Er sagt, Malcolm sitzt in der Sauna und spielt die Leute gegeneinander aus. Er erzählt, Sid sei nicht Punk genug und Bobby nicht schwul und Divine nicht schwul genug, weil sie keinen Sex mit ihm haben wollte und ich sei sowieso keine Lesbe, was stimmt. Bobby ist so ein Musikproduzent für Disco, Otto steht total auf das Zeug von Bobby, aber Bobby geht angeblich nur in die Sauna zum Geschäftemachen. Sid sagt, er will nur Musik machen, aber Vivien hat ihn in die Klamotten gesteckt, aus Webezecken, und gesagt, wenn er sie nicht anzieht, dann verpfeift sie ihn bei den Bullen. Johnny und Sid haben nämlich David Bowie die Gitarren geklaut, ist wirklich wahr, aber schon ewig her. Ich sage Sid, daß er ein armer Schatz ist. Dann kommt Otto rein und sagt zu mir, Mensch Nancy, weißt du was, ich habe gerade Bruce getroffen (Bruce sieht ein bisschen wie Andy Warhol aus, deswegen steht Otto auf ihn) und er hat mir eine Rolle in seinem neuesten Film versprochen, sogar die Hauptrolle! Er braucht so Zombies wie mich, hat er gesagt. Sid hat Otto angeschrien, daß Otto doch kein Zombie ist und daß Otto spinnt, weil er in der Disco zuviel Pillen gefressen hat. Otto soll an sich glauben und an Punk glauben, Otto, du bist doch ein Punk! Punk ist nicht tot, aber Malcolm ist tot. Wir sollen auf Malcolm scheissen, Malcolm sitzt in der Sauna und stinkt.

B: Ich bin weder tot noch lebendig, ich bin ein Zombie.
M. Hälst dich raus.
B: Ich kann es mir leisten, ja. Mein Geld auf der Bank liegt ja auch herum und arbeit für mich, ich muss nichts dafür tun, ja, ich kann mich raushalten aus dem Geschäft. Denn beim Sich-Raushalten, Nichts-Tun, Schlechter-Arbeiten geht es natürlich darum, sich aus den Geschäften, dem Kapitalismus, rauszuhalten. Ich habe fast zehn Jahre nichts produziert, gar nichts, nachdem die PetShopBoys zu EMI gegangen sind.
M: Du hast deine Wunden geleckt, Jura studiert und ein Buch geschrieben, in dem du die Evolution ablehnst, 'Darwin Destroyed' heißt es. Jetzt bringst du alle fünf Jahre mal eine Bobby O-Platte raus, einen Disco-Zombie, Disco-Karaoke.
B: Genau. Ich bin ein Zombie, denn ich weigere mich, etwas Neues zu machen.
M: Und nichts Neues machen ist per se gut? In dem Sinn, daß du behauptest, dir nicht die Finger schmutzig zu machen?
B: Im Gegensatz zu dir, der noch reale Menschenopfer gebracht hat, der gedacht hat, er kann was umkrempeln, die Umstände zerstören und sie doch nur auf Kosten anderer erneuert hat, im Gegensatz zu dir, der immer nur Alternativen angeboten hat, die dankbar angenommen worden sind, im Gegensatz zu dir, ja, halte ich mich raus, ich erfinde nichts, ich bin langsam, überholt und bockig.
M: Du gehst mit dem Fluss, du lässt dich überrollen, versucht nichts, du machst gar nichts, langweilig ist das.
B: Genau, das soll ja auch langweilig sein. Du hast acht Jahre Kunst studiert, Theorie gelesen, Umstände studiert, und bist dann in die erstbeste Falle getappt: du hast nämlich gedacht, du kannst was eigenes machen, dein eigener Manager sein, du checkst es. Dann aber stellst du fest, du bist ausgesaugt worden und kriegst 'ne Krise. Heulst rum, der 'Kunst' nach. Nein, du musst zum Zombie werden! Nicht dich locken lassen von angeblicher Selbstverwirklichung, Zombiismus, das ist die wahre Selbstverwirklichung!
M: Du kannst dir das Zombietum doch nur leisten, weil du Knete hast - machst jetzt auf Zombie-Bohéme, weil du ein guter Geschäftsmann warst, auch der im Zombiemodus, hast nie was eigenes probiert, aber beim ersten Hauch von Liebe und Leidenschaft zu einer Sache, die dich angreifbar macht, kriegst du Angst, knickst du ein, ziehst dich zurück und wirst HyperChrist. Die queeren Kids, die du nicht magst, nie mochtest, tanzen noch immer zu deiner Musik, aber das ist dir egal, du behauptest, nur solange verantwortlich für deine Handlungen zu sein, solange du aktiv bist. Und da du als Zombie nicht aktiv bist, bist du nicht verantwortlich. grossartig.
B: Soll ich lieber raus in die tanzende Menge gehen, rufen: 'Who wants to die for art?' und ein paar schwule Kids erschiessen, die zufällig zu meiner Musik tanzen, nur weil ich sie nicht mag? Mir ist egal, was die Leute aus dem machen, was ich rausbringe. Ich schaue, was geht, was sich verkauft und das mach ich.

Sid und Nancy liegen auf einer Matratze.
Sid schläft. Nancy raucht. Sie balanciert einen weißen, aufgeklappten Laptop auf dem Bauch, murmelt leise vor sich hin und summt zwischendurch Teile von Radiohits.
Nancy:
Sid hatte dann eine Depression. Er hat geglaubt, er sei dumm. 'Nancy', hat er gesagt, 'die Leutes sagen, Sid ist dumm, Nancy ist sowieso dumm. Ich kann es in ihren Gesichtern lesen, nachts auf den schicken Parties und tagsüber im Supermarkt. Sie denken, wir sind dumm, wir lassen uns verarschen. Sie denken, Malcolm ist unser Boss, er hat uns erschaffen. Sie denken, wir schlafen im Keller und ab und zu lässt er uns raus, damit wir Publicity für ihn machen. Aber wir waren doch vor Malcolm da, vielleicht haben wir sogar eher Malcolm erschaffen, er braucht uns doch, ohne uns gäbe es keinen punk. ich meine, klar,Malcolm kann geil reden und er hat mich aufgebaut, mir geholfen, zu mir gesagt, daß ich nicht verrückt bin, weil ich so wütend bin, manchmal und du bist auch so wütend manchmal, im gegenteil, er hat gesagt, daß es gut ist und richtig, wenn wir wütend sind und ich soll mir nichts einreden lassen und daß du gut aussiehst mit deinem Lippenstift, auch nach dreissig Jahren noch und ich finde das eigentlich auch. Du siehst doch toll aus.'
Ich finde er hat recht. Das hab ich ihm auch gesagt. 'Sid', hab ich zu ihm gesagt, 'ich finde auch, daß du toll aussiehst. Du bist doch mein Sid.' Und dann musste ich ein bisschen weinen und Sid hat auch ein bisschen geweint und dann wollte er wieder los, in die Sauna. Malcolm die Meinung sagen und Bruce auch, wenn er dann schonmal dabei ist, Streit anzufangen, 'weil man muss gerade herauskommen, das ist das wichtigste', hat er gesagt, aber ich hab zu ihm gesagt, 'Sid', hab ich zu ihm gesagt, 'ich finde, Malcolm und Bruce, die musst du unterscheiden.' Aber Sid konnte gar nichts unterscheiden, weil total dicht war der von den Depressionen. Ich hab geweint und ihn versucht festzuhalten, aber nur ein grosses Loch hab ich in sein T-Shirt gerissen und dann ist Otto reingekommen und war total hysterisch, wollte auch mit in die Sauna, wegen den ganzen berühmten Leuten, die er da treffen könnte, war er ganz aufgeregt. Er hat überall Kunstblut verspritzt und die ganze Zeit hysterisch gelacht. Und getanzt hat er und Sid ist immer wütender geworden, weil keiner hat ihn ernstgenommen und da hat er dann ein Messer genommen. Wir sind alle im Kreis herumgetanzt, Otto hat Herzblut verspritzt und Sid hat mit dem Messer auf seinem Bass herumgekratzt und ich habe auf dem Boden herumgetrampelt mit den HighHeels und spitze Schreie ausgestossen. Keine Ahnung, ob das was gebracht hat. Nur geschlafen hab ich die ganze letzte Woche.

Performed on the 3rd of September 2010 at Queerpunk-Festival Berlin by Itty Minchesta with kind support of Dr. Legasto and NoNuYörk.

Download the English version at www.atombusentransporte.de

26.08.10

Postcards from the near future Pt.I

Postcards from the near future pt.I.pdf
some time ago, re-found in the cupboard.

16.08.10

D.I.Y.

03.07.10

Ich bin nicht einverstanden

Istari schrieb: 'mimose von seinen pampelmusen entkleidet, sogar.'
  'Folgerichtig kann ich nicht sagen 'ich bin' dies oder jenes, kann nur sagen, ich möchte dies sein oder jenes, unter Umständen, die mich wünschen lassen, dies oder jenes zu sein oder lieber nicht zu sein.' Wie der Hirnforscher im Hörfunk, der, als Experte zu Gast bei den Kollegen vom Deutschlandradio, befragt nach der Existenz des freien Willens, nicht um Antwort ringt oder verlegen ist, sondern sogleich zügig Antwort erteilt: er als Hirnforscher lehne die Existenz des freien Willens natürlich ab, per se, also Hirnforschung und Wille ein Widerspruch. Neuronen oder Ströme folgen nicht der Philosophie, sondern der Biologie, welche da messbar und steuerbar folgerichtig sich verhält, also Input - Output. System (Ordnung). Hier als Umstände bezeichnet. Als Mensch jedoch, fügt er vorauseilend sogleich nach und verfugt so um Lichtjahre schneller, als seine artverwandten Wissenschaftskollegen im Golf von Mexiko derzeit zu verfugen in der Lage sind, eine potenziell undichte Stelle im Diskurs - eine Stelle, die ihm und seinem Zustand gefährlich werden könnte (der Hirnforscher als Faschist, als Diktator, als Zubetonierer des Entwicklungsfähigen, der Kreativität, der Demokratie, des Humanismus, der Aufklärung, als Umweltverschmutzer und Kapitalist etc etc): als Mensch jedoch sei er durchaus in der Lage, anzuerkennen, das es mehr als nur ein Bezugssystem gebe, der freie Wille sei also durchaus denkbar, wenn auch nicht erlebbar oder gar eingetreten, aber dafür einzutreten lohne sich durchaus. Um später, zukünftig also, in anderen Umständen zu sein. Im Futurismus anderer Umstände also. Aber noch bin ich, verharre ich und widerspreche mir dauernd. Wie auch der Hirnforscher es fertigbringt, den Futuristen ähnlich, in einem System eine Systemanalyse zu vollziehen, während er gleichzeitig in einem anderen System den Keller voller Affen sitzen hat, die Köpfe verkabelt, in Schraubzwingen und ohne freien Willen. Diese Schrankaffen hat der Hirnforscher in diese Umstände gebracht, Umstände, in denen man ihnen nur noch einen schnellen Tod wünschen kann. Der Forscher soll in den Schrank reinschauen und die Affen tot vorfinden. DER AFFE SOLL ENDLICH STERBEN!! Der Forscher aber erhält den Schwebezustand der Schrankaffen unbedingt am Leben, er sichert damit seine Zukunft als Forscher. Denn aus toten Affen ist nichts rauszuholen. Sie sind nicht kreativ, kein Hirnstrom ist zu messen, tote Daten lassen sich nicht auswerten, nicht verwerten, man kann mit ihnen nichts bauen. Der Schwebezustand also ist der Bringer, den muss man unbedingt aufrechterhalten. Muss sagen, ich möchte dies sein oder jenes, oder Affe soll tot sein und gleichzeitig lebendig. Muss sagen 'ich bin nicht einverstanden'.
Jeder Mensch sollte also einen kleinen Affen im Keller sitzen haben, den er pflegt und verkabelt und beobachtet und ab und zu umbaut, Teile davon sterben lässt oder mal ein Beinchen abhackt, was an anderer Stelle nachwächst, als Tumor beispielsweise. Ich für meinen Teil arbeite seit Jahren mit Liebe und Leidenschaft aus ästhetischen Gründen an einer besonderen Züchtung Affe, vorne Alligator, hinten Katze (©AlliGato), was sich schwierig gestaltet, denn der Krokodilkopf frisst, an einem gewissen Punkt angekommen, immer den Katzenhinterteil auf. Dies passiert in regelmässigen Abständen und immer nachts, und wenn ich dann morgens in mein Labor im Keller komme und in den Schrank schaue, ist der Affe stets tot. Ein furchtbarer Zustand, der mich meine Umstände jedes Mal wieder aufs Neue als unveränderlich empfinden lässt. Denn natürlich versuche ich durch meine Forschungen etwas zu verändern, zu verändern durch meinen aufmerksamen Blick in den Schrank, versuche durch meinen Schwebezustandblick in andere Umstände zu gelangen. Aber dann immer dieser Tod! Als hätte der ©AlliGato nie existiert! Ich bekomme durch den toten Zustand solch schwere Depressionen, das ich kaum mehr an den freien Willen glauben mag, sondern nur noch an die Biologie. Unterdessen füllt sich mein Keller mit Leichen, nur Kopf und sonst nichts.
Im Übrigen ist der Schrank keineswegs, wie man vielleicht fälschlicherweise annehmen könnte, aus Holz oder Metall, sondern aus Glas, man kann also jederzeit hineinschauen und von allen Seiten den ©AlliGato-Affen beobachten, überwachen und erforschen. Es gibt also kein Offen, kein Geschlossen, kein Innen, kein Aussen in diesem Design/Versuchsaufbau.
Der Zustand des Affen in der Glasvitrine ist also der eines Zombie, untot - nicht tot und nicht lebendig.
Es sind mit Hilfe von anderen Schrankaffen in den letzten 100 Jahren gute Medikamente gegen Depression erforscht worden. Von Forschern, die ebenfalls den Keller voller Leichen haben und in mindestens mehreren Systemen zuhause oder wenigstens eloquent sind. Ein Zustand, der inakzeptabel ist. Eine Erkenntnis, die kaum weiterhilft, sondern nur die Umstände erträglich macht. Deine Analyse, meine Analyse. DER AFFE SOLL ENDLICH STERBEN!! vs. Wir können zwar behaupten, dass etwas geschehen ist, ein Tot, ein Lebendig, aber es ist nicht ersichtlich in diesem Zustand. Dieser Zustand ist nämlich der Einzige, den wir kennen, und dieser Umstand folgt immer dem jeweiligen Interesse.
Einen ursprünglichen Zustand, auch einen angenommenen ursprünglichen Zustand, gibt es folglich nicht. Es gibt also weder Katzen noch Krokodile, nur ©AlliGato, ein Zombie in Vitrine mit Interesse. Und wenn die Interessen geklärt sind, stirbt der Affe stets einen sehr realen, realpolitischen Tod. Der anstrengende, aber erstrebenswerte Schwebezustand im Glassarg (deiner Badewanne), diese geistige Wachheit, die jedoch körperlich lähmt, ist vorbei, aufgehoben zugunsten von Interessen, von Umständen, die Handlungsfähigkeit und Teilhabe (Leben) behaupten, jedoch Handlungsunfähigkeit und Teilnahme sind (Leiche).
Der Hirnexperte im Radio kann der Frau, deren Mann seit sechs Jahren im gemeinsamen Wohnzimmer im Wachkoma liegt, keine Antwort geben auf ihre Fragen: Wacht der Mann irgendwann wieder auf? Wieviel kriegt er mit? Was ist noch lebendig, was ist tot? Was menschlich? Was ist das überhaupt, Reaktion, Aktion? Und wer bestimmt das? Der Mann starb für einen kurzen Moment an den Folgen eines Motorradunfalls, wurde jedoch wiederbelebt. Von den Toten zurückgeholt, auferstanden, verfiel der Mann sogleich in diesen Zustand. Ein Leben ohne die Merkmale des Lebens. Kommt wohl öfter vor. Kein Gehirnstrom ist zu messen, sagen die Ärzte. Die Frau redet mit ihrem Mann. Sie lebt mit ihm. Das Spezialbett hat sie extra neben der Glasvitrine mit dem Nippes, mit den gemeinsamen Erinnerungen an Urlaube in Rumänien, an Sportveranstaltungen, an Jugendweihen, an Hochzeit, Schwangerschaft und Mauerfall aufgestellt. Ich bin überzeugt, mein Mann kann alles verstehen, sagt die Frau. Nur antworten kann er nicht. Die Ärzte schweigen. Der Experte sagt, er kennt einen Experten in Süddeutschland, der hat moderne Messgeräte. Für die Hirnströme, die eventuell doch vorhandenen des Mannes. Die Geräte sind teuer. Die Frau stellt fest, im Radio, dass sie keine Lobby haben. Sie, die Angehörigen der Zombies. Keiner hat Interesse, keiner will ihnen helfen.
Interessen haben also nichts mit Interesse, Aufmerksamkeit oder Forschung zu tun, sondern mit Ökonomien. In einem meiner Systeme, dem, das ich aus Interesse an meiner Ökonomie betreibe, einer Ökonomie, um weiter Schrankaffen im Keller sitzen haben zu können, wie auch gleichzeitig an ihrem baldigen Tod arbeiten zu können, sitze ich in einem virtuellen, gläsernen (Klassen)raum in der Mitte eines Turmes. Ich heisse S.. Ich habe Angst und verteile Angst. Es ist ein eindimensionaler virtueller Raum. Ich muss kotzen, weil ich vorne Krokodil bin und hinten Katze. Krokodilen wird schlecht vom Katzenessen, schwarz-weisse Katzenhaarallergie vielleicht. Gewohnheit vielleicht. Eher Angst. Auch Isolation. Und Schrecken, dass man keine Freunde hat, auf die man sich verlassen kann, die einen durchfüttern. Weil man gemeinsame Leidenschaften hat, Forschungen, Aufmerksamkeiten. Füreinander, für die Umstände, die Leichen im Keller. Deshalb knabbert man sich selbst an. Nicht aus Hunger, aus Not an den Umständen, die man hasst, was Selbsthass wird, wenn man nicht aufpasst. Also doch den Zustand verändern. Kurz raus aus dem Schrank, von oben reinschauen, aha man lebt noch, DER AFFE MUSS UNBEDINGT LEBEN!!, wieder reinkriechen, ein Hin- und Her von gelähmter Erkenntnis und blindem Aktivismus. Von aussen alles wie gehabt, sieht unverändert aus, gleicht ein Haar dem anderen. Dass ein Haar dem anderen gleicht, behauptet die Seite der Macht. Sie behauptet auch, es gebe nur ein Interesse. (Das ist zielgerichtet und es ist ihres.) Die Interessen der Macht, die sich und ihren Zustand als Status Quo permanent selbst bestätigt und erneuert, muss man immer noch angreifen, behaupte ich, ein ©Alligato, vom Schwimmen in der Badwanne behindert. Ich habe auch Macht, auch Interesse, kann aber beispielsweise darauf verzichten, Leute zum Tottanzen* zu bringen. Ich verzichte also auf einige Mittel, die ich habe, als Künstlerin, als Musikerin, als Schrankaffe. Ich verzichte darauf, unterhaltsam zu sein und packe meine Liedchen in eine Schublade meines Schrankes, keiner kann sie dort sehen. Ich Opfer. Oder ich lege sie in eine Glasvitrine, die heisst dann Blog (http://www.atombusentransporte.de). Da geht es dann um Genauigkeit und Sprachmacht. Was man so kann also. Dankbar und erfreut sein kann ich auch, für diese Einladung zur Teezeit von Istari Lasterfahrer, ©AlliGato und Dr.Legasto, ich als Märzmaus dabei, im Halbschlaf. Credits gehen auch raus an Liebe und Leidenschaft. Ich muss jetzt baden, ich habe nämlich Rückenschmerzen vom Kater und vom Computer.

©AlliGato-Zeichnung:Pencil Quincy

*Ein Königssohn reitet an einem Turm, der einst von Stahlarbeitern gebaut wurde, vorüber und verliebt sich in S., die scheinbar tote Prinzessin. Er will ihr helfen. Mit dem Sarg unterwegs zu seinem Schloss, stolpert er unachtsam oder unaufmerksam über eine Wurzel (er macht einen Fehler, verliert die Kontrolle). Ein giftiges Apfelstück, zuvor verklemmt im Hals der S., löst sich (Fehler optimieren den Zustand). S. erwacht und der Prinz heiratet sie, S. wird schwanger, sie machen Urlaub in Rumänien. Zur Hochzeit wird auch die böse Königin eingeladen. Zur Strafe für ihre Taten werden der Königin rotglühende Eisenpantoffeln angetan, in denen sie solange tanzen muss, bis sie tot zusammenbricht. Ein gutes Beispiel für Überaffirmation (Nicht nur liebt man den Feind, bis er handlungsunfähig wird, nein, man bereitet im soviel Spass, dass er stirbt). 
S. ist also wieder lebendig, jetzt kann wieder aktiv realpolitisch gehandelt werden, zb. geheiratet.
(Die Schwiegermutter sitzt durch die Allianz S.’ mit dem Königssohn im Keller, dieser Affe ist dann tot. Machen wir uns an den nächsten ran. Wir beobachten ihn, analysieren ihn, locken ihn und lieben ihn tot.)



Veröffentlicht in transmitter, Programm des FreienSenderKombinat Hamburg, Juli2010

23.06.10

Kunst-Spam (art spam)

Greetings,

My name is Benjamin Lee, I am an artist with my wife Paula Lee and we are the owners of Lee yun Gallery.
I am from Tibet and presently live in Hong Kong, with my two kids and the love of my life, my wife Paula.

I make original Sculptural Paintings and sell Limited Edition Prints. I create artwork that combines sculpture and
painting using sheets of wood,metal and glass to create depth. I fragment images into illusive shapes and paint
abstract compositions on the manipulated surface. I have been selling my art for the last 3 years and have had my
work featured on trading cards, prints and in magazines. I have sold in galleries and to private collectors from all
around the world. I am always facing serious difficulties when it comes to selling my art works to the U.S and
Europe,they are always offering to pay with cheques and money orders,which is difficult for me to cash here in
HongKong. It takes minimum of four weeks to clear our banks here as they are been treated as an out of country cheques.

I am looking for a representative in your country who will be working for me as a part time worker and I will be willing
to pay 10% for every transaction, which wouldn't affect your present state of work, someone who would help me receive
payments from my customers in your country. I mean someone that is responsible and reliable, cause the
cost of coming to your country and getting payments is very expensive, I am working on setting up a branch in the
there, so for now I need a representative  who will be handling the payment aspect.

All the payments are in certified cheques and my customers will issue them (payments) in your name and send to you. So
all you need do is to take the cheques to your bank and cash them, then deduct your 10% and wire the balance back to me.
This business will not cost you any amount of money,my customers will send payments to you through registered mail
or courier company and the courier company will deliver the package to your doorstep as soon as you receive the package
from the courier company,just take these payments to your bank and have them cashed.

We are grateful for your attention.

If you are interested, please get back to me as soon as possible.We wish you good luck and happiness.

Friendly Regards,

Benjamin Lee.

12.06.10

Neonwasserhähne erfinden

Ein Interview mit der AtomicTitCorporation

Veröffentlicht in 'testcard#19' zum Thema 'Blühende Nischen'

Zeichnungen von Paul Dose

 Einleitung von Dorothee Krings

Da geht man abends zum Konzert einer Band, die Brustkrebs heißt und hat am nächsten Morgen eine Mammographie. Man muss sich nicht immer wohlfühlen, es muss nicht immer alles angenehm sein – das war ein Aspekt ihrer Show, der mir gefiel, als ich vor fast zehn Jahren das erste Mal der ATC begegnete.
Unter dem Überbegriff AtomicTitCorporation agieren die ständigen Mitglieder Miss Itty Minchesta und Dr. Legasto seit 1999 in verschiedenen Unterprojekten und unter wechselnden Namen in unterschiedlichen Formen und Genres wie z.B. Musik, Ausstellungen, Performances sowie mit Musik-, Comic- und Buchveröffentlichungen.
Auf ihrer Internetseite atombusentransporte.de kann man zusätzlich zu der Dokumentation ihrer Arbeiten folgendes lesen:
(...) The AtomicTitCorporation is an interdisciplinary research project and exists due to interest.
We, the constant members Itty Minchesta and Dr. Legasto, have so far focused on a variety of themes including eg.:
- how to create space for a very short time
- how to research
- poetological ethnology
- zombiism and self-management
- labour and failure
- sickness/disease and its relation to popculture
- the phenomenon of romanticising containerization/how to fall out of frames - the (abusive) use of headphones in so-called public spheres
- the (im)possibility of subversion
- the sexual history of the atomic bomb
All research projects have been performed live or have been exhibited.
We always have and still try to choose the appropriate media for each research project. This has brought us in the process - especially in the last two years - to mainly using the form of lecture-performances including electronic cutup music. (...)


ATC scheint mir wie ein Stoff, der seine Aggregatzustände den äußeren Umständen entsprechend wechselt. Oder sind es vielmehr die inneren Umstände? Auf jeden Fall ist das Kunstprojekt ATC deshalb schwer greifbar und noch schwerer in seiner Ganzheit beschreibbar. 

Schon 2001, also ein Jahr nach meiner ersten Begegnung mit dem Projekt, traf ich mich in Hamburg mit Itty Minchesta, um ein Interview mit der ATC zu machen, welches zwar stattfand, allerdings nie veröffentlicht wurde.
Ich besuchte Itty in ihrer winzigen Wohnung in einem Künstlerhaus mit großem Garten, einem ehemaligen Altenheim auf St.Pauli.
Paul Dose, aka Dr.Legasto, war aus Zeitmangel leider nicht anwesend, ließ aber grüßen und hatte als seinen künstlerischen Beitrag vorgeschlagen, die Rahmenbedingungen des Interviews wie folgend festzulegen:
Unser Interview solle unter denselben Vorraussetzungen stattfinden wie das legendäre Interview, welches 1963 Ulrike Meinhof mit Janis Joplin in der 'Palette' in Hamburg führte. Janis, noch als Geheimtip gehandelt, verbrachte damals mit Grace Slick von Jefferson Airplane ein paar Tage in Hamburg.
Ulrike und Janis saßen also zusammen in der Kneipe. Ulrike war stark erkältet und von einer großen Menge Schmerzmittel bedröhnt, rauchte aber weiterhin Kette, und Janis war von Speed und Rum aufgeputscht und desorientiert zugleich. In verschiedenen Quellen berichten beide unabhängig voneinander, sie hätten sich wunderbar verstanden und einen grandiosen, inspirierten Abend miteinander verbracht, das Material sei jedoch als ‘zu spezifisch’ von der Restredaktion der ‘Konkret’ befunden worden und somit sei es nie zur Veröffentlichung gekommen.
Paul Doses Versuchsaufbau verlangte nun von Itty und mir eine exakte Nachahmung des Zustands der beiden.













(„1963“)

Wir waren von Pauls Vorschlag begeistert - schließlich war auch ich stark erkältet, hatte schon während der Zugfahrt ein paar Aspirin geschluckt und fühlte mich echt beschissen, was mich dennoch nicht vom Rauchen abhielt, und Itty war Alkohol und Drogen noch nie abgeneigt gewesen und dementsprechend freudig bereit, ihren Teil der Vorgabe zu erfüllen.
Wir machten uns also jeweils mit einem Bier und meinen Schmerztabetten ausgestattet im Nieselregen auf den Weg zu dem laut Itty ‘perfekten Ort’ für unser Vorhaben. An einem Kiosk erstanden wir mehrere Schachteln Zigaretten und eine Flasche Whiskey, die wir unterwegs restlos austranken. Wir waren beide vom Regen schon völlig durchweicht, als Itty endlich verkündete: “Wir sind da! Die Kneipe ist ein Geheimtipp - und außerdem ist die ‘Palette’ tatsächlich ganz hier der Nähe gewesen. Das wird super, komm schnell!”. Dann krochen wir durch das Loch in einer schimmeligen Wand, das als Eingangstür für die namenlose Spelunke in einem Hinterhof fungierte.
Im völlig verqualmten Inneren begrüßten uns freundlich zwei junge, langhaarige Männer und wir begaben uns zu einem improvisierten Kneipentisch aus alten Europaletten.
Schon sehr bald danach ist dann das Letzte, das ich vom Abend erinnere, eine dreibeinige, schwarzweiße Katze, die sich fordernd an mein Bein schmiegt, während ich auf den halbvollen Aschenbecher starre, der mit mehreren schon leeren Gläsern Gin Tonic, Whiskey und Bier ein streng riechendes Stilleben auf dem Tisch bildet.
Ich erwachte am nächsten Morgen auf Ittys Sofa - zwar mit starken Schmerzen, ansonsten jedoch mit einer völligen Leere im Kopf. Totales Blackout.
Ich griff zu meinem Minidiscrecorder – aber auch die in der letzten Nacht gemachte Aufnahme konnte meine Gedächtnislücken nicht ausfüllen: auf der Minidisc fehlte jede Spur des Interviews. Ich hatte wohl den klassischen Fehler begangen, nur die Lücken in unserem Gespräch aufzunehmen, indem ich die Pause/Play-Taste zu Beginn der Aufnahme genau einmal zuviel gedrückt hatte. Alles, was mir geblieben war, war ein interessantes Audio-Cutup-Stück mit zunehmend wilderen Kneipen-Atmo-Sounds, inklusive eines sehr langen Endteiles mit Schritt- und Kotzgeräuschen im Regen - unser Nach-Hause-Weg.
Itty war in nicht viel besserem Zustand als ich, entdeckte jedoch während unseres Katerfrühstücks nahezu unlesbare Notizen und andere bei dem nächtlichen Gelage mit Kugelschreiber entstandene Krickeleien, die sich, ausgehend von Armen und Beinen, über ihren ganzen Körper ausbreiteten. Diese kryptischen Überreste des Interviews schienen Itty enorm anzuspornen, denn sie machte sich trotz ihres Schädels sogleich eifrig daran, ihren Körper mit einer Polaroidkamera zu fotografieren. Vielleicht war sie auch noch drauf.
Mir dagegen ging es einfach nur dreckig. So übergab ich Itty die Minidisc als Andenken und fuhr dann direkt nach Hause, wo ich zwei Wochen lang mit hohem Fieber das Bett hüten mußte. Ich habe nie etwas zur ATC geschrieben.
Danach haben sich nur ab und zu unsere Wege gekreuzt. Nun jedoch habe ich aus gegebenem Anlass Itty wieder kontaktiert und sie gefragt, ob sie nicht versuchen könnte, unser damaliges Gespräch anhand der Mindisc-Aufnahme, der Polaroidfotos und ihrer Erinnerung an die generelle Situation der ATC im Jahre 2003 zu rekonstruieren.
Folgendes ist dabei herausgekommen:

D: Itty, ich hatte den Eindruck, daß ihr euch in der letzten Zeit noch stärker als sonst zurückgezogen habt - wenn ja, wohin und was war los?
I: Naja, wir haben uns das letzte halbe Jahr einfach nicht in Deutschland aufgehalten. Ich bin im Frühjahr nach San Francisco geflogen, um dieses dreimonatige Stipendium in einem Frauenzentrum in Topanga anzutreten, für das ich mich beworben hatte. Paul Dose war schon ein paar Wochen vorher in die Staaten gereist. Er bewohnte mit einer mit uns befreundeten Band ein Lagerhaus in Oakland, malte brennende Schiffe in Acryl und versuchte, die damalig große Nachfrage der Westamerikaner nach deutsch klingender Musik zu befriedigen, indem er nüchterne Beats auf dem Computer aneinanderreihte. Wir wollten uns dort treffen und eine Show ausarbeiten, die sich mit Arbeit und Selbstausbeutung beschäftigen sollte und für die wir diese ganze komische Musik benötigten, so AcidPHouse und ItaloCBreaks, Zeug, das auf alten kommunistischen Liedern und amerikanischen Folksongs aufgebaut ist und das man eigentlich nur in den Staaten bekommen kann. Wir hatten vor, uns viel auf Flohmärkten und in Ramschläden rumzutreiben...
D: Was war das für ein Zentrum und was hast du da gemacht?
I: Ich war am 'WEPMS', das 1974 von drei Frauen aus feministischen Bewegründen ins Leben gerufen wurde. Ursprünglich um eine Siebdruckwerkstatt herum aufgebaut, hat es sich im Laufe der Jahre auf den Druck und die Herausgabe von Kunstdruckbüchern spezialisiert und ist in Buchhändlerkreisen mitterweile ziemlich renommiert und etabliert. Auch ich wollte ein Buchprojekt verwirklichen und einen Krimi schreiben. Er sollte um die Geschichte der ersten weiblichen Köchin am königlichen englischen Hofe, die übrigens auch einige der wenigen Frauen war, die mit einem Moog-Synthesizer Filmmusik komponiert hat, herum aufgebaut sein. Das fertige Buch mit seinem an ein Kochbuch erinnernden Cover sollte allerdings ein sogenanntes 'Buchsafe' werden - eine Buchattrappe, die innen ausgehöhlt Platz für Wertsachen - Geld, Waffen, Sexspielzeug, Schmuck - bietet. So gibt es z.B. 'Das Kapital' sowie 'Harry Potter' als Buchsafe, Bestseller ist allerdings natürlich nach wie vor 'Die Bibel'. Meine Geschichte sollte also zwar veröffentlicht, durch dieses Verfahren jedoch mehr oder weniger unlesbar bleiben - und somit verdeutlichen, welchen kapitalistisch-patriarchalen Zwängen die feministische Gegenkultur unterliegt. Ich selbst fand meine Idee ziemlich dämlich, wußte aber, daß sie mir das Stipendium einbringen würde.
D: Ah.
I: Naja. Es fing schon komisch an. Im Flugzeug nach San Francisco wurde ein sehr dicker Mann neben mich gesetzt, so daß ich sehr eingeklemmt war, in der Mitte einer Fünferreihe. Ich schlief dennoch ein und als ich aufwachte, war mir sehr heiß. Ich bekam zum ersten Mal in meinem Leben einen Panikanfall. Ich hatte Atemnot und dachte, keine Sekunde länger halte ich es aus, in diesem Flugzeug. Alle schliefen, es war mitten in der Nacht und draußen war Sturm. Ich stand auf, zwang mich an dem dicken Mann vorbei und legte mich in den Gang. Sofort wurde ich ruhiger. Aber gerade als ich mich eingerichtet hatte da auf dem Fußboden, kam eine Stewardess zu mir und bat mich, aufzustehen und meinen Platz wieder einzunehmen. Ich fing an zu weinen, aber ich schrie nicht und setzte mich resigniert wieder. Auf dem Bildschirm über meinem Kopf lief ein Trickfilm, Homer Simpson auf einem Schiff in Seenot, vielleicht war es Titanic. Ich dachte, die wollen mich verarschen, als dann auch noch die Durchsage kam, die Vorhänge zu schließen und nicht mehr hinauszuschauen. So ein Moment, wo man nur denkt, ok, es ist in Ordnung, ich finde mich mit dem Tod ab, was soll's. Man bestellt sich einen Whiskey, packt den Gameboy aus und spielt Tetris. Und dann ist draußen plötzlich heller Sonnenschein. Amerika. Unter dir eine Wüste, Grenze der Zivilisation. Kein Baum, kein Strauch, zehntausend Rinder auf einem Quadratmeter Lehmboden, ein Schlachthof das einzige Gebäude weit und breit. Auf einem LKW der Schriftzug 'Atombusentransporte'. Verwesung stinkt, die Klimaanlage kommt nicht dagegen an. Das Tempeh hinten auf der Ladefläche ist zum Glück schon fermentiert.
D: Tempeh?
I: Sojabohnen mit Pilz, wie bei Blauschimmelkäse, kann man braten, pürieren, geht als Eis, als Brotaufstrich, lässt sich einfrieren, eingraben und auch gegoren verzehren. Eine geniale Idee, traditionell aus Asien, erst in den letzten Jahren in Europa und dem westlichen Amerika dank Interesse an fernöstlicher Kultur zu einem Verkaufsschlager avanciert.
Da fällt mir ein: Montse Bradford, Kochkünstlerin und zum Lehrkörper an diesem Frauenzentrum gehörend, ist der Meinung, daß wir Lebensmittel häufig unseren emotionalen Bedürfnissen entsprechend auswählen. Sie steht da, in einem grüngelben und pinken westafrikanischen Kleid, mit hennaroten Haaren, die falsche Gangster-Goldkette mit Ghettoblaster dran, die sie von einer ihrer Töchter ausgeliehen hat, um den dürren Hals geschlungen und doziert:
'Der 'Künstler-Künstler' ist jemand, der nicht im allgemeinen Fokus, sondern lediglich im Blickfeld anderer KünstlerInnen steht. Zu nennen wäre zunächst der 'Künstler-Künstler' ohne Werk, der durch seine Haltung, seine Lebensform, als Identitätsfigur für andere KünstlerInnen fungiert. Weiter jene Variante des 'Künstler-Künstlers', der zwar eine Produktion hat und für diese von anderen KünstlerInnen geschätzt wird, von Galerien und Institutionen jedoch kaum Anerkennung erfährt, da ihm das Betriebssystem Kunst keine Aufmerksamkeit widmet oder er sich diesem bewußt entzieht.
Wenn der 'Künstler-Künstler' also erst im Zuge der Anerkennung durch KünstlerInnen (wieder) sichtbar wird, lässt sich in der Marginalität ein weiteres Merkmal des 'Künstler-Künstlers' festmachen. Genau diese Marginalität, die Randständigkeit macht den 'Künstler-Künstler' für andere KünstlerInnen und in letzer Zeit für den Kunstmarkt so interessant.'
Montse hat sieben Töchter. Zusammen ergeben sie eine Band. Sie wohnen in einem alten Warehouse, essen zum Frühstück Rührei, was Geborgenheit verspricht und singen abends opiumverlangsamt mehrstimmig atonal. Mutter und Töchter tragen bei Auftritten mehrschichtige schwarze Gewänder, halten Triangeln und rasseln mit Kalebassen. Als Hintergrund projiziert der einzige Sohn schwarzweiße Super8-Filme: Magere Möwen vor rauchenden Fabrikschornsteinen, exotische Blumen vor rissigen Backsteinmauern, seltene, ausgestorbene Musikinstrumente und Bilder vom Präsidentschaftswahlkampf. 'Feed me' und 'Perlentaucherinnen' sind die Hits der Band. Und die sieben Töchter. Rühreier und Schokolade. Blöcke von Herrenkuchen, sperrig, schwer und glasig. Glasiert. Lasiert. Schokoladig. Innen hohl. Alles voll, ein ganzer Gang im Supermarkt. Dazwischen ein paar Riegel aus Carob und Schweizer Schokolade.
D: Itty, bist du hungrig?
I: ...aus den Lautsprechern schallt leise Musik, Sounddesign, das anregend wirken soll.
Und in der Gartenabteilung des Supermarktes ist an einem Miniaturteich mit Springbrunnen eine Bar aufgebaut. Zwei Mädchen mit Turmfrisuren und viel Kajal sitzen auf Barhockern, die mit buntem Bast behangen sind, trinken Gin Tonic und schauen dem hübschen Barmann zu, der eigentlich nur der Praktikant der Gartenbauabteilung ist. 'Weißt du noch, wie das damals war' sagt die eine und saugt an ihrem Cocktail, 'die Leute kamen, weil sie zum Überlaufen voll waren, und sie haben ihre Fülle geteilt', 'und danach', spricht das andere Mädchen weiter, 'waren es die Leeren, die kamen, und sie wollten gefüllt werden.'
D: Itty, trinkst du noch einen Kurzen mit?
I: Ja, super, einen Busengrabscher.
D: Was soll das denn sein?
I: Kennst du nicht? Das ist ein Schnaps, so ähnlich wie Feigling, wurde Anfang der 90er verboten, aber hier gibts den noch. Die haben damals die Restbestände billig aufgekauft und immer noch das ganze Getränkelager damit voll. Wo war ich stehen geblieben? Ach, ja:
Gleich daneben sitzt ein ehemaliger Tanzlehrer für Lindy Hop mit seinem Königspudel auf dem Barhocker zu seiner rechten. Füllt sich und den Hund mit Whiskey ab. 'Ein guter Hund kann schonmal was vertragen.' 'Ein guter Kerl auch.' Der Barkeeper sagt leise, es sei mindestens schon sein dritter Pudel.
D: Was ist überhaupt aus deinem weißen Hund geworden?
I: Der ist tot. Wie der Pudel. Aber was gehen mich die Probleme anderer Leute an. Das ist nicht arrogant, mich drückt mein Schuh halt woanders.
D: Wo denn?
I: Das, was wir machen, ist eine Alternative. Alternative bringt immer weiter, ist also innovativ. Aber eigentlich will man das nicht sein. Denn man will ja den Leuten, die man nicht mag, und zwar aus völlig unpersönlichen Gründen nicht mag, tatsächlich den Hahn zudrehen und ihnen nicht ständig, andauernd, völlig unentgeltlich, noch einen neuen verchromten oder neonfarbenen vorsetzen.
D: Dazu fällt mir was ein. Seit einigen Jahren arbeite ich in der freien Kunst- und Filmszene. Dabei beobachte ich eine schleichend perfide Diskussion über Hartz4-EmpfängerInnen.
Ich organisiere seit nunmehr fünf Jahren das stetig wachsende ‘Festival des gescheiterten Films’.
Ich mußte feststellen, dass unter den Filmemachern/Drehbuchautoren und vor allem Künstlern viele Hartz4-Empfänger ihr Dasein fristen und gleichzeitig, ob ihres geringen Einkommens, gesellschaftlich-kulturelle Arbeit leisten.
Nun kam ich auf die Idee, das einmal profund zu dokumentieren. Ich glaube nämlich, daß unsere Gesellschaft, vielleicht nicht unmittelbar finanziell, so doch über weiter gedachte Wege bis hin zur Hochkultur ihren Mehrwert durch diese ‘Basis-Arbeit’ um ein vielfaches zurückbekommt.
Ja, ich behaupte: Hartz4 ist auch Kulturförderung und Investition, und daß die durch Hartz4 erlangte freigestellte Kreativität eine der Säulen unserer demokratisch gesinnten Kultur ist.
Nun suche ich Hartz4ler, die bei dem Projekt mitmachen und sich und ihre Arbeit präsentieren.
I: Suchst du nun Hartz4ler oder Künstler? Das ist doch nicht dasselbe. Es hat nur was mit Ökonomie zu tun. Geld. Macht. Geld. Essen. Zum Beispiel unser Haus hier: Wohnprojekt für mittellose KünstlerInnen, war mal besetzt, sieht aber besser aus mit KünstlerInnen drin, die müssen aber mittellos, bedürftig heißt das, sein. Das muß man nachweisen, will man hier wohnen. Jetzt droht uns quasi der Rausschmiss, denn dem Stiftungsvorstand, der das Haus verwaltet und der natürlich immer nach der Politik der Stadt schielt, jedenfalls dem Vorstand sind wir nicht produktiv genug, d.h. entweder machen wir nicht genug Kunst, weil alle ihre Kunstzeit verbrauchen, um Lebensgeld zu erarbeiten, oder aber es wohnen nicht genug stadtbekannte KünstlerInnen im Haus. Wären wir aber alle erfolgreich, und ich setze das jetzt mal mit ökonomischem Erfolg gleich, dann dürften wir hier nicht wohnen, denn dann wären wir nicht mittellos. Wir arbeiten also alle aus ziemlich verschiedenen Gründen eifrig an unserem Auszug...
D: Du hast zwar kein Geld, aber Kreativflow.
I: Genau deswegen bin ich ja auch die Alternative und erfinde Neonwasserhähne. Daher ja genau meine Forderung, es gibt keine Alternative! Kein Geld haben aus romantischen Gründen ist nämlich dämlich, erfolgreiche Kunst machen ist meist dämlich, und die Alternative dazu, nämlich gute Kunst zu machen und davon Geld zu haben, ist irgendwie unmöglich, denn die Verhältnisse sind eben nicht so. Prost!
D: Das letzte Mal als ich dich traf, hast du mir eine Spielautomatenweihnachtskugel geschenkt. Dein Weihnachtskugelvogel ist leider zerbrochen. Seitdem habt ihr noch einige Sachen veröffentlicht. Was zum Beispiel?
I: Wir haben alte Aufnahmen der Ostdeutschpunkband 'Schrankaffe' wiederveröffentlicht.
D: Und wo befindet ihr euch gerade? Vielleicht an welchen Orten, Umständen und in eurer Arbeit? Gibt es aktuelle oder zukünftige Projekte?
I: Dieses Paradox, daß es keine Alternative gibt, das kann man ja im Kopf haben, so als vegetarisches Schnitzel. Und daß man sich wohl gleich selbst mit abgeschafft oder überwunden hätte, wenn man es schaffen würde, keine Alternative zu sein - das ist eine andere Frage. Und ob das nur destruktiv sein muß oder ob man dann jetzt wie Montse eher über Zen oder Buddhismus sprechen müßte. Also, man scheitert so oder so und produziert in seinen Bemühungen am laufenden Band Alternativen und Nischen. Die prosperieren irgendwie ärgerlich. Aber ich denke, einfach so aufhören geht auch nicht. Also kampflos aufhören. Ohne weiterzumachen. Das ist vielleicht letztendlich nur sehr persönlich, aber es ist mir wichtig. Unzufrieden, unruhig zu sein, in Schwierigkeiten. Ich male jetzt und Paul ja sowieso. Beide machen wir Kunsthandwerk. Auch in Zukunft. Aber eigentlich arbeiten wir beide daran, wie man freudig in den richtigen Schwierigkeiten sein kann. Mit Freude und Spaß. Man darf doch nicht verbittert werden über diesen Problemen, sondern eher schalkhaft und laut lachen. Den Spaß sich an den Schwierigkeiten erhalten. Entschuldige, was hast du gerade gefragt?
D: Ich habe gesagt, das letzte Wort der Macht lautet, daß der Widerstand primär ist....
I: ...weil er die Alternative ist. Deswegen sind wir ja auch heute hier. Ich dachte, ich muß nochmal wiederkommen und dann schauen, was in der Verschiebung passiert. Wie ein Forscher. Forschen hat ja erstmal was mit Interesse zu tun. Ich versuche Dinge zu entdecken und mich selbst auch. Also was mach ich hier, und was für eine Figur.
D: Ich glaube, ich muss kotzen.
I: Der Manager bleibt in turbulenten Situationen nicht ruhig und gelassen, sondern produziert schon jetzt die Störungen, die für Morgen zu erwarten sind, damit die Organisation rechtzeitig lernt, darauf zu reagieren.
Es brennt und ich bin ungezählte Male in das Gebäude reingegangen. Immer auf die Bühne. Hab auch gar nicht drüber nachgedacht. Macht man halt so. Ich meine, mitmachen. Und dann an Punkten hab ich nicht mitgemacht, weil ich dachte, so, jetzt ist aber mal Schluß. Das Problem ist, das kann man eigentlich nicht machen, solange man keine Macht hat. Also nicht mitmachen, sich verweigern nennt man das glaub ich auch. Weil wenn du keine Macht hast, dann merkt das keine Sau. Machen kann man das natürlich trotzdem, die Frage ist nur, wie effektiv ist das? Dreitausend Leute demonstrieren in Woodstock oder feiern oder lieben, und das ist für’n Arsch, und die Künstler ziehen sich die Narrenkappe auf, wenn sie nicht ganz dumm sind, also smart. Mit Narrenkappe wird man auch eingeladen, in die Zentren der Macht, die heute dezentral sind, und da sprechen. Am Ende klatschen alle und man selbst hatte im besten Fall seinen Spaß, weil man liebt, was man macht, sofern man überhaupt noch lieben kann, was man macht, was man eventuell kann, wenn man den ganzen Restscheiß ausblenden kann. Dann kann man was genießen und arbeitet an seinen Sachen. Ansonsten hat man vielleicht Kohle oder Koks oder Saufen. Ficken geht auch noch. Ich heiße ja nicht von ungefähr Janis.
D: Also wie kann man weitermachen ohne aufzuhören, oder wie kann man aufgeben ohne aufzugeben? Und was sind eure zukünftigen Projekte oder wie siehst du deine Zukunft?
I: Die Ostdeutschpunker waren der Meinung, es gebe ‘Zuviel Zukunft’.
Auch ich verschicke aus Interesse am Jetzt im Jetzt Postkarten aus der Zukunft, vorproduziert für die Zukunft, alle selbst siebgedruckt und handbeschrieben. Damit mache ich dann eine Ausstellung, vielleicht in Hamburg, lieber aber in Port-of-Spain, wo ich bei der Eröffnung Gitarre spiele und Lieder von Bob Dylan singe, was etwas Neues für mich ist.
Wie immer hoffe ich, daß etwas passiert, was ich dann, am besten gleichzeitig, auch wahrnehmen kann - wie Alice, die zwar schläft, immerhin aber dem weißen Kaninchen ins Loch folgen und beim Fallen auch noch die Marmeladegläser zählen kann. Was ja schon ziemlich viel Handeln ist. Daran arbeite ich.
Paul malt weiterhin Portraits von Musikern und Künstlern, die wir schätzen und mögen, die damit ihre Plattencover machen, und wird berühmt, bleibt aber bescheiden.
Und ich hätte in zwanzig, nein lieber in dreissig Jahren gerne eine Turmfrisur, drei Tweedkostüme und einen schwarzweissen Hund, mit dem ich an einem wilden Meer wohne. Ich spiele dann Golf und er zerbeißt die Bälle.
















(„2001“)

08.05.10

Berlin 1.Mai 2010

07.04.10

Der Orden sitzt am falschen Fleck

Ich würde sagen, die Zeit des Fastens ist vorbei.
Du trinkst wieder, das habe ich bemerkt. 
Das meinte ich nicht.
Sondern?
Ich dachte du fragst: Wo kommst du denn her?
Oder: was hast du gemacht? Wo warst du und was ist passiert. Lang nicht gesehen.
So etwas in der Art.
Na gut. Und?
Was?
Na, wo warst du?
Ich bin im Netz herumgekrochen.
Im Internet, ja. Auf allen Vieren.
Gebuckelt habe ich.
Jetzt bin ich wieder da, an den Füssen neue Nike-Schuhe.
Und, hast du was erlebt da im Netz?
Die Bestellkataloge sind ausgefeilter, aber auch übersichtlicher geworden. Jeder kontrolliert Jeden, und zwar auf die unhöfliche Art. Man muss sich in acht nehmen beim Buckeln und Duckeln und Reinschlagen in die unsichtbaren Fressen.
Hm. Daher das Trinken?
Nö, daher die Nike.
Und schreiben tu' ich jetzt direkt im Blog. Es gibt kein Originaldokument mehr auf dem Rechner. Das ist neu. Aber das hat nichts mit Vertrauen zu tun. Das ist einfach Faulheit, ja, so kann man das nennen. Wer buckelt hat weniger Restzeit.
Erlebst du auch mal was Schönes?
Ja, wenn ich trinke und tanze.
In der Restzeit, was?
Ja, knapp bemessen, aber umso toller!
Von Selbstekel geplagt, wie?
Nö, eigentlich nicht. 
Wie gesagt, ich bin wieder da, man darf nicht vollendes Buckeln und Krümmen und unlustig zynisch. Ich bin an der Mauer langgefahren, die jetzt nicht mehr da ist, total unspektakulär. 1989, und 1991 dann der Golfkrieg. Bisschen zu lange her, um mit dem vollständigen Buckeln jetzt anzufangen.
Ich traf einen netten Mann aus dem Ostblock im Museum, er sprach mich an. Das Museum war übrigens oll, man musste 50ct bezahlen für einen Klogang (in bester Lage). Der junge Mann sass auf der Treppe, in Uniform, ich dachte zuerst, er gehört dazu, oder er macht Protest, wegen der Ausstellung, es war George Grosz, wobei - wie soll man dagegen protestieren, die Bilder, die Bilderchen, die Zeichnungchen, sind klein und locker, was sehr angenehm ist aber eng gehängt, was sehr unangenehm ist. Der Mann, blond, sitzt auf der Treppe, blaue Augen, grosse Zähne, klares Gesicht und dazu Uniform, olivgrün. Er sagt, er macht Pause. Ich dachte, er macht ein Happening. Nein, er macht Pause. Sein Kollege kommt auch gleich, der macht den Ami. Er ist der Russe. Beide lassen sich fotografieren, gleich vor der Tür vom Museum, vorm Brandenburger Tor. Touristenattraktion. Ich schaue raus und neben dem Ami steht noch einer, der ist ein Bär. 
Hat der auch Schuhe an? 
Weiss ich nicht, hab nicht geschaut. Ich dachte, ich würde mich gerne auch fotografieren lassen, mit Bär und Russen, meinetwegen auch dem Ami, alle Darsteller sowieso
Studenten aus der ehemaligen Sowjetunion, aber ich dachte, das wird dann zu teuer. Ich bin dann mit dem Bus nach Hause gefahren. Der Busfahrer war unfreundlich. 
Wenigstens buckelt der nicht.  
Weiss nicht. Ist das ein überhaupt ein Kriterium, Buckeln, nicht Buckeln. 
Naja, schon. Wie man gerade herauskommt. Das sagst du doch immer.
Dass man gerade herauskommt.
Stimmt. Im Bärenkostüm. Da hat man mehrere Möglichkeiten:
1. Knut werden 2. Freund fressen - und wenn es erst nach Jahren, Jahrzehnten ist. Und 3.? 
Hm. Mensch im Bärenkostüm mit internationalen Freunden.
Hm.

06.03.10

SGB XII

Der Feierabend ist täglich erst morgens um drei eingetreten.
Seit Wochen kein Fern gesehen.
Der sozialhilferechtliche Mindestbedarf wird nicht erreicht.

02.02.10

Ungelöste Probleme Teil 1

Er hatte es nicht eilig, zum Hotel zurückzukommen. 
Seine Suite war nicht länger ein Zufluchtsort für ihn.
Sie war voll von weiblichen Wesen mit ungelösten Problemen.

01.02.10

Was sind gute Bedingungen? Teil 1


In der Hauptstadt wurde mit einem Festival die deutschlandweit erste Frank-Zappa-Straße eingeweiht. Auf Antrag der Musikfabrik Orwohaus benennt der Bezirk Marzahn-Hellersdorf die bisher namenlose Straße 13 nach dem US-amerikanischen Rockmusiker. Bei dem Festival spielen 18 Bands auf zwei Bühnen. Unter ihnen die Cover-Band Sheik Yerbouti mit dem Zappa-Wegbegleiter Napoleon Murphy Brock. Als Höhepunkt des Abend wird um 21:45 Uhr das neue Straßenschild enthüllt.
Ursprünglich hatten die Verantwortlichen geplant, zur Umbenennung der Straße Familienangehörige und weitere ehemalige Bandmitglieder Zappas einzuladen.