16.09.12

It is aMAZEd
aka Itty irrt im Kreis umher und wundert sich


In girum imus nocte et consumimur igni 1
ist ein lateinisches Palindrom, dem nachgesagt wird, das Verhalten von Motten zu beschreiben.
Ein Palindrom ist ein Satz oder auch ein Wort, eine Zahl etc. welches vorwärts wie rückwärts gelesen das Gleiche bedeutet. Das längste Deutsche Palindrom ist Reliefpfeiler.
In girum imus nocte et consumimur igni
wird ins ins Englische als ‚We go wandering at night and are consumed by fire‘ übersetzt: die Motten schweifen des Nachts umher, Feuer verzehrt, konsumiert die herumstreifenden Falter. Fertig, aus. Der Tod, das Sterben, wird gelassen hingenommen.
Im Deutschen 'irren' die Tierchen 'des Nachts im Kreis umher und werden vom Feuer verschlungen': schiere Verzweiflung! Kopflos, taumelnd, verwirrt, kreiseln die Motten wie von Sinnen vom Dunkel ins Licht, um dann mit einem Haps hastig vom Feind verschlungen zu werden.
In girum imus nocte et consumimur igni
Es gibt zwei Arten von Labyrinthen:
Unendlich der Garten der Pfade, die sich verzweigen.2
1.: Das Labyrinth im engeren Sinn: Ein verschlungener Weg ohne Verzweigungen, der unter regelmäßigem Richtungswechsel zum Mittelpunkt führt. In einem solchen Labyrinth ist es nicht möglich, sich zu verirren.
2.: Das Labyrinth im weiteren Sinn: Ein System mit Wegverzweigungen, das also auch Sackgassen oder geschlossene Schleifen enthält. Im deutschen Sprachbereich wird eine derartige Struktur auch als Irrgarten bezeichnet. Hier ist ein Verirren möglich und meist Sinn der Anlage.
Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.’
Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.’
Man geht in das Labyrinth hinein (warum, bleibt zu klären) - der Weg schlängelt sich, windet sich, schlauft. Eine Pendelbewegung, ewig. Taumel, leichter Schwindel, Orientierungsverlust. Immer geht das nun so weiter, stellt man sich vor, man stellt sich drauf ein, schaltet ab, wird bisschen blöd davon schon im Kopf.
Plötzlich, unerwartet,
ist Schluss.
Links, rechts, Schluss mit dem Pendeln, wo ist man jetzt?
Angekommen, offensichtlich. Nicht gradlinig, aber unvermeidlich.
In der Mitte, GrasSarg, NebelLeben, Anna, Otto, RegalLager, Rentner, Reliefpfeiler - verbarrikadiert, geschützt, hockt man dann da. Mumifiziert, O Genie, der Herr ehre Dein Ego! - zurück auf Start.
Man geht in das Labyrinth hinein (warum, bleibt zu klären) - der Weg schlängelt sich, windet sich, schlauft. Eine Pendelbewegung, ewig. Taumel, leichter Schwindel, Orientierungsverlust. Immer geht das nun so weiter, stellt man sich vor, man stellt sich drauf ein, schaltet ab, wird bisschen blöd davon schon im Kopf.
Plötzlich, unerwartet,
ist Schluss.
Links, rechts, Schluss mit dem Pendeln, wo ist man jetzt?
Plötzlich, unerwartet,
eine Kreuzung.
Links, rechts, Schluss mit dem Pendeln, eine Entscheidung muss her.
Weiter geht’s auf der A7, weiter geht’s in Richtung Nord. Plötzlich ist Schluss, eine Sackgasse, links oder rechts, das Kurzzeitgedächtnis ist nicht mehr so gut. Weiter geht’s auf der A7, weiter geht’s in Richtung Nord - oder war's Süd? Wieder zurück, hier war ich doch schon mal, eine Entscheidung, Brunautal, oder war's Allertal, macht jedenfalls was mit mir, schwindelig, schwitzig, panisch irre ich plötzlich kopflos durch den Wald, hier kenn' ich mich nicht aus, bin Stadtkind, alle wollen was von mir - könnt ihr mich nicht einfach an den Mast anbinden? - und wenn ich stolpere!, aber ich muss unbedingt ankommen, der Druck steigt, was wollte ich da, hab ich vergessen, muss weiter. Weiter irre ich kopflos durch die Nacht, habe Durst, es brennt, Mascara rinnt in schmalen Bächen die Wangen herunter, die Socke bildet einen Wulst, nach vorne in den Schuh gerutscht, stolpere ich - liegen bleiben oder wieder zurück kriechen - Schützengraben, Morgendämmerung oder Feuer, kein Horizont, nur Hecken, ein Kabinett aus Spiegeln.
Plötzlich, unerwartet, ist Schluss. Wo ist man jetzt? Angekommen, offensichtlich. Nicht gradlinig, aber unvermeidlich.
In der Mitte, GrasSarg, NebelLeben, Anna, Otto, RegalLager, Rentner, Reliefpfeiler - verbarrikadiert, geschützt, hockt man dann da. Mumifiziert, O Genie, der Herr ehre Dein Ego! - zurück auf Start.
Man geht in das Labyrinth hinein (warum, bleibt zu klären):
die Mutmaßungen über die Funktion von Labyrinthen sind vielfältig. Es lassen sich drei Gruppen von Deutungen voneinander abgrenzen.
Die
1.beinhaltet alle Funktionen in einem architektonischen Sinn, ausgehend von der Idee des Gefängnisses (vgl. Minotaurus-Sage: der Stier wird in der Mitte eingesperrt), woraus sich fortifikatorische Anlagen genauso wie komplexe städtische Strukturen herleiten lassen.
Viele Labyrinthmosaike bilden Stadtmauern und Tore als äußere Umgrenzung ab, auch der Bezug zum Gründungsmythos der Stadt Rom (Romulus und Remus) ist eindeutig (die vier Quartiere der Stadt Rom entsprechen der Kreuzform im Labyrinth des römischen Typs).
Die
2.Gruppe umfasst alle Deutungen, die sich auf Bewegungsabläufe beziehen.
Das Abschreiten einer wie auch immer gearteten labyrinthischen Figur erzeugt eine Bewegungslinie, die als spielerische Figur, als Tanz oder rituelle Handlung verstanden werden kann.
Die
3.Gruppe hat alle magischen Funktionen zum Gegenstand.
Die labyrinthische Figur, meist zu klein zum Abschreiten der Gänge oder als Wandmalerei, dient dem Schutz des Privathauses vor bösen Mächten oder dem Teufel. Der Träger eines Labyrinths erhofft sich dadurch Schutz, ebenso ist das Zeichnen von Labyrinthen im Sand zu verstehen.3
YOU ARE HERE aka THE MAZE vereint alle Labyrinth-Typen oder -Deutungen in einem:
Im Mittelpunkt des Labyrinths, vor der Leinwand, befindet sich schwitzend der Künstler/die Künstlerin, erleichtert (wie ist er hier hingekommen?), vielleicht auch panisch: vor Platzangst, vor Enge, der Raum ist klein, vielleicht auch geil, ist vielleicht auch gar nicht erst angekommen, irgendwo auf dem Weg an Wände geschmiegt verstrickt oder hängen geblieben, hat eine Osmose mit dem Publikum erzeugt, Wände verschoben, Kunstformen erweitert, endlose Loops erzeugt, Musik zur Installation gemacht, Tänzchen zur Installation gemacht, mit dem Stiefel ein Loch reingetreten, ist da durchgeschlüpft, findig, wie er/sie ist, alle hinterher, um festzustellen, dass in der Mitte gar nichts ist, oder jedenfalls nichts Unbekanntes, dass es aber ganz schön ist, dass das Drumherum eben das Drumherum ist und es auch Darum geht.
Vielleicht aber ist in der Mitte auch etwas Unbekanntes, niemals zu erkennen: der Künstler/die Künstlerin unwissend, weil er/sie zu sehr schwitzt, der Schweiß rinnt in salzigen Bächlein in die Augen, brennt das Mascara heraus, verschmiert dunkelgrau im Gesicht, blendet. Geblendet ist nichts wahrnehmbar, ist nichts mit Erkenntnis.
Das Publikum seinerseits bleibt erkenntnislos, weil der Künstler/die Künstlerin beim Taumeln durch die neonroten Gaze-Gänge beschlossen hat, bei Ankunft in der Mitte sofort auf das Publikum zu schiessen: Who wants to die for art?!
Er/sie lässt einfach keinen rein, in den Mittelpunkt, zum Turm, zum Stier, zum Matrosen:
Ich werde keine Zugeständnisse an das Publikum machen.
Also Strom an, Kreislauf schliessen, fluten. Und dann wird gewichst, Drehbühne, umgeben von verschachteltem sandigem Niemandsland, Beton-Mäander, Ruhezone für exotische Vögel und auch Hausratten, welche sich für Erkenntnis nicht interessieren. Ich steh auf Berlin.
Performers will have to negotiate the confines of the maze in order to execute their performance.
Der Künstler wird also zum Faschist, an der Mauer an der Wand (Ich werde keine Zugeständnisse an das Publikum machen. Ich bin dafür bekannt, dass ich niemals Zugeständnisse gemacht habe, weder an die herrschenden Ideen meiner Zeit, noch an eine bestehende Macht. Des weiteren ist, unabhängig von der Epoche, niemals etwas von Bedeutung vermittelt worden, solange man das Publikum schonte. Zudem sehen die Zuschauer gegenwärtig nichts im eisigen Spiegel der Leinwand, was an ehrbare Bürger einer Demokratie erinnert.). Das Publikum flüchtet und denkt dabei:
Geil, hier wird ein Film gedreht!
Das Publikum flüchtet und denkt dabei:
Scheiss Königin, Scheiss Kunst, Schlagt ihr den Kopf ab!
'Die kapitalistische bzw. angeblich antikapitalistische Welt organisiert das Leben spektakulär. Es kommt nicht darauf an, das Spektakel der Verweigerung auszuarbeiten, sondern das Spektakel selbst abzulehnen. Die Elemente der Zerstörung des Spektakels müssen gerade aufhören, Kunstwerke zu sein.`4
Ein schwieriges Unterfangen - Das Publikum flucht und filmt dabei
den Künstler/die Künstlerin, an der Mauer an der Wand, der Leinwand, im Mittelpunkt des Labyrinths, umwoben von roten Fäden, grau im Gesicht, geblendet (wie ist er da hingekommen?).
Blick zurück:
Es waren einmal drei Schwestern, die wohnten auf dem Grunde eines Brunnens...
Wovon lebten sie denn?
Von Sirup.
Das scheint mir aber nicht gut möglich. Dann würden sie ja alle krank.
Das waren sie ja auch, und zwar sehr krank.
Aber warum lebten sie denn auf dem Grunde eines Brunnens?
Es war ein Sirup-Brunnen.
Die drei Schwestern lernten da unten Streiche.
Womit haben sie denn gestrichen?
Sirup.
Was haben sie mit Sirup gestrichen?
Ein Wasser-Brunnen ist mit Wasser gestrichen und ein Sirup-Brunnen ist eben mit Sirup gestrichen.
Aber sie waren doch in dem Brunnen.
Natürlich waren sie da. Mit ihnen war das Kind in den Brunnen gefallen.
Entweder war der Schacht sehr tief, oder sie fiel sehr langsam, denn sie hatte im Fallen genug Zeit, sich umzusehen und sich zu fragen, was wohl als nächstes geschehen würde.5
Nach einer kurzen Fahrtunterbrechung, Rauchpause, setzt sich die Fahrerin hektisch auf ihre Handtasche. Es ertönt ein quietschendes Geräusch. In der Handtasche schlief die Ratte der Fahrerin.
Die Fahrerin bekommt einen Nervenzusammenbruch, die Fahrt wird nicht fortgesetzt, ich stehe auf einer Raststätte herum, neben einem Reliefpfeiler, entgehe einem tödlichen Unfall, lerne die Liebe meines Lebens kennen, besaufe mich, werde beinahe von einem LkW angefahren, rauche Kette, ein Auto hält an, ich steige ein.
Die Autobahn schlängelt sich, windet sich, schlauft. Eine Pendelbewegung, ewig. Taumel, leichter Schwindel, Orientierungsverlust. Das geht jetzt immer so weiter, stelle ich mir vor. Ich bekomme einen Nervenzusammenbruch. Die Fahrt wird nicht fortgesetzt, ich stehe auf einer Raststätte herum, neben einem Reliefpfeiler, im Unwetter, lerne niemanden kennen, besaufe mich, ein Lkw hupt, rauche Kette, ein Auto hält an, ich steige ein.
Die Autobahn schlängelt sich, windet sich, schlauft. Eine Pendelbewegung, ewig. Taumel, leichter Schwindel, Orientierungsverlust, NebelLeben.
Entschuldigung, wo sind wir denn hier? Entschuldigung, was mache ich denn hier? Entschuldigung, wie bin ich denn hier hingekommen? Entschuldigung, ich glaube, hier war ich schonmal. Jetzt bin ich hier.
Hier bin ich.
Ich bin hier.
Du bist hier.
You are here.
In girum imus nocte et consumimur igni




1 Film von Guy Debord. 2 Jorge Louis Borges, Fiktionen. 3 Quelle: wikipedia. 4 Raoul Vaneigem. 5 Lewis Carroll, Alice im Wunderland





Lecture-Performance by
Itty Minchesta
West-Germany
Berlin, 15.09.2012



13.09.12

It is aMAZEd

aka
Itty irrt im Kreis umher und wundert sich


Lecture-Performance

15.09.2012
West-Germany
Berlin


http://berlinmaze.tumblr.com/


Come by!

11.07.12

Omi und die Boys Video


Omi und die Boys at Teenitus-Festival 2012 from itty minchesta on Vimeo.


Thanks Teenitus2012 and Anna for filming!

09.06.12

Omi & Die Boys

AtomicTitCorporation presents:
22.06.2012
19.30 Uhr

 Omi & die Boys
'17+77'


Omi (77 J.) und Die Boys (17 J.) haben was vor:
ein langes Leben voller Zorn
ne ganze Menge Schnaps und Korn
wir müssen alle sterben!

Eine exclusive und einmalige Music-Performance für das  
von Itty Minchesta und den Mommy Boys


und hier
aus gegebenem Anlass ein 77-Mix für PunkAnfängerInnen von Itty-auf-Ex:
Hans-A-Plast::Abwärts::Adverts::Circle Jerks::Buzzcocks::Sex Pistols::Mittagspause::X-Ray-Spex::The Selecter::The Ramones::The Boys::999::Undertones::Flamin' Groovies::Wipers::Minor Threat::Dackelblut::Der KFC::The Specials::Wire::Angry Samoans::7 Seconds::Patrik Fitzgerald::Fehlfarben::Trio::Ramones::X-Ray-Spex::Joy Division::Daily Terror::The Flys::Television Personalities::Cotzbrocken

mediafire

Berliner Betrüger aka Kippi by Itty

You Are Here Aka The Maze - Berlin Con Artists
Saturday, June 9th 2012
WestGermany
Skalitzer Str. 133
10999 Berlin
 
12 noon - 8 pm
(performance by Felix-Florian Toedtloff at 3 pm, art auction from 5 pm)
 
Preview:

Kippi by Itty 

'Wenn's anfängt, durch die Decke zu tropfen'

Martin Kippenberger, 1987
Installation (Holz, Plastik, Farbe)
Die Installation von Martin Kippenberger wurde am 20.10.2011im Dortmunder Museum Ostwall zerstört, als der weisse Ablagerungsrand in der schwarzen Plastikwanne von einer Putzfrau entfernt wurde.
'Berliner Betrüger' fragen:
Wo fängt Kunst an oder hört sie auf?
Ist das Original oder Fälschung?
Ist das Kunst oder kann das weg?

'Dialog mit der Jugend’

Martin Kippenberger, 1981/82
Acryl auf Holz 59x60
Martin Kippenberger war Geschäftsführer des SO36, aber das machte ihn noch lange nicht zum Punk, dachten die kleinen Punks.
Auch Itty fühlt sich durchaus beiden Seiten verbunden.
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 ""Who still believes in the original?"" Berlin "con artists" will fake important works of art which we will present and subsequently auction off in an exclusive exhibition / auction event.

In an exhibition that will finish after only 28.800 seconds, artists from Berlin will show their versions of famous art objects which will then be flogged to the highest bidder. All proceeds of the auction go towards organising a festival installation (or is it an installation festival?) named You Are Here aka The Maze (scheduled to take place in September 2012) and to the artists involved in the auction.

Ok, one more time: The fake is to serve the original! We're auctioning fake originals (or is it original fakes?) to raise funds for an arts event full of original art objects, namely the festillation instaval You Are Here aka The Maze which will take place in September. So you might say we believe in the original and the fake in equal measure, though it seems likely that this evenly distributed belief denies the original its originality, or value! therefore: ""Who still believes in the original?"" when I can get a better fake.

Participating artists:

Jim Avignon, Diego Castro, Mett Eagle, Stefan Fähler, Chrigel Farner, Martina Hoffmann, Claudia Immig, Marion Jdanoff, Felix-Florian Toedtloff, Kristof Maria Künnsler, Stephan Laackman, Itty Minchesta (AtomicTitCorportation), Katharina Nesterova, Anne Paschvoß, Stephanie Piehl, Maximilian Rödel, Lisa Tiemann and Wilmar

15.05.12

...in love with

The Cigarettes!
http://revrock.blogspot.de/2011/08/theyre-back-again-cigarettes-story-show.html

02.05.12

25.04.12

Prepare to BUSDRIVE(R) with IT ...

...to Westgermany, Berlin on Friday, 27.04.2012

ich schlafe schlecht und habe fettige haare.
es regnet, es ist grau, und drei finger der rechten hand sind abgestorben und liegen weiß vor mir auf der tischplatte.
schauer laufen mir den rücken runter bis in den kleinen zeh links hinein, ebenfalls abgestorben, dann wieder hinaus - durch ein loch im strumpf ziehe ich einen zähen gräulich weißen kaugummifaden (türkisch, nach petersilie schmeckend) heraus, wickele ihn mir um den kopf, er bildet ein mandala-maze-bandana - das herz schlägt also für hiphop.

01. NewAgeSteppers
02. Hype Williams
03. Spoek Mathambo
04. Hudson Mohawke
05. Black Dice
06. East Flatbush Project
07. Outkast
08. Tyrone Davis
09. Shabazz Palaces
10. Santigold
11. The Slits
12. ESG
13. The Majesticons
14.Wankers United
15. Missy Elliot
16. Chilly Gonzales
17. Tes
18. Ariel Pink
19. Wu Tang Clan
20. Sewn Leather
21. Big Tymers
22. Tshetshesha Boys
23. Gang of Four
24. Anika
25. Al Green

Enjoy!!
http://www.mediafire.com/?b8ed7ih44cd5jw8

http://www.eineweltaushack.com/
http://www.facebook.com/events/117530345043035/

15.04.12

Am Sonntag Morgen nicht nur dies, sondern auch dies zu hören, bedeutet: der Iro verwelkt mir im Regen, Bäche aus schäumender Wodka-Kernseife stürzen aus meinen Augen.

Blut im Schuh

Ich bin dann morgens um zehn nach Hause gekommen, habe mir die Zähne geputzt und ins Leere gestarrt, ganz entspannt. 
Sieben Stunden später bin ich derselben Position aufgewacht, aus einem toten Loch, ich hatte nicht einmal gemerkt, das ich in Schlaf gefallen war. 
Zu gelähmt, um mich bewegen zu können, griff ich nach der Fernbedienung, die vor mir auf dem Nierentisch mit dem Sprung in der Glasplatte lag und schaltete ein. Die verschieden Fernsehprogramme strahlten Talkshows oder Dokumentationen über Auswandererfamilien aus- Streit und Unzufriedenheit auf allen Kanälen also. Nur auf Arte lief der Spielfilm ‚The ‚Incredible Mr.Fox‘. Den hatte ich mir bereits Weihnachten angeschaut, als es mir gelungen war, mich dem Familienfest zu verweigern, was allerdings allen meinen Freunden nicht gelungen war. Aus diesem Anlass verbrachte ich zwei seltsame, irgendwie entfremdete Tage mit viel freier Zeit. Ich durchstreifte im Schneeregen die Stadt. Ich betrat schließlich völlig verkühlt ein Kino, versank im mittleren sitz der mittleren Reihe und nippte an einem Glas Brandy, das ich hineingeschmuggelt hatte. Langsam wurde mir wieder warm.
Ich fühlte mich wie eine Hausfrau in den vierziger Jahren, draußen fallen die Bomben, der Mann ist an der Front und das Kind sitzt mit den anderen Kindern im Bunker. Man selbst gibt vor, es vom Einkaufen nicht bis in den Schutzraum geschafft zu haben und schleicht sich freudig verstohlen ins Kino.
Während des Filmes wurde ich ungerichtet sehnsüchtig, ein Gefühl im Bauch; Schmacht nach einer Zigarette, der Wunsch nach Meer und Weite, mehr Alkohol, guten Freunden und fetter Liebe. Der Wunsch, jemanden zu treffen und zusammen durchzubrennen, einfach so. Man sitzt dann zusammen auf einer Südseeinsel in einer Tikibar, die nassen, salzigen Surfbretter liegen vor einem im Sand und zehn Kinder, eigene sowie adoptierte, turnen um einen herum. Und natürlich weiß man, dass das Blödsinn ist.
Am Ende vom Film musste ich jedenfalls weinen. Ich weine häufig ohne Grund, z.b. Sonntag Morgens im Sonnenschein. Marathonläufer ziehen vorbei und Kirchenglocken läuten, das reicht schon. Auch hübsche Jungs bringen mich zum weinen. Und manchmal weine ich auch vor Freude beim Tanzen Nachts im Club. Es gibt ein Technostück, das bringt mich fast um.
Ich sitze also in Gedanken versunken regungslos auf meinem Sofa und starre blind auf den Bildschirm, als mir mit einem mal etwas Lauwarmes auf die Hand tropft. Ich zucke zusammen und hebe erstaunt die Hand vor die Augen. Ich sehe einen dunklen Tropfen auf meinem Handrücken. Ich tippe mit dem Zeigefinger der anderen Hand hinein und lecke vorsichtig daran. Ich erkenne den Geschmack sofort. Es ist der Geschmack meines eigenen Blutes. Ich betrachte meinen Handrücken, meine Finger, meine Pulsadern. Nichts blutet.
Etwas kitzelt meine Oberlippe. Ich fahre mit der Zunge entlang - schon wieder dieser Geschmack: mehr Blut. Es läuft mir direkt in den Mund.
Mit der rechten Hand fasse ich mir ins Gesicht, an die Backe, schaue meine Hand an, sie ist vollkommen blutverschmiert, das Blut trieft richtig an ihr herunter und tropft dann klebrig auf meine Jeans. Ich sehe an mir herunter- die Vorderseite meines T-shirts ist völlig von Blut durchtränkt. Ich fange an zu zittern.
Vielleicht bin ich tot? Ein Opfer der Manson Family. Ein Opfer meiner bösen Nachbarn, meiner schlechten Laune oder der Drogen, die ich niemals konsumiert habe? Unentdeckter Krebs im Endstadium? Offene beine? Kopfmenstruation? Ich stehe langsam auf und gehe auf wackeligen Beinen in Richtung Bad, ich muss mich dabei an der Wand abstützen. Mir ist übel vor Angst und Panik. Was ist bloß los mit mir? Wo kommt das viele Blut her? Ich öffne die Badezimmertür und schaue in den Spiegel. Ich bin mit Blut besudelt. Es läuft vor allem meine linke Gesichtshälfte herunter. Ich halte mein Gesicht näher an den Spiegel, drehe den Kopf. Das Blut läuft in einem dicken Strahl aus meinem linken Ohr. Eine kalte Faust schlägt mir in den Magen. Ich werde sterben, verbluten, verrecken, den Löffel abgeben - völlig grundlos. Ich habe keine schmerzen, mir tut überhaupt nichts weh. Ich pfeife laut durch die Zähne, halte mir erst das rechte Ohr zu, dann das linke, warmes Blut, rinnt durch meine Finger. Ich pfeife ein stück von Louis Armstrong und bete dann laut und wild. Ich höre alles einbandfrei. Ich greife zu einer Rolle Klopapier und stecke mir einen dicken Propfen ins Ohr. Innerhalb von zehn Sekunden hat sich das Papier vollgesogen. Das Blut rinnt weiter aus dem Ohr meine Wange und den Hals herunter, läuft zwischen meinen Brüsten bis auf Bauch und Oberschenkel herunter. Ich kotze ins Waschbecken, spüle mir kurz den Mund und wanke aus dem Bad in den Flur, wo ich mir eine Jacke überstreife. Ich brauche Hilfe. Ich muß ins Krankenhaus.
Ich laufe los, eine rolle Klopapier in der Hand, von der ich ab und zu etwas abwickele, um das alte mit Blut vollgesogene Papier zu ersetzen, das ich gegen mein Ohr presse.
Der Flughafen Tempelhof ist völlig ausgestorben. Ich bin ganz allein da draußen. Ich habe Angst, zu fallen und nicht mehr aufstehen zu können.
Am nächsten Morgen werde ich tot sein.
Ein paar Dandys, die betrunken aus einem illegalen Klub kommen und noch in einer originalen Kneipe belegte Brote essen wollen, werden mich finden. Sie werden mich auf den Kieseln liegen sehen, in meinem eigenen Blut und dann werden sie lachen, weil sie bekifft und hilflos sind. Oder ein Dackel wird kommen, kurz an mir schnuppern mich dann anpinkeln und bellen - sein Herrchen wird angelaufen kommen und mich erstaunt und wütend betrachten. Wegen mir wird er zu spät zur Arbeit kommen. Es wird ein mieser Tag werden. Das Opfer ist schuld. Die Ratten allerdings werden mich schon während der Nacht anknabbern. Oder diese Eichhörnchen, die es hier gibt. Sie turnen auf den Bäumen rum, aber ab und zu kommen sie runter und fressen alles auf. 


http://youtu.be/y-hIplBbiCc


20.02.12

red on red